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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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er das Buch genommen hatte, Schaden genommen hätte, dann könnten sie es sicher nicht am Telefon wiedergutmachen.
    »Wie lange willst du bleiben?«
    Chris’ nonchalanter Tonfall wurde durch die Art, wie er das Lenkrad hielt, Lügen gestraft. Seine Hände lagen auf zehn und zwei Uhr, so wie es angespannten Jugendlichen in der Fahrstunde beigebracht wurde. Er war nicht so lässig wie sonst; kein Ellenbogen lag im Fenster, während er mit der anderen Hand das Lenkrad hielt, ganz der Kapitän auf seinem Schiff.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Kate. »Ein paar Stunden.«
    Chris hielt den Blick auf die Straße gerichtet.
    Am Abend zuvor, nachdem die Kinder zu Bett gegangen waren, hatten sie ein spätes Abendessen auf der Veranda eingenommen. Sie saßen am runden Tisch mit einer Citronella-Kerze in der Mitte – die Ankunft begriffsstutziger Insekten am Abend kündigte stets das Ende des Sommers an –, und Kate hatte sich nicht zum ersten Mal gefragt, warum sie so etwas zu Hause nie machten. Es lag nicht daran, dass sie keinen Grill hatten oder es keine guten Meeresfrüchte in Washington gab. Es machte die Ferien zu etwas Besonderem, im Freien zu essen, sagte sie sich, und das stimmte auch zum Teil, aber nicht ganz. Die Wahrheit war, dass sie sich zu sehr von ihren täglichen Verpflichtungen in Anspruch nehmen ließen, als dass sie eine Unterbrechung willkommen hießen.
    Sie dünstete die Muscheln in einem Wein- und Schalottenfond und wickelte halbierte Kartöffelchen mit Öl und Meersalz zum Rösten in Alufolie ein. Chris garte den Hummer auf einer Kochplatte am Grill. Dann saßen sie zusammen am Verandatisch und blickten auf den Garten, das Wasser und den in Orange getauchten Himmel.
    Kate holte Luft. »Ich habe heute etwas über Elizabeth herausgefunden.«
    Chris sah noch einen Moment länger über den Rasen und wandte sich ihr dann mit einem geduldigen Lächeln zu. Können wir nicht einfach einen schönen letzten Abend verbringen?
    »Aha?«
    Er fragte nicht, was oder wie sie es herausgefunden hatte, wo doch das einzige Tagebuch, das sie noch nicht gelesen hatte, nicht aufzufinden war. Er nahm seine Gabel und begann zu essen.
    Sie nahm seine Gleichgültigkeit zur Kenntnis und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sie störte. Sie musste einen Weg finden, um sein Interesse zu wecken. Wenn er ihr schon nicht helfen konnte, die Geschichte zu verstehen, dann sollte er sie wenigstens bei ihrem Vorhaben unterstützen. Sie erzählte vom nächtlichen Fernsehen, dem Schmuck und den Entsaftern und der Visitenkarte in der Truhe.
    Chris schwieg einen Augenblick länger, als sie es nachvollziehen konnte, und dann nahm er noch einen Bissen von seinem Teller. »Elizabeth wollte also nach Joshua Tree fliegen, um einen Entsafter zu kaufen?«
    Kate fiel die Kinnlade herunter. Chris war selten bissig und niemals ihr gegenüber. Sie spürte, wie sie sich innerlich vom Tisch entfernte, wie in einem filmischen Trick, ein schnelles Hinausschwenken der Kamera.
    Sie würde die Unterhaltung kurz und geschäftsmäßig halten. Er würde sich nichts mehr über Elizabeth anhören müssen, was zugleich signalisieren würde, dass sie sich ihm nicht mehr anvertrauen würde. So konnte eine Ehe nach neun Jahren sein: ein so feinjustiertes Gerät, dass der simple Akt, ein Thema zu verweigern, sowohl ein Geschenk als auch ein Schlag sein konnte.
    »Ich glaube, dass sie Krebs hatte und niemandem davon erzählte.«
    Chris war offensichtlich verblüfft. Normalerweise wäre nun ein Gespräch nicht nur über Elizabeth, sondern auch über Ehrlichkeit und Täuschung im Allgemeinen gefolgt – über die Seiten, die man einander in einer Ehe und in der Freundschaft zeigte, und solche, die man verbarg. Kaum hatte sie es so direkt ausgesprochen, wusste sie bereits, dass es sich ganz falsch anhörte. Doch sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, ernsthaft draufloszuplappern, wenn Chris so neben ihr saß.
    »Krebs. Hm.« Er nahm einen großen Bissen von seinem Maiskolben und gab noch mehr Butter darauf. »Wie kommst du darauf?«
    Sie sah ihm beim Essen zu. »Ich habe die Nummer für das Therapiezentrum gefunden, zu dem sie fliegen wollte. Sie stand auf einer Visitenkarte. Der Typ dort kannte sie. Er hat sein Beileid ausgesprochen und kannte ein paar Einzelheiten über die Familie.«
    Das gab Chris zu denken.
    »Wann?«
    »Seit wann er sie kannte?«
    »Nein, wann hast du angerufen?«
    »Ich habe heute Morgen eine Nachricht hinterlassen. Er hat

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