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Wolkengaukler

Wolkengaukler

Titel: Wolkengaukler
Autoren: Anett Leunig
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Christoph nickte, offenbar erleichtert darüber, dass wir nun zumindest einen Plan hatten: „Hört sich gut an. Und was machen wir, wenn es nicht klappt?“
    „Dann“, Sonja kramte in ihrem Rucksack, „könnt ihr mich ja noch einmal anrufen, wenn ihr wollt. Vielleicht fällt mir dann noch etwas anderes ein.“ Sie zog einen Stift hervor, schrieb ihre Telefonnummer auf einen Bierdeckel und reichte ihn – Christoph! Ich zog die Brauen zusammen. Felix auch. Aber noch bevor Christoph zufassen konnte, änderte sie ihre Meinung und hielt mir den Bierdeckel hin. Dabei lächelte sie entschuldigend: „Sorry, eigentlich ist es ja dein Problem, darum brauchst auch du meine Nummer. Nicht böse sein.“
    Ich nahm den Bierdeckel und steckte ihn in meine Hosentasche. Dabei fing ich einen seltsamen Blick von Christoph auf, erstaunt, nachdenklich, wie mit Sehnsucht gemischt. Da würden wir jetzt gleich etwas klären müssen!
    „Okay, dank dir. Für deinen Rat und auch die Nummer. Wir müssen jetzt los. Tschau Felix! Wir sehen uns – ehm – wohl erst im September.“
    „Willst du weg?“
    „Ich weiß noch nicht, wahrscheinlich. Hängt davon ab, wie das hier“, ich tippte auf meine Hosentasche, in der der Bierdeckel steckte, „ausgeht.“
    „Okay, Alter, viel Glück. Ruf mich an, wie’s gelaufen ist, ja?“
    „Mach’ ich. Tschau Sonja! Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder!“
    „Das will ich doch hoffen, Jann! Viel Glück!“ Sie zwinkerte mir zu, und mit ein bisschen Widerwillen musste ich feststellen, dass auch ich hoffte, sie wiederzusehen – als Felix’ Freundin, Partnerin, Geliebte. Auch Christoph verabschiedete sich, und das, wie mir schien, eine Spur zu herzlich von Sonja. In mir drehte sich alles!
    Draußen konnte ich es keine zehn Meter weit mehr abwarten. Aufgebracht fuhr ich ihn an: „Findest du es eigentlich lustig, mit der Freundin meines Freundes zu flirten? Während ich daneben sitze?“
    Christoph war ob meines heftigen Ausbruchs ganz erschrocken, doch dann erhellte sich seine Miene, und er lachte laut auf. Was war denn daran so witzig? Er legte den Arm um meine Schulter und zog mich an sich.
    „Oh Süßer, manchmal bist du wirklich göttlich! Du bist tatsächlich eifersüchtig! Und das auf eine Frau! Bei mir!“ Er gluckste noch einmal, doch dann sah er mir ganz ernst und tief in die Augen. Sofort machte mich sein Blick ruhig wie die schillernde Wasserfläche des weiten Ozeans, und peitschte mich gleichzeitig auf wie ein Hagel aus Diamantkörnern. Vergeblich versuchte ich, die aufwallende Erregung in mir zu bezwingen. Eindringlich erklärte er: „Glaub mir, das kannst du dir sparen, wirklich! Ich habe null Interesse an ihr, jedenfalls, was das betrifft. Und sie an mir auch.“
    Okay, dann küss mich jetzt! Aber das tat er nicht, noch nicht. Noch immer in seiner Umarmung gefangen zog er mich sacht vorwärts, während er weiterredete: „Es war nur so seltsam, dass wir uns auf Anhieb so gut verstanden haben, wie gute, alte Freunde. Normalerweise komme ich mit Frauen nicht so gut klar, oder besser sie mit mir nicht. Du weißt ja, die ganzen Beziehungen, die krachen gegangen sind. Aber bei ihr war das anders. Sie ist eins von den Mädchen, die offen sind, offen für alles. Die keine Berührungsängste haben und sich nicht täuschen lassen. Sie schien von uns beiden gewusst zu haben, noch bevor ich es ihr erzählte. Und Felix hat ihr bestimmt nichts über uns gesagt. Das hat mich einfach fasziniert. Es gibt nicht viele solche Menschen, weißt du. Und wenn man so jemanden findet, sollte man sich den gut merken.“ Er küsste mich auf die Wange. „Also wirf bitte die Nummer nicht weg, ja? Aber deine Eifersucht kannst du sofort in die nächste Mülltonne verfrachten, klar?“
    Ich nickte. Wie blöd von mir! Logisch, dass ich auf eine Frau nicht eifersüchtig sein musste. Aber ich merkte daran, dass nicht nur für meinen Vater, sondern auch für mich die Situation noch aufregend ungewohnt war. Plötzlich hörte ich ihn sagen: „Obwohl ... also, bei deinem Freund, da wäre die Eifersucht schon eher angebracht.“
    „Er ist ja auch beinahe geplatzt, hast du das nicht gesehen?“
    „Das meine ich nicht.“ Seine Stimme klang plötzlich etwas rau. „Er hat so einen schönen, großen ...“
    Seine Hand glitt von meiner Schulter auf meinen Po und in meine Hosentasche. Ich schielte ihn lauernd von der Seite an. Er setzte noch einen drauf: „Da würde ich gerne mal ...“ Und damit griff er herzhaft zu.
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