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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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mich zurückgerufen, als du gerade mit den Kindern unterwegs warst, um fürs Abendessen einzukaufen.«
    Chris hielt inne, die Gabel in der Hand. Sie sah, wie er registrierte, dass das alles gestern Abend passiert war und sie am Nachmittag mit Michael gesprochen, es aber die ganze Zeit nicht erwähnt hatte. Eigentlich hätte sie so etwas sofort erzählt. Das war das größere Problem. Chris spielte mit der Gabel in seiner Hand und aß dann weiter.
    Kate hatte es falsch eingeschätzt. Weil sie es nicht früher angesprochen hatte, hatte sie dem Ganzen mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen, als wenn sie es beiläufig erwähnt hätte. Chris hätte es vielleicht abgetan, eventuell sogar gereizt reagiert, aber zumindest wäre er mit einbezogen worden. Sie zwang sich dazu, ein kleines Stück Hummerschwanz abzuschneiden und in Butter zu tunken.
    »Und was wirst du jetzt tun?«, fragte Chris.
    »Ich würde gern auf dem Rückweg bei den Martins anhalten, Dave die Truhe geben und kurz mit ihm reden.«
    Chris nickte. Er hätte das nicht unbedingt mit ihr besprechen müssen, doch es ärgerte ihn, dass sie die Entscheidung allein getroffen hatte. Wenigstens hatte sie Ich würde gern gesagt, statt es als ausgemachte Sache zu verkünden. Aber das war auch schon alles.
    »An einem Sonntag im Sommer?«, sagte Chris. »Dann kommen wir extrem spät nach Hause.«
    »Ich dachte mir, dass du vielleicht schon mit den Kindern weiterfährst und ich dann später den Zug nehme. Ich will es nicht in knappen Sätzen und Andeutungen vor allen Kindern besprechen.«
    Damit hatte er nicht gerechnet. Es waren nicht die Unannehmlichkeiten – die Martins waren leicht vom Highway aus zu erreichen –, auch wenn es ein wenig Umstände machte. Sie würden ein paar Höflichkeiten austauschen und dann entweder die Kinder kurz toben lassen oder ihnen eröffnen, dass sie nicht zum Spielen bleiben würden. Dann würde er weiterfahren, zumindest das Wichtigste aus dem Auto ausladen und die Kinder ins Bett bringen. Sich allein um die Kinder kümmern – nichts, was Kate nicht schon Tausende Male gemacht hatte, während er unterwegs war. Doch es war mehr als das. Sie würde den Abend allein mit Dave Martin verbringen. All das konnte Kate in Chris’ Gesicht ablesen.
    »Dann ist das also entschieden, nehme ich an.« Chris stand auf und brachte seinen Teller in die Küche.
    Kate saß allein am Tisch und sah dem Mückenschwarm hinter der Citronella-Kerze zu, während ihr Muschelfond abkühlte und ihr Hummer zäh wurde. Chris kam wieder aus dem Haus, trat von der Veranda in die Dunkelheit und unter die Insekten und ging zum Strand.
    Schließlich hatte Kate aufgeräumt und war zu Bett gegangen. Als sie endlich einschlief, nachdem sie versucht hatte, die Gedanken an Elizabeth zu verdrängen, die sich allein durch Krebstherapien kämpfte, war Chris immer noch nicht zurück.

    Chris fuhr vom Highway ab, und die Veränderung im Tempo weckte Piper und James.
    »Sind wir zu Hause?«, fragte Piper.
    »Das ist nicht unser Zuhause«, sagte James mit einem Blick aus dem Fenster. »Das ist unser altes Zuhause. Hey, wir fahren zu den Martins.«
    Chris sagte nichts. Kate verstand sein Schweigen als Signal, dass er den Kindern nicht sagen würde, dass sie nicht zum Spielen dablieben.
    »Wir halten kurz bei den Martins, weil ich etwas abgeben muss«, erklärte sie. »Ich bleibe da und rede mit Dave. Aber ihr beiden fahrt mit Daddy weiter nach Hause, und ich komme später mit dem Zug nach.«
    »Kann ich auch bleiben und mit dem Zug fahren?«, fragte James.
    »Ich will auch mit dem Zug fahren!«, rief Piper.
    »Sonst fährt keiner mit dem Zug«, schaltete Chris sich ein. »Mom kommt zu spät nach Hause.«
    Sie bogen in die Straße der Martins ab. Dave war im Vorgarten und mähte den Rasen. Jonah und Anna malten mit Kreide auf der Einfahrt, und Emily hockte neben ihnen im Laufstall. Daves System, drei Kinder und Gartenarbeit zu vereinbaren.
    Zu Anfang hatte es einen Schwall von Nachbarschaftshilfe gegeben. Alle wollten auf die Kinder aufpassen, dahinter steckte vielfach die Überzeugung, dass es zu viel für einen Vater war, sich allein um drei Kinder zu kümmern. Dave hatte Kate erzählt, dass es abends Angebote zum Babysitten hagelte und Lasagne auf der Türschwelle stand, wenn man ihn tagsüber im Supermarkt gesehen hatte, wie er sich mit den Kindern durch die Einkäufe kämpfte. Es spielte keine Rolle, dass Elizabeth das die ganze Zeit über auch gemacht hatte. Einmal, ein paar

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