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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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vor so vielen Jahren begangen hatte. Dave wollte, dass Kate ihm zustimmte, und sie wusste, dass sie etwas sagen sollte wie: Ja, das würde man meinen . Doch vielleicht spielte es in solch einer Situation keine Rolle, wie viele Jahre vergangen waren. Es war keine Kleinigkeit, sich von einer Person abzuwenden, wenn diese krank war, ihr zu vermitteln: Nein danke, davon war nicht die Rede . Vielleicht war das sogar tatsächlich etwas, über das man niemals hinwegkam.
    »Na ja«, sagte Kate, »sie schien einfach über manches nicht reden zu wollen. Ich glaube, ihre Verschlossenheit überwog alles andere.«
    Das war eine unverbindliche Feststellung, aber Kate wusste nicht, ob Dave ihre Erkenntnisse hören wollte. Wag es ja nicht, mir zu sagen, was meine Frau gewollt hat .
    »Es scheint ihre Art gewesen zu sein, diese Verschlossenheit. Sie wollte selbst bestimmen, wie sie wirkte. Ich glaube nicht, dass ihre Heimlichtuerei unbedingt etwas mit Vertrauen zu tun hatte.«
    Das stimmte nicht ganz. Wenn Kate ehrlich gewesen wäre, hätte sie gesagt: Elizabeth gibt einem nur eine Gelegenheit, sie zu enttäuschen . Sie wollte Dave allerdings nicht daran erinnern. Er hatte jetzt die Truhe. Er würde es schon früh genug herausfinden.
    »Heimlichtuerei, das ist schon ein starker Ausdruck dafür«, sagte er. »Sie hat ziemlich viel heruntergespielt, das weiß ich. Hat so getan, als wäre ihre Arbeit ihr nicht so wichtig. Wenn sie die Übermutter spielen wollte, weil sie sich dadurch wie ein besserer Mensch fühlte, ist das okay. Ich wollte nur, dass sie glücklich ist. Aber dass sie richtige Geheimnisse hatte? Da bin ich nicht sicher. Nicht bis zu dem hier.« Er deutete mit dem Bier in der Hand auf das Foto. »Das ist eine ganz andere Liga. Sie hatte kein Vertrauen.«
    Er wusste also, wie Elizabeth in Bezug auf ihre Arbeit empfunden hatte. Kate lehnte sich im Sessel zurück und fragte sich, was er sonst noch wusste. Vielleicht wären Elizabeths Aufzeichnungen gar keine solche Überraschung für ihn, wie sie angenommen hatte; vielleicht ging es gar nicht so sehr darum, dass sie etwas verheimlichte, sondern um die kalkulierte Präsentation, Tag für Tag. Was man erzählte, wie und wann; was man herunterspielte und was man gar nicht erwähnte. Das unterschied sich gar nicht so wesentlich von Kates Verhalten in den letzten Monaten.
    »Klar, es geht um Vertrauen«, sagte sie. »Aber vor allem ja um eine Art Mangel an Selbstvertrauen bei ihr selbst.«
    »Das ist ja eine interessante Wendung.«
    »Darum geht es doch, wenn jemand nicht zeigt, wer er wirklich ist, oder? Dann vertraut derjenige nicht darauf, dass die anderen die Entscheidungen gutheißen, die er trifft, oder ihn so nehmen, wie er ist. Und das stimmt ja vielleicht auch.«
    Dave gab ein höhnisches Pfff von sich und sah in den Garten. Mangelndes Vertrauen tat anders weh. Zu wissen, dass die Partnerin daran zweifelte, ob die Liebe zu ihr umfassend genug war, um sie so, wie sie war, zu akzeptieren. Dass sie befürchtete, wenn auch nur einen Moment, man würde womöglich nicht bleiben. Dave schüttelte den Kopf.
    »Na ja«, sagte Kate, »zumindest weißt du, dass sie nichts mit jemand anderem hatte.«
    Er sah sie verständnislos an. Da wurde ihr bewusst, dass er es nicht wusste. Er wusste nur, dass Michael ein Mann war, der ihm seine Frau entzogen hatte. Es war egal, dass er Kate am Bungalow gesagt hatte, er erwarte, sie würde ihm alles erzählen, was sie wusste. Sein Gesicht zeigte ihr jetzt, dass er diese Unterhaltung nie gewollt hatte, er wollte nie von jemand anderem etwas über seine Frau erfahren.
    »Stand das in den Büchern?«
    »Nicht ausformuliert.«
    »Erzähl’s mir.«

    Als Kate geendet hatte, waren die Kinder aus der Nachbarschaft in ihre Häuser gegangen. Sie wollte das Aura Institut verharmlosen. Mit Andeutungen darüber, dass sie auf derselben Seite standen, eine ironische Bemerkung über den Ort, den Elizabeth ihnen beiden vorgezogen hatte. Doch während sie es erklärte, widerstand sie dem Bedürfnis.
    Dave reagierte nicht sofort. Sie hörten das Zirpen von Insekten und das Murmeln der Nachbarn, zufrieden auf ihrer Veranda, doch wenig andere Laute.
    »Du sagst also, sie wollte nach Kalifornien in irgend so ein durchgeknalltes Heilungszentrum.«
    »Es scheint so. Ich habe selbst mit ihm gesprochen, und er hörte sich gar nicht mal so durchgeknallt an. Er wusste viel über sie und über eure Familie –«
    »Er weiß einen Scheißdreck über meine

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