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Wolken über Ebou

Wolken über Ebou

Titel: Wolken über Ebou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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»Versucht nicht, darüber zu streiten. Ihr wißt, wie eigensinnig sie ist, aber Ihr dürft nicht darauf achten. Wenn nötig, beschützt sie einfach, ohne daß sie es merkt.« Er schwieg und sah sie auch nicht an. Sie hätte in diesem Augenblick hundert Fragen stellen mögen. »Lan, wenn Ihr sie findet, müßt Ihr Nynaeve sagen, daß Myrelle Euren Bund an sie weitergeben wird, sobald Ihr drei Zusammensein könnt.« Sie hatte erwogen, diese Nachricht selbst weiterzugeben, aber es schien besser, Nynaeve nicht wissen zu lassen, daß er kam. Sie war so vernarrt in ihn wie ... wie... Wie ich in Gawyn, dachte sie reumütig. Wenn Nynaeve wüßte, daß er unterwegs war, würde sie kaum noch an etwas anderes denken. Sie würde, obwohl sie es gewiß nicht wollte, Elayne die weitere Suche allein überlassen. Nicht, daß sie sich zurückziehen und tagträumen würde, aber sie wäre zu keiner gründlichen Suche mehr fähig. »Hört Ihr mir zu, Lan?«
    »Tarasin-Palast«, sagte er tonlos und ohne den Blick zu wenden. »Gast Königin Tylins. Könnte leugnen, in Gefahr zu sein. Eigensinnig - als wenn ich das nicht bereits wüßte.« Nun sah er sie an, und sie wünschte fast, er hätte es nicht getan. Sie war von Saidar, von der Wärme und der Freude, dem reinen Leben erfüllt, aber in seinen kalten blauen Augen tobte etwas Starres und Ursprüngliches, ein Leugnen des Lebens. Sein Blick wirkte schlichtweg erschreckend. »Ich werde ihr alles sagen, was sie wissen muß.
    Wie Ihr seht, habe ich zugehört.«
    Sie zwang sich, seinem Blick fest zu begegnen, aber er wandte sich ihr wieder ab. Er hatte ein Mal am Nacken, einen Bluterguß. Es könnte - es könnte - ein Biß sein. Vielleicht sollte sie ihn warnen, ihm sagen, daß er nicht zu viele ... Einzelheiten über sich selbst und Myrelle preiszugeben brauchte. Der Gedanke ließ sie erröten. Sie versuchte, den Bluterguß nicht zu beachten, aber jetzt, wo sie ihn bemerkt hatte, konnte sie anscheinend nichts anderes mehr sehen. Aber Lan würde wohl nicht so töricht sein. Man konnte von einem Mann kein Zartgefühl erwarten, aber selbst Männer waren nicht so zerstreut.
    Sie trieben lautlos dahin, bewegten sich, ohne sich selbst zu bewegen. Sie hatte keine Angst, daß die Verlorenen oder sonst jemand plötzlich hier auftauchen könnten. Es war etwas Seltsames am Gleiten, wovon einiges Sicherheit und Zurückgezogenheit gewährte. Wenn zwei Schwestern nur Augenblicke nacheinander am selben Fleck Wegetore eröffneten, um zum gleichen Ort zu gleiten, würden sie einander nicht sehen, wenn es nicht genau derselbe Fleck war und die Gewebe nicht genau gleich gewoben wurden und eine solche Genauigkeit war in beiden Fällen nicht so leicht zu erreichen, wie es vielleicht schien.
    Nach einiger Zeit - es war schwer zu sagen, wieviel Zeit tatsächlich vergangen war, aber sie glaubte, es wäre noch keine halbe Stunde gewesen - stoppte das Floß jäh. Nichts änderte sich an dem Gefühl oder an den Geweben, die sie festhielt. Sie wußte einfach, daß sie in einem Moment noch durch die Dunkelheit eilten und im nächsten stillstanden. Sie eröffnete unmittelbar am Bug des Flosses ein Wegetor - sie war sich nicht sicher, wohin ein Wegetor führen würde, das sie am Heck eröffnete, und wollte es, um ehrlich zu sein, auch nicht herausfinden; Moghedien war allein der Gedanke daran schon erschreckend erschienen - und bedeutete Lan vorauszugehen. Das Floß existierte nur so lange, wie sie da war, anders als in Tel'aran'rhiod.
    Lan öffnete die Schranke des Flosses und führte Mandarb hinab, und als sie ihm folgte, saß er bereits im Sattel. Sie ließ das Wegetor für ihre Rückkehr offen. Niedrige, mit verdorrtem Gras bedeckte Hügel erstreckten sich in alle Richtungen. Kein Baum war zu sehen und nur vereinzelt vertrocknetes Unterholz. Die Hufe des Hengstes wirbelten kleine Staubwolken auf. Die Morgensonne am wolkenlosen Himmel brannte hier noch heißer als in Murandy. Geier mit großer Flügelspannweite kreisten im Süden und Westen.
    »Lan«, begann sie, um sicherzugehen, daß er verstanden hatte, was er Nynaeve sagen sollte, aber er kam ihr zuvor.
    »Fünf oder sechs Tage, sagtet Ihr«, erwiderte er, während er gen Süden blickte. »Ich kann es schneller schaffen. Sie wird in Sicherheit sein, ich verspreche es.« Mandarb tänzelte, war genauso ungeduldig wie sein Reiter, aber Lan hatte ihn gut im Griff. »Ihr seid seit Emondsfelde sehr weit gekommen.« Er blickte auf sie herab und lächelte. Alle diesem

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