Wollust - Roman
fühle ich mich sicher.‹ Und Schwachkopf, der ich nun mal bin, bin ich darauf reingefallen.«
»Du klingst verärgert.«
»Ich bin ein Vollidiot. Aber wenigstens war ich schlau genug, meine Frau um ihre Meinung zu bitten, bevor ich dem Ganzen zugestimmt habe.«
»Und Rina hat Ja gesagt?«
»Rina sagte, sie würde so oder so hinter mir stehen. Aber wir beide wussten, dass ich es wegen Donattis Gewaltbereitschaft machen würde. Es kann durchaus sein, dass Terry etwas Schreckliches zugestoßen ist, aber ich fange langsam an zu
glauben, dass sie das alles lange im Voraus geplant und mich übers Ohr gehauen hat. Und nun lebt ein Teenager in meinem Haus, und meine Frau mietet ein Klavier für ihn.«
Marge lachte. »Sie mietet für Gabe ein Klavier?«
Decker sah angesäuert aus. »Sie hat ihn heute Morgen spielen gehört. Anscheinend ist er ein Genie am Flügel. Jetzt hat sie einen Lehrer für ihn aufgetrieben, und wer weiß was sonst noch. Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Das Ganze wird mich einen Haufen Geld kosten.« Er schlug sich gegen die Stirn. »Ich stehe kurz vor meiner Pensionierung. Wo bin ich da hineingeraten, verdammt?«
»Du wirst nicht in Rente gehen. Das würde dich umbringen.«
»Vielleicht nicht richtig in Rente gehen, Marge, aber ich war definitiv so weit, mal auszuspannen. Wie konnte man mir bloß dieses Kind unterjubeln?«
»Da fragst du mich? Ich habe Vega adoptiert und seitdem keine Nacht mehr durchgeschlafen.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Langsam wird’s besser. Aber ich bin immer in Sorge, bis ich endlich diesen Anruf bekomme, mit dem sie mir eine gute Nacht wünscht.« Sie hob hilflos die Hände in die Luft. »Manche Leute nehmen streunende Katzen auf. Wir nehmen Zweibeiner. Ist nicht besonders schlau, aber wenigstens müssen wir uns nicht mit Katzenklos herumärgern.«
Oliver legte auf. »Der Anruf kam aus Las Vegas.« Er blickte auf seine Notizen. »Ein Detective Silver. Er meinte, er würde die Hotels abklappern, doch wir sollten uns nicht zu viel davon versprechen. Die Hotels halten ihre Anmeldedaten verdammt geheim, außer es gibt einen Haftbefehl oder einschlägige Gründe, ihre lieben Kunden zu nennen.«
»Wie wär’s mit zwei toten Mädchen?«
»Genau deshalb bot man mir das Maß an Zusammenarbeit
an, von dem ich hier rede. Aber solange wir keine greifbaren Beweise haben, werden wir gegen eine Wand laufen.«
»Wir könnten hinfahren«, schlug Marge vor, »und eigenhändig die Hotels abklappern, aber ich glaube nicht, dass wir viel erreichen werden. Möglicherweise verwendet Garth ein Pseudonym. Vegas ist ein Ort, an den es die Leute zieht, um sich neu zu erfinden. Und jedes Hotel ist riesig, mit etlichen Flügeln und Hunderten von Zimmern.«
»Die Nadel im Heuhaufen.«
Marge zuckte mit den Achseln. »Was hast du am Wochenende vor?«
»Nichts.«
»Ich auch nicht. Ich habe ›O‹ noch nicht gesehen.«
»Die Show ist gut.« Oliver zuckte mit den Achseln. »Na schön, schau ich mir eben die Wiederholung an.«
»Ich suche mal nach den billigsten Plätzen.« Marge rückte den Schulterriemen ihrer Handtasche zurecht. »Ich bin auf dem Weg zu Yvette Jackson, mit den Fotos. Willst du mitkommen?«
»Ja, klar.« Oliver stand auf und zog sich sein Jackett an. »Wir sollten unsere Vergnügungsreise nach Las Vegas über den Loo laufen lassen. Ich bin mir sicher, wir bekommen dafür eine Aufwandsentschädigung.«
»Argumente haben wir ja genug«, sagte Marge, »außer für die Karten für den Cirque du Soleil.«
»Wir brauchen nur eine gute Ausrede, die wir der Buchhaltung präsentieren, zum Beispiel … einen Auffrischungskurs in Erster Hilfe?«
Marge musste lachen. »Wie kommst du denn darauf?«
»So viele Frauen unter Wasser… was wäre, wenn eine von ihnen einen Krampf erleidet?«
»Uiuiui, und wie stellst du dir deine Erste-Hilfe-Maßnahme vor?«
»Ich gebe ziemlich gute Tiefenmassagen.«
35
Es war bereits ein Uhr mittags, aber Yvette Jackson trug immer noch ihren Morgenmantel – aus blassrosa Satin. Sie wohnte in einem Studio in Old Hollywood. Ihr Bett war mit Kissen in Herzform und einer rosafarbenen Satindecke dekoriert. Zu ihren weiteren Besitztümern zählte ein Kamelrücken-Sofa mit Seidenkissen und ein Glas-Chrom-Couchtisch, darauf eine Vase mit Lilien. Ihre Kochnische war sehr sauber; auf dem Tresen stand eine einsame Kaffeemaschine herum. Mit ihren blauen Augen, ihrem großen Busen und dem weißblonden Haar hätte Yvette auch als Heldin
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