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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Großvater kenn ich kaum. Mom und er konnten nicht gut miteinander.«
    »Konzentrieren wir uns also auf deine sehr junge Tante.«
    »Ich glaube, ich könnte bei ihr wohnen.« Er sah zu Boden. »Was habe ich noch für Möglichkeiten, wenn ich nicht zu meiner Tante gehen will?«
    »Auf lange Sicht wirst du ein Staatsmündel – das bedeutet, du kommst in eine Pflegefamilie. Das willst du bestimmt nicht.« Decker schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. »Sag mir, warum du nicht bei deiner Tante leben magst.«
    »Sie hat kein Geld, um für mich zu sorgen. Sie lebt von dem, was meine Mutter ihr gibt. Sie feiert die ganze Zeit, und sie kifft, und ihre Wohnung ist ein Schweinestall. Ich weiß, dass sie mich zu sich nehmen würde. Und ich mag sie ja auch wirklich. Aber sie ist einfach nicht besonders verantwortungsvoll.« Er verbarg den Kopf in seinen Händen. »Das Ganze ist der totale Scheiß in einem sowieso schon voll beschissenen Leben!«
    Decker setzte sich. »Es tut mir wirklich leid, Gabe.«

    »Das …« Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit einem Tuch. »Ich komm schon klar. Danke, dass Sie mich haben bleiben lassen.« Er trommelte mit den Fingern auf dem Küchentisch herum. »Wissen Sie, ich hab mein eigenes Geld. Erspartes und einen Treuhandfonds und so’n Zeugs. Glauben Sie, ein Richter würde mich alleine wohnen lassen?«
    »Nicht mit vierzehn.«
    Er sah Decker an. Seine Stimme klang plötzlich wehmütig. »Könnte ich nur noch ein paar Tage länger hierbleiben, bis sich die Sache irgendwie geregelt hat? Ich bin wirklich sehr ruhig. Ich ess nicht viel, und ich verspreche Ihnen, dass ich Sie auf gar keinen Fall stören werde. Ich würd Ihnen auch sehr gerne was bezahlen …«
    »Stopp, stopp.« Der Junge brach ihm das Herz. »Natürlich kannst du noch ein paar Tage länger hierbleiben. Ich habe schon mit Mrs. Decker darüber gesprochen, und sie ist damit einverstanden. Genau genommen war es ihre Idee.«
    Gabe schloss kurz seine Augen und machte sie wieder auf. »Vielen, vielen Dank. Das ist wirklich riesig nett von Ihnen. Tut mir leid, dass ich Ihnen damit zur Last falle.«
    »Du fällst uns nicht zur Last, und es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest. Du sitzt im Moment einfach in der Patsche, und das tut mir sehr leid. Wir sehen jetzt mal Schritt für Schritt weiter.«
    In diesem Augenblick kamen Rina und Hannah in die Küche. Gabe stand auf. »Entschuldigen Sie mich bitte.«
    Kaum war er aus der Küche verschwunden, zog Decker die Augenbrauen hoch. »Er hat darum gebeten, noch ein paar Tage bleiben zu dürfen.«
    Rina sah zu Hannah. Das junge Mädchen zuckte mit den Achseln. »Ich habe nichts dagegen, solange er kein Psychopath oder so was in der Art ist.«
    Decker atmete tief aus und flüsterte: »Er wirkt nicht wie ein
Psychopath. Aber sein Vater ist einer, und ich weiß wirklich nicht das Geringste über den Sohn.«
    »Und er will nicht zu seinen Verwandten ziehen?«, fragte Rina.
    »Offensichtlich nicht«, antwortete Decker.
    »Über wie viele Tage reden wir hier?«, wollte Hannah wissen.
    »Ich hoffe, sehr bald einen seiner Elternteile aufzutreiben.«
    »Dann lasst ihn hierbleiben.« Hannah lächelte. »Selbst wenn er ein Psycho ist, gibt’s bei uns ja nicht viel zu stehlen.«
    »Ein paar Tage mehr«, meinte Decker, »machen keinen Unterschied. Wenn sich das Ganze länger hinzieht, sehen wir uns die Situation noch mal neu an.«
    »Er sollte zur Schule gehen«, sagte Rina.
    »Nicht in unsere Schule«, gab Hannah zurück.
    »Warum nicht?«, fragte Decker. »Da wimmelt es doch sowieso vor merkwürdigen Typen.«
    »Das ist eine orthodoxe Tagesschule, Abba, und ich glaube nicht, dass er jüdisch ist.«
    »Genauso wenig wie die Hälfte der Kinder an der Schule.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte Hannah. »Klar, ich kann ihn zur Schule mitnehmen. Er ist echt niedlich, und bestimmt werden sich die Mädchen reihenweise total in ihn verknallen. Nur gebt mir nicht die Schuld, wenn die Rabbis einen Anfall kriegen.«
    »Je länger wir hier herumsitzen, desto schlechter fühlt er sich nur.« Rina wandte sich an Hannah. »Sag ihm, dass du ihn mit in deine Schule nimmst.«
    »Du willst, dass ich ihm das sage?«
    »Genauso ist es«, befahl Rina.
    »Ich habe heute Abend Chorprobe, und da komme ich erst spät nach Hause.«
    »Nimm ihn mit«, schlug Decker vor. »Ich meine mich zu
erinnern, dass er Klavier spielt. Vielleicht kann er eure Truppe begleiten.«
    »Super Idee«, schnaubte Hannah angesäuert

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