Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition)

Titel: Wollmann widersetzt sich: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Beldt
Vom Netzwerk:
unter den Tisch gefallen. Doch dann brach auf einmal lautes Gelächter aus, und auch ich musste plötzlich laut lachen. Es war wirklich sehr komisch, obwohl ich keine Ahnung hatte, warum. Mit einem Mal war das Eis gebrochen. Ich war ein exotischer Vogel, und es fühlte sich irgendwie richtig an.
    In diesem Augenblick bemerkte ich Jutta, die gemeinsam mit ihrer Gesprächspartnerin die Bar betreten hatte. Als sie mich erblickte, zögerte sie den Bruchteil einer Sekunde, dann kam sie auf mich zu.
    »Die Frau in ihrem Schlepptau ist übrigens unsere Justizministerin«, flüsterte mir Gunnar ins Ohr.
    Da ich unsere Justizministerin bislang nur aus dem Fernsehen kannte, war ich sekundenlang tief beeindruckt, diese wichtige Person des öffentlichen Lebens plötzlich leibhaftig vor mir stehen zu sehen. Ich war so tief beeindruckt, dass ich kein einziges Wort herausbrachte und sowohl meine Frau wie auch die neben ihr stehende Justizministerin verblüfft anstarrte.
    »Darf ich vorstellen, mein Mann«, beendete Jut ta schli eßlich die peinliche Situation.
    »Das ist ja schön, dass ich Sie endlich mal kennenlerne«, meinte die Justizministerin sichtlich angetan, als hätte sie sich schon immer heimlich gewünscht, mich einmal persönlich zu treffen. Davon war ich nun wieder so angetan, dass ich, mit tatkräftiger Unterstützung Gunnars, aufstand und der Frau Justizministerin begeistert die Hand schüttelte.
    »Im Fernsehen sehen Sie immer viel größer aus«, sagte ich. Etwas anderes war mir einfach nicht eingefallen.
    »Ja, ja, das Fernsehen«, sagte die Justizministerin, über meine Unverschämtheit hinweglächelnd, »macht einen immer größer, als man in Wirklichkeit ist.«
    Ich versuchte meinen Fauxpas wieder auszubügeln und sagte schnell: »Die Hollywoodschauspieler sollen in Wirklichkeit ja auch viel dicker sein … «
    »Mein Mann ist nur auf der Durchreise«, warf Jutta in diesem Moment ein und blickte mich in einer Weise an, dass ich sofort wusste, wie es gemeint war: Halt die Klappe, Bernd, und verabschiede dich freundlich.
    Ich tat meiner Frau jedoch nicht den Gefallen und blieb stehen. Blieb felsenfest stehen, wie ich noch nie irgendwo stehen geblieben war.
    »Wenn er nun schon mal da ist«, sagte die Justizministerin zu meiner Frau gewandt, »kann er doch auch noch zum Essen bleiben. Sonst reden wir doch den ganzen Abend wieder nur über Politik.«
    Jutta hatte Mühe, ihre Fassung zu wahren.
    »Sehr gerne«, sagte ich fröhlich und zwinkerte meiner Frau zu.
    »Dann sehen wir uns später«, meinte die Justizministerin, und damit wandte sie sich ab und ging fort.
    »Du bleibst auf gar keinen Fall zum Essen«, erregte sich Jutta kurz darauf und strich sich nervös das Haar aus dem Gesicht.
    »Aber wenn mich die Frau Ministerin so freundlich bittet, kann ich das doch nicht einfach ignorieren«, flötete ich selbstbewusst, was Jutta noch mehr in Rage brachte.
    »Du gehst jetzt, und ich sage ihr, dass du dich nicht gut gefühlt hast.«
    »Ich fühle mich aber hervorragend«, beharrte ich.
    »Darum geht es hier jetzt aber nicht!«
    »Doch«, sagte ich, »genau darum geht es!«
    »Wir sind hier nicht zum Vergnügen, könntest du dich bitte wie ein erwachsener Mann benehmen.«
    »Ich benehme mich die ganze Zeit wie ein erwachsener Mann, aber das scheinst du irgendwie nicht zu bemerken.«
    »Ich habe jetzt ehrlich keine Lust auf Grundsatzdiskussionen, vielleicht können wir unsere Probleme zu Hause besprechen.«
    » Ich habe überhaupt gar keine Probleme«, sagte ich verärgert, » du wolltest doch immer, dass ich welche habe.«
    Sie sah mich irritiert an. »Ich wollte, dass du Probleme hast?«
    Ich nickte.
    Sie holte tief Luft. »Kann es sein, dass du irgendwas falsch verstanden hast?«
    Ich dachte einen Augenblick nach. »Ich möchte das nicht völlig ausschließen.«
    »Und wie wollen wir das jetzt lösen?«
    Ich zuckte die Schultern. Ich war viel zu müde, um im Stehen Probleme zu lösen, die es im Grunde nie gegeben hatte. »Wenn es dir nichts ausmacht, gehe ich jetzt in dein Bett und stoße dann später zum Abendessen dazu.«
    Jutta schloss einen Moment ihre Augen, als hoffte sie, dass ich mich inzwischen in Luft auflöste.
    »Okay«, sagte sie, als ich mich doch nicht in Luft aufgelöst hatte, »ruh dich ein bisschen aus, und dann fährst du wieder nach Hause, in Ordnung?«
    Ich lächelte, ließ meine weitere Abendplanung allerdings offen.
    Nachdem sie mir die Schlüsselkarte überreicht hatte, ging sie schnell

Weitere Kostenlose Bücher