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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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sentimentalen Anwandlung wünschte sie sich, falls ihnen irgendetwas zustoßen sollte, dass ihr das Gleiche widerfuhr. Sie stand am Bordstein, bis das Auto an der Kreuzung abbog und sie es nicht mehr sehen konnte.
    Dave ließ den Rasenmäher im Leerlauf laufen und sah zu ihr hinüber. Dann schob er ihn an und ging los.
    Seine Kinder begannen sich zu langweilen und sprangen in der Einfahrt auf ihrer Kreide herum, bis sie zu bunter Asche zermalmt war. Sie wollten ins Haus gehen und dort spielen.
    Kate warf Dave einen Blick zu, um zu sehen, ob er ihr etwas sagen wollte – wie lange er noch mähen wollte, was sie mit den Kindern unternehmen sollte, wann sie essen würden. Doch er sah nicht auf.
    Mit Emily auf der Hüfte ging sie die Einfahrt hinauf, und Jonah und Anna folgten ihr. Dave schritt unbeirrt weiter, eine Bahn nach der anderen.

Einunddreißig
    Nachdem Kate Emily auf dem Boden abgesetzt hatte, blieb sie mitten in der Küche stehen. Sie brauchte immer einen Augenblick, um sich daran zu gewöhnen, wie es hier jetzt aussah. Post auf den Arbeitsflächen, in den Regalen mit den Kochbüchern stapelte sich Tupperware. Die mit Magneten an der Kühlschranktür befestigten Bilder waren noch immer die gleichen wie im letzten Sommer.
    Jonah und Anna sahen sie erwartungsvoll an und setzten sich dann an den mit Malutensilien übersäten Küchentisch. Kate könnte mit der Zubereitung des Abendessens anfangen, doch war sie nun Gast hier. Sie wagte es nicht, sich so selbstverständlich zu verhalten wie früher, die Schränke zu öffnen und in den Kühlschrank zu schauen, um zu sehen, was sie kochen könnte. Es fühlte sich falsch an. Sie überlegte, ob sie versuchen sollte, Daves Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Willst du, dass ich … Nein. Er hatte von Spaghetti gesprochen.
    Sie öffnete die Schränke und suchte nach Dosen mit gehackten Tomaten. Jonah und Anna verlangten nach Bechern mit Wasser für ihre Pinsel und wollten ihre Strudel aus Wasserfarben zu Ende malen. Emily saß auf dem Boden und sah sie mit ihren großen blauen Augen über ihre Schnabeltasse hinweg an. Sie hielt den Becher mit beiden Händen fest, und ihre Finger sahen aus wie zehn kleine Ringe, die um die grünen Plastikgriffe herumlugten.
    Kate erhitzte Olivenöl mit zerdrücktem Knoblauch in einer Pfanne, und ihr Magen zog sich bei dem Geruch zusammen. Ihr Appetit reagierte nur selten auf Stress; sie hatte schon unter beinahe allen nur möglichen Umständen gekocht, neben ausfallend werdenden Köchen und um sie herumschleichenden Bräuten und einmal neben einem Kollegen, der sich sauber einen Finger abgeschnitten hatte. Aber es war lange her, dass sie so uneins mit Chris gewesen war. Bei dem Gedanken an ihn und an die Unterhaltung, die sie zu Hause erwartete, krampfte sich ihr Magen zusammen.
    Sie setzte einen Topf mit Wasser auf und hörte, wie der Motor des Rasenmähers verstummte. Anschließend schob Dave den Mäher in die Garage zurück, und Metall schepperte über die Einfahrt. Kurz darauf kam er in die Küche und entdeckte die halbfertige Soße und den angefangenen Salat. Ihm tropfte der Schweiß aus den Haaren in die Stirn, und seine Schienbeine waren mit Maschinenöl verschmiert.
    »Okay, alles klar.« In seiner Stimme lag nur ein Hauch seines näselnden Akzents. »Ich gehe unter die Dusche.«
    Kate fragte sich, wie er es wohl normalerweise mit dem Duschen nach dem Rasenmähen handhabte. Vielleicht mit dem Fernseher und dem Laufstall im Schlafzimmer. Oder vielleicht hätte er sie auch durchs Abendessen gesteuert, ohne zu duschen, Schweißtropfen auf dem Geschirrtuch und Grasschnitt auf dem Fußboden hinterlassen und erst lange heiß geduscht, wenn die Kinder schliefen.
    »Ich warte noch mit den Nudeln, bis ich höre, dass die Dusche abgestellt ist«, sagte sie. »Dann sind sie zehn Minuten später fertig.«
    Er nickte und ging nach oben, nachdem er gesehen hatte, dass die Kinder beschäftigt waren. Kate drehte sich wieder zum Herd, rührte die Soße um und zerstieß die größeren Tomatenstücke mit dem Holzlöffel. Sie sah sich die Bilder an den Küchenwänden an. Das Porträt des Eis essenden Mädchens hing immer noch dort, das Werk einer unerfahrenen Künstlerin, mit asymmetrischen Augen, aber sicherlich gut für einen Teenager, und jetzt auch erkennbar als das Mädchen auf dem Foto aus der Truhe. Das Bild, das Amelia Drogan damals an Weihnachten den Rest gegeben hatte und sie dazu gebracht hatte, an den Zufluchtsort zu fahren, der ihr

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