Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
Vom Netzwerk:
Lachfältchen an seinen Augen bildeten, als Piper die Krebse auf dem Meeresgrund beschrieb. Kate wusste, dass ihr Gefühl, etwas verpasst zu haben, genauso stark wäre wie die Freude darüber, es erzählt zu bekommen, wenn es sich andersherum verhielt und sie diejenige wäre, die so lange fort gewesen war. Sie und Chris waren unterschiedlich gepolt.
    Als sie auch eine Tasse Kaffee für Chris einschenkte, klingelte ihr Handy auf dem Küchentresen. Sie sah auf das Display und entdeckte eine unbekannte Nummer mit Washingtoner Vorwahl. »Hallo?«
    »Kate, hier ist Anthony. Bist du noch im Urlaub?«
    Sie hätte nicht rangehen sollen. Sie war nicht darauf vorbereitet, über den Job im Restaurant zu reden. »Hi. Ja, wir haben noch ungefähr eine Woche.«
    »Wie läuft’s?«
    »Super. Wir kommen jedes Jahr hierher. Es ist einfach toll hier.«
    »Schön. Und hast du schon mit den Restaurantbesitzern gesprochen?«
    »Nein«, entgegnete sie. »Sie haben sich nicht gemeldet.«
    Er antwortete nicht sofort. »Du solltest dich ja auch bei ihnen melden.«
    Durchs Fenster sah sie, wie James einen Putt vorführte und dann hochsprang und mit den Fäusten in die Luft schlug. Chris schlug mit beiden Händen bei ihm ein.
    »Tatsächlich? Ich dachte, sie würden sich bei mir melden. Ups.«
    »›Ups‹?« Anthony seufzte. »Ruf sie an, Kate. Sie werden sich im Laufe der nächsten Wochen ernsthaft um eine Patissière kümmern, und dann verlierst du deinen Vorteil. Wir brauchen dich. Wir brauchen deine Crème brûlée.«
    Brauchen . Das musste eines der am häufigsten missbrauchten Wörter sein. Sie mochte Anthony. Doch in dem Moment, in dem sie ablehnte – wenn sie denn ablehnte –, würde er irgendeinen anderen Kollegen an der Strippe haben und unbedingt dessen Schokoladensoufflé brauchen.
    »Haben sie schon einen Eröffnungstermin festgelegt?«
    »Nein. Sie möbeln noch die Location auf. Aber ich glaube, den Oberkellner und den Sommelier haben sie schon.«
    Draußen zogen die Kinder gerade lange Päckchen aus einer von Chris’ Taschen. Piper faltete Drachen aus buntem glänzendem Papier auseinander. Chris deutete auf den Rasen, und alle drei verließen die Veranda.
    »Sag noch mal«, hakte Kate nach. »Ging es um eine Vollzeitstelle?«
    »Vollzeit?«, fragte Anthony. »Wie meinst du das?«
    »Na ja, wie viele Leute stellen sie ein? Du weißt schon, gibt es die Möglichkeit, weniger Tage zu übernehmen?«
    Er schien verwirrt und zögerte. »So wie eine Stellenaufteilung?«
    »So was in der Art. Also, wenn genügend Leute für die Desserts angestellt wären, dann müsste nicht einer die ganze Zeit da sein.«
    »Was ist los mit dir?«, brach es aus ihm heraus. »Natürlich ist es Vollzeit. Es geht hier nicht um irgendeinen Hot-Dog-Stand.«
    Sie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Sie hätte nichts sagen sollen. »Nein, das weiß ich. Beruhige dich. Ich kannte nur jemanden in Connecticut, der das so geregelt hat.«
    »Na ja, das ist ja auch Connecticut . Diese Investoren haben den Beard-Preis für ihr letztes Projekt bekommen. Den bekommt man nicht mit einer Scheiß-Teilzeit-Regelung.« Er seufzte. Anthony war ein Seufzer.
    »Katie, wenn es dir damit nicht ernst ist, dann musst du’s mir sagen. Es wär toll, wenn wir wieder zusammen arbeiten würden, aber ich geh hier kein Risiko ein, nur damit du dann einen auf Mami machst.«
    Beinahe wollte sie ins Telefon blaffen, dass sie natürlich das Angebot annehmen würde. Es war wirklich eine großartige Gelegenheit. Sie konnte die glatten Edelstahlgeräte in den Händen spüren, die Kontrolle, die zum Erfolg führte, die Fähigkeit, alle Eventualitäten einzukalkulieren, was in anderen Lebensbereichen nicht oft der Fall war. Ein Bild von Jonah mit seiner Winnie-the-Pooh-Brotdose tauchte vor ihrem inneren Auge auf, der dreijährige Jonah mit wilden Locken an seinem ersten Tag in der Vorschule. Elizabeth, die ihn abholte und sich mit gemischten Gefühlen darüber freute, dass er nicht mitkommen wollte. So schnell. Es geht alles so schnell vorbei.
    »Nein, nein, ich rufe sie an«, beruhigte sie ihn. »Gib mir noch mal die Nummer.« Als sie nach einem Stift griff, sah sie, wie Chris Piper dabei half, einen kunterbunten Drachen steigen zu lassen. Der Drachen stieg höher und wurde vom unberechenbaren Wind davongetragen. Pipers Hände erstarrten ausgestreckt vor ihr und wollten ebenso sehr festhalten wie loslassen.
    Kate ging mit den beiden Kaffeetassen in den Händen und der Kamera unterm

Weitere Kostenlose Bücher