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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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war es noch so still.«
    Er füllte den Türrahmen aus wie der Prototyp eines Mannes aus einer Duschgelwerbung, frisch gewaschen und nach Kiefernnadeln duftend. Kate hatte ihn nicht so präsent in Erinnerung aus den Tagen, an denen sie noch um die Ecke gewohnt hatte, oder selbst von den Gelegenheiten, zu denen sie ihn im vergangenen Jahr gesehen hatte. Als Elizabeth noch lebte, war er wie eine Vater-Pappfigur gewesen, die ein und aus ging, eine witzige Bemerkung fallenließ oder im Hintergrund am Grill stand. Wenn er jetzt einen Raum betrat, dann bemerkte man es.
    Er nahm Kate den Becher aus der Hand und wischte ihn an seinem T-Shirt ab. Kate spürte, dass Normalität vielleicht doch möglich war, so lässig, wie Dave sich gab, und der Kloß in ihrem Magen löste sich etwas. Sie schüttete die Penne in das kochende Wasser auf dem Herd.

    Kurz vor sieben ging Dave mit den Kindern nach oben, um sie zu baden, während Kate den Abwasch erledigte. Auf dem Weg aus der Küche, Emily auf der Hüfte, die beiden anderen kraxelten bereits die Treppe hoch, zog er die Schublade des Telefontischchens auf und warf Kate den Zugfahrplan zu. Sie wusste, dass sie Chris anrufen sollte, scheute aber das knappe Telefonat und den schroffen Klang seiner Stimme. Sie wischte die Arbeitsflächen ab und sortierte die Tupperdosen. Als es in der Küche nichts mehr aufzuräumen gab, kramte sie ihr Handy aus ihrer Tasche und wählte.
    Niemand nahm ab. Kate sprach Chris auf die Mailbox, dass sie den Zug um 20.56 Uhr nehmen und kurz nach ein Uhr zu Hause sein würde. Sie sprach mit so viel Wärme in den Hörer, wie sie aufbringen konnte, und versuchte, die Worte so optimistisch wie möglich klingen zu lassen.
    Sie ging zum Wohnzimmer und ließ von der Tür aus den Unterschied auf sich wirken, wie es vorher ausgesehen hatte und wie es jetzt aussah. Früher gab es dort kein Spielzeug, nur irgendwelchen Schnickschnack für Erwachsene und bessere Lampen als im Spielzimmer. Dave machte solche Unterschiede nicht, und sowohl Wohnzimmer als auch Küche waren übersät mit Puzzeln, Spielen und Büchern, wo immer sie zuletzt benutzt worden waren. Kate sammelte ein paar Puppen ein und trug sie zur Kiste nebenan, in der sie immer aufbewahrt worden waren. Zurück im Wohnzimmer, setzte sie die Holzpuzzles mit Bauernhoftieren, Dinosauriern und Haustieren zusammen.
    Sie sah auf zu den Bücherregalen, die mit Romanen im Taschenbuchformat und gebundenen Kunstbänden vollgestellt waren. Gerahmte Fotos der Kinder standen überall vor den Büchern, so dicht neben- und voreinander, dass Kate jedes Mal etwas Neues entdeckt hatte, wenn sie sich die Bilder angesehen hatte. Und dort ganz rechts auf dem obersten Regalboden stand eine ihr unbekannte gerahmte Zeichnung – Bleistift oder Zeichenkohle, dunkel und verwischt. Unbestimmte geschwungene Linien nach außen und nach unten. Ein Wasserfall, eine Trauerweide. Was immer es darstellte, es war unvollendet, die groben Striche eines Werks in Arbeit. Als Kate genauer hinsah, nahm es schärfere Konturen an, die des Gesichts einer Frau, ein subtiles Profil, das bei ihr ein Schaudern der Erkenntnis auslöste. Eine nicht nennenswerte Nase, ein rundes Kinn über einem schmalen Hals und ein gerade geschnittener Pony. Eine Welle dunklen Haars, das sich unter ihr Kinn schmiegte, aber nur, wenn es vernünftig geschnitten und in Form gebracht wurde, was zu selten der Fall war. Und unter dem geneigten Kopf die kringeligen Löckchen auf dem Kopf eines Säuglings, der gerade gestillt wurde. Pipers Kopf.
    Sie hörte, wie Dave die Kühlschranktür öffnete. Dann kam er ins Wohnzimmer und blieb mit seinem Bier in der Hand stehen, als er sah, dass sie die Spielsachen seiner Kinder beinahe schon aufgeräumt hatte. Sein Blick wirkte wie ein Schulterzucken, und er ging durchs Zimmer, schob die Verandatüren auf und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in einen Klubsessel sinken. Die gleiche Botschaft wie auf dem Rasen: Setz dich dazu oder auch nicht, wie du willst. Sie ließ sich Zeit damit, die komplettierten Holzpuzzles zurück in ihre Schatullen zu stecken. Dann ging sie in die Küche und holte sich ebenfalls ein Bier.
    Es dämmerte allmählich, und der leere Rasen und die Schaukel erinnerten an einen verlassenen Schulhof in den Sommermonaten. Durch das kleine Wäldchen hinter dem Grundstück der Martins drangen die Geräusche von Kindern, die noch nicht ins Bett gebracht worden waren, und im Garten rechts nebenan konnte Kate die Nachbarn auf

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