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Wolkentaenzerin

Wolkentaenzerin

Titel: Wolkentaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nichole Bernier
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Freundin lehnte mit dem Rücken an der Wand, und er beugte sich über sie, die Handflächen links und rechts neben ihrem Kopf abgestützt. Sie standen neben dem Fenster des Kiosks, und Kate ging beiläufig an ihnen vorbei, als würde sie nicht versuchen einzuschätzen, ob die Frau bedroht wurde. Ihre Stimmen waren nun zärtlicher, der junge Mann klang, als würde er womöglich zu weinen anfangen.
    »Einen großen Kaffee«, bestellte sie beim Verkäufer.
    Während er ihr einen Becher aus einem Industriekaffeespender einfüllte, sah sich Kate am Tresen um. Es gab eine Blechdose für Trinkgeld und Spendenbüchsen für diverse Kinderkrankheiten. An der Seite neben Ketchup, Mayo und Milch klebte ein Plakat für eine Ausstellung an der NYU .
    Kate hatte erst letzten Sommer auf ihrem gemeinsamen Spaziergang erfahren, dass Elizabeth auf die NYU gegangen war, oder vielleicht hatte sie es gewusst, aber wieder vergessen. Als Elizabeth Kate von ihrem Malerei-Workshop in Joshua Tree erzählte, hatte sie Kates Überraschung bemerkt und erklärt: Ich habe am College Kunst studiert .
    Kate wusste nur wenig über Kunst und versteckte ihre Unwissenheit gewöhnlich mit Bemerkungen von der Stange über die Tänzerinnen von Degas oder Pollocks Klecksereien. Ich war nie so richtig für so was gemacht , gab sie zu, während sie mit einem Stock im Sand herumstocherte. Sie vermutete, dass Elizabeth an all das dachte, was Kate an kultureller Bildung fehlte, weil sie zur Kochschule gegangen war.
    Ich habe das College nie beendet , hatte Elizabeth gesagt.
    Ach, schau an, hatte Kate gedacht. Beinahe hätte sie einen Scherz darüber gemacht, bemerkte aber die Anspannung in Elizabeths Stimme.
    Na ja , hatte sie gesagt. Etwas unbedingt zu Ende zu bringen wird eh überbewertet . Und Elizabeth hatte aufgesehen und sie angelächelt.

    Kate setzte sich ans Fenster auf die linke Seite des Zuges, wo man die bessere Aussicht hatte, wenn man tagsüber fuhr und die vorbeiziehende Küste betrachten konnte. Sie wusste nicht, ob Chris zu Bett gegangen war oder noch auf sie wartete. Er war ein Nachtmensch, doch auch er hatte seine Grenzen. Er war verärgert und enttäuscht. Und noch etwas veranlasste ihn vermutlich dazu, den langen Tag zu beenden und ihrer Seite im Bett den Rücken zuzukehren. Es war nicht Neid, denn er war niemand, der andere beneidete, doch es kam dem nahe. Was ihm heute und in der letzten Zeit fehlte, war eine enge Verbindung zu seiner Frau oder Verständnis dafür, was sie den ganzen Sommer über beschäftigt hatte. Dave hatte genau das: Verständnis.
    Als Kate zwei Stunden zuvor im Flur der Martins stand und das Taxi bereits vor der Tür auf sie gewartet hatte, hatte sie vor der Verabschiedung gezögert. Dave lehnte im Dunkeln am Türrahmen, eine Schulter an der Kante der geöffneten Tür und der andere Arm locker in die Seite gestützt. Sie konnte seine Seife riechen, die er in der Dusche benutzt hatte, moschusartig, weil er sich nicht länger mit einer Frau die Seife teilen musste. Die verblassten Valentinsherzen hingen noch an der Tür, hoffnungslos veraltet.
    Die Truhe stand neben der Tür. »Hier sind sie also«, hatte Kate gesagt.
    »Wieder zu Hause, wo sie hingehören.«
    Ihr fiel keine angemessene Antwort ein. Mit Sicherheit nicht: Viel Spaß damit oder: Ruf mich an, wenn du darüber reden willst . Der Truhendeckel war so schief ausgerichtet wie ein Gebiss, das eine Zahnspange benötigte.
    »Tut mir leid wegen des Schlosses.«
    Er zuckte die Schultern. »Ich habe sowieso keinen zweiten Schlüssel gefunden.«
    Sie hätte dann aus der Tür treten und ihm im Vorbeigehen einen flüchtigen Kuss auf die Wange geben können, ihn kurz an der Schulter berühren und den Rasen hinuntergehen können, zurück zu ihrem eigenen schief ausgerichteten Leben. Doch es gab da noch etwas.
    »Weißt du, ihre Tagebücher aus den früheren Jahren … So wie sie über Ehe und Kinder schreibt … Sie war damals noch ein anderer Mensch.«
    Im Dunkeln konnte Kate Daves Gesicht nicht sehen.
    »Ich glaube, dass sie sehr hart dafür gearbeitet hat, um die Mutter zu werden, die sie dann war, und vielleicht hat sie auch mit Depressionen zu kämpfen gehabt. Aber nur weil sie nicht von vornherein so war, macht es das nicht weniger real. Ich finde, es zeigt, wie sehr sie sich ihrem Ziel verpflichtet fühlte.«
    Dave sah zu Boden und schüttelte den Kopf. »Na, na«, sagte er mit der weichen Stimme eines Vaters, der ein aufgewühltes Kind beruhigte.
    Er mochte keine

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