Wolkentaenzerin
klaustrophobische Attacken in der Zweisamkeit bekäme oder sich in Golforgien verlieren würde – stellten sich als unbegründet heraus. Sie hatte Zeit für sich. Dave respektierte ihre Privatsphäre. Und obwohl er mit dem Turnier beschäftigt war, nahm es ihn nicht vollkommen ein.
An ihrem Geburtstag führte er sie abends in ein Restaurant in einem ehemaligen Gemischtwarenladen mitten auf einer Ananasplantage aus. Während sie Passionsfrucht-Margaritas schlürften, schob er ihr eine kleine Samtschatulle über den Tisch zu. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Mein erster Gedanke war, oh nein, und dann lief schon eine Parade von Bildern vor mir ab … Hypothekenzahlungen, vollgemachte Windeln, Langeweile. Doch als ich das Kästchen aufmachte, lag darin ein wunderschönes Paar Diamantohrringe, kleine perfekte Achtecke, in denen sich das Kerzenlicht brach und das Wasserglas wie kleine Sternchen spiegelte. Auf der Karte stand: »Du bist mein Fels.«
Kate hörte Schritte hinter sich und spürte eine Hand auf der Schulter.
»Hey.« Chris ging am Sofa vorbei in die Küche. »Du bist früh auf.«
Kate legte das Buch auf den Schoß. »Die Vögel haben mich geweckt. Es war fast schon wie bei Hitchcock.«
Er fuhr sich durch die Haare und holte sich eine Tasse aus dem Oberschrank.
»Hast du schon Kaffee gekocht?«
Sie warf einen Blick auf das Tischchen neben sich, wo normalerweise ihre Tasse stehen würde.
»Nein.« Nachdem sie das Tagebuch aufgeschlagen und angefangen hatte zu lesen, hatte sie nicht mehr daran gedacht.
Chris füllte Wasser in die Maschine und leerte den Filter. Draußen schimmerte die Sonne schwach auf dem langen Rasen.
»Warum bist du schon so früh auf?«, fragte sie ihn.
»Ich muss etwas über Südostasien schreiben.« Chris rieb sich über das Gesicht. »Ein Hotel dort kommt vielleicht auf den Markt.«
Er öffnete den Kühlschrank, nahm einen Becher Joghurt heraus und gab eine Handvoll frischer Blaubeeren aus einer Pappschachtel hinzu. Dann lehnte er sich gedankenverloren an den Küchentresen und hielt die Schachtel mit den Beeren wie ein Geschenk in den Händen.
Als Chris Kate einen Antrag gemacht hatte, war sie überrascht gewesen. Sie waren knapp ein Jahr zusammen gewesen. An dem Abend hatte sie im Restaurant gearbeitet, wie an den meisten Abenden, und der Oberkellner kam mit einer ihrer Crème brûlées in die Küche zurück. Sie war anscheinend von einem unzufriedenen Gast zurückgeschickt worden.
»Sieh dir nur diese Verunstaltung an!«, regte der Kellner sich auf und gestikulierte angewidert über der zerbrochenen Kruste. Mit gerunzelter Stirn nahm sie ihm die Schale ab. In der Mitte steckte ein Diamantring, der im karamellisierten Zucker funkelte.
In diesem Moment ordnete sich die Zukunftsvision ihres Lebens so mühelos um wie bei einer Zellteilung. Ihre Zweisamkeit dehnte sich auf ihre gesamte freie Zeit aus, und Chris’ Habseligkeiten tauchten in ihrer kleinen Wohnung auf. Anders als Elizabeth hatte sie die Ehe nicht automatisch mit Kindern, Schulden und einem Vorort gleichgesetzt, und selbst das wäre ihr nicht ungelegen gekommen. Sie hatte nicht weiter gedacht als an sie beide, wie sie zusammenlebten, zusammen planten und sparten – lauter Selbstverständlichkeiten eben.
Während Chris seinen Joghurt löffelte, starrte er mit leerem Blick ins Zimmer, in Gedanken war er bei Hotels am anderen Ende der Welt. Kate juckte es in den Fingern, das Notizbuch wieder aufzuschlagen, aber das wäre natürlich unhöflich gewesen.
»Ich habe mir gedacht, dass die Kinder heute Nachmittag vielleicht eine Jeep-Tour machen könnten«, unterbrach sie seine Gedanken.
Er sah sie an wie jemand, der gerade aus dem Tiefschlaf kam, und hatte keine Ahnung, wovon sie sprach.
»Geländewagenfahren auf der Halbinsel«, präzisierte sie. »Sie hatten letztes Jahr so viel Spaß dabei.«
Er nickte. Kate sah, wie er kalkulierte. Wie viele Stunden er für sein Arbeitspensum benötigen würde, damit er fahren könnte, das ständige Abwägen, wie viel Zeit er auf jeden Fall investieren musste und wo er etwas abzwacken konnte. Er wollte mitkommen, doch seine Zeit hier gehörte nicht wirklich ihm selbst. Nur so funktionierte ihre Vereinbarung, und es mussten Opfer dafür gebracht werden.
»Wir können es auch an einem anderen Tag machen, wenn dir das besser passt.«
Kate wollte nicht ohne ihn fahren. Es machte mehr Spaß, wenn er dabei war, und einfacher war es auch. Die Ökonomie in der Kindererziehung:
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