Wollust - Roman
ein paar Tagen nichts mehr von Terry gehört. Sie riet mir auch, mich gar nicht erst mit dem Vater aufzuhalten. Die beiden gehen wohl nicht sehr zivilisiert miteinander um.«
»Klang sie beunruhigt?«
»Ja. Ihrer Meinung nach würde Terry Gabe nie ohne triftigen Grund verlassen. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie auf dem Laufenden halte. Um Donatti zu finden, habe ich alle Telefonnummern, die ich von ihm kenne, angerufen und Nachrichten hinterlassen. Das ist eine Sackgasse. Er besitzt ein paar Bordelle in Nevada. Ich hatte eine Empfangsdame an der Strippe, die mir gesagt hat, dass Chris nicht vor morgen Nachmittag erwartet wird.«
»Das heißt gar nichts.«
»Genau. Ich habe im Revier von Elko angerufen und sie gebeten, mich anzurufen, wenn er in die Stadt kommt.«
»Kooperieren sie?«
»Schwer zu sagen. Die Bordelle werfen eine Menge Geld ab, also wäre es durchaus möglich, dass die Polizeibehörde nicht
allzu scharf darauf ist, etwas anzutasten, was der Stadt nützt. Ich versuche, Donattis Wege zurückzuverfolgen, angefangen mit seiner Ankunft in Los Angeles. Ich bin dabei, normale Fluggesellschaften, die mit Leasingmaschinen und die privaten Anbieter abzuchecken. Und die Mietwagenfirmen. Irgendetwas muss er fahren, aber ich hatte noch kein Glück.«
»Hast du das Hotel durchsucht?«
»Noch nicht. Wenn sich da was auftut, rufe ich West L.A. an, denn es ist ihr Distrikt. Im Moment würde ich die Sache hier gerne selbst in die Hand nehmen … mit ein bisschen Hilfe.«
»Bin schon unterwegs.«
»Ich bin vom Abendessen ins Hotel zurückgefahren, als der Junge anrief. Ich habe keine Ausrüstung oder Beweisbeutel dabei.«
»Ist dort etwas nicht in Ordnung?«
»Nein, alles sieht ziemlich genau so aus, wie ich es zurückgelassen habe. Es gibt ein Glas, das ich gerne eintüten würde.«
»Ich bring das Zeug mit.«
»Mir kommen nur zwei einleuchtende Gründe in den Sinn, warum Terry ohne eine Nachricht für ihren Sohn weggehen würde. Irgendwas hat ihr mordsmäßig Angst eingejagt, oder sie hatte eine Waffe am Kopf. Ihre Handtasche hat sie mitgenommen, genau wie ihre Schlüssel und ihr Auto, aber jede Menge Bargeld und ihren Schmuck hat sie dagelassen.«
»Uiuiui, das sieht übel aus. Hattest du nicht gesagt, dass das Treffen zwischen den beiden gut verlaufen ist?«
»Das dachte ich ja auch. Aber Donatti ist unberechenbar.« Er gab Marge die Adresse. »Ohne den grausamen Verkehr wirst du wahrscheinlich vierzig Minuten brauchen.«
»Wo ist der Junge?«
»Bei Rina. Ich behalte ihn die Nacht über bei uns.«
Es entstand eine Pause. »Engagierst du dich da nicht ein bisschen zu stark?«
»Da spricht genau die Richtige«, giftete Decker zurück. »Hättest du Vega nach dem Debakel mit Vater Jupiter nicht adoptiert, hätte man sie in die Obhut des Staates übergeben und in ein staatliches Programm für Kinder in Pflegefamilien eingegliedert. Wahrscheinlich wäre sie kriminell und zehnmal schwanger geworden sowie drogensüchtig und eine Prostituierte. Stattdessen hast du dich ein bisschen zu stark engagiert, und jetzt ist Vega fast mit ihrer Dissertation in Astrophysik fertig. Also sag du mir mal, wenn ich falsch damit liege, mich ein bisschen zu stark zu engagieren.«
Es herrschte eine ganze Weile Stille in der Leitung. »Schwieriger Tag, Peter?«, fragte Marge schließlich.
»Eine kleine Herausforderung.«
»Bin gleich da.«
»Lieber jetzt als gleich.«
Marge kam mit dem Spurensicherungsköfferchen, den Beuteln und den Handschuhen. Sie hatte im letzten Jahr ein bisschen zugenommen, aber fast alles davon waren Muskeln. Knapp eins achtzig groß, wog sie schlanke zweiundsiebzig Kilo und hatte im Fitnessstudio zusätzliche tägliche Trainingseinheiten belegt. Ihr Gesicht hatte auf der Stirn ein paar Falten mehr abbekommen, und Fältchen wie Spinnennetze saßen in den Ecken ihrer braunen Augen. Ihr blondes Haar – ehemals hellbraun – war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und sie hatte einen Perlenstecker in jedem Ohr. Sie trug eine graue Hose und einen schwarzen Pulli, dazu Schuhe mit Gummisohle an den Füßen.
»Danke, dass du gekommen bist«, sagte Decker.
»Jemand muss dich ja nach Hause bringen«, scherzte Marge.
Zu zweit brauchten sie drei Stunden für eine vorläufige Durchsuchung des Hotels, angefangen bei der Bar und im Restaurant, dann von Zimmer zu Zimmer und schließlich im Spa,
in den Lagerräumen und dem leeren Bankettsaal. Eine weitere Stunde lang krempelten sie Terrys
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