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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Bungalow um. Als sie damit durch waren, jeden dürftigen Beweis, den man nur irgendwie eintüten konnte, wegzupacken, hatte es bereits ein Uhr morgens geschlagen. Marge sah, dass Decker immer noch aufgewühlt war. Normalerweise zeigte sich der Lieutenant immer vollendet sachlich und nüchtern. »Und was erzähle ich jetzt dem Jungen?«, fragte er.
    »Wahrscheinlich schläft er schon.«
    »Wärst du in seiner Lage fähig zu schlafen?«
    »Nein.« Eine Weile schwiegen sie. »Wenn er wach ist, sagst du ihm Folgendes: Du hast alles getan, was du an einem Sonntagabend tun konntest. Morgen wirst du die Telefongesellschaft anrufen und herausfinden, ob das Handy seiner Mutter benutzt wurde, du wirst die Kreditkartengesellschaft anrufen und herausfinden, ob es Bezahlvorgänge gab, und du wirst ihre Bank anrufen und herausfinden, ob verdächtige Abhebungen vorgenommen wurden.« Marge lächelte. »Du wirst wohl eher jemanden damit beauftragen, das alles zu tun, weil du ein vielbeschäftigter Mann bist und das hier noch nicht einmal in deinen Zuständigkeitsbereich fällt. Hast du West L.A. überhaupt schon benachrichtigt?«
    »Ja, und eine Suchmeldung nach Terrys Auto habe ich auch rausgegeben. Es ist ein Mercedes 550 E, Baujahr 2009. Jemand muss noch mal herkommen und das gesamte Personal befragen. Ich habe nur mit der Dame an der Rezeption gesprochen, und sie weiß rein gar nichts.«
    »Im Moment arbeitet hier nur die Minimalbesetzung. Dabei bleibt es die ganze Nacht.«
    »Der diensthabende Polizist hat mir gesagt, dass uns morgen früh jemand aus dem Vermisstendezernat von West L.A. anrufen wird. Wer immer den Anruf entgegennimmt, muss wissen, worum es hier geht.«

    »Dann ist doch alles geregelt. Lass uns fahren.«
    »Ich bin zu unruhig, um dem Jungen jetzt gegenüberzutreten.«
    »Dir geht’s wieder besser, bis wir im Valley sind. Falls nicht, spendiere ich dir eine heiße Schokolade aus einem der rund um die Uhr geöffneten Mini-Märkte.«
    Decker lächelte. »Heiße Schokolade?«
    »Einmal Mutter, ewig Mutter. Vega mag ja brillant sein, aber ich passe immer noch auf sie auf.« Marge tätschelte seine Schulter. »Wir beide wissen doch besser als irgendwer sonst auf diesem Planeten, dass die klügsten Leute die dümmsten Dinge tun können.«

5
    Um zwei Uhr morgens lag das Haus dunkel und ruhig da, und genau so sollte es sein. Decker zog die Eingangstür möglichst leise hinter sich zu und wartete darauf, dass der Junge aus dem Zimmer seiner Söhne auftauchte. Als er nicht kam, ging er auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer, zog sich aus und schlüpfte unter die Decke. Rina drehte sich zu ihm um und legte einen Arm über seinen Rücken.
    »Alles in Ordnung?«
    »Nichts Neues, weder so noch so.«
    Rina war still, aber dann seufzte sie. »Du bist durcheinander. Das tut mir leid.«
    »Ja, ich bin ein bisschen durcheinander. Ich hätte ihr das Treffen ausreden müssen.«
    »Damit hättest du das Unvermeidliche nur aufgeschoben.« Rina setzte sich auf. »Nach dem zu schließen, was du mir beim Abendessen erzählt hast, hatte sie nicht vor, ihn endgültig zu verlassen.«
    »Du hast recht, aber es ist und bleibt eine Tatsache, dass sie vermisst wird.« Er sah sie an. »Rina, was soll ich nur dem Jungen sagen?«
    »Dass du alles unternimmst, was in deiner Macht steht. Viel wichtiger ist, was wir mit ihm tun werden. Natürlich kann er für ein paar Tage hierbleiben, doch wenn sich die Sache hinzieht, werden wir eine Entscheidung treffen müssen.«

    »Na ja, er hat einen Großvater, der in L.A. lebt, aber er mag den Mann nicht. Terry mochte ihn nicht. Er sagt, seine Tante sei nett, leider ein bisschen albern.«
    »Wie alt ist sie jetzt?«
    »Um die einundzwanzig … sehr junge einundzwanzig, laut Gabe.«
    »Puh, viel zu jung, um die Verantwortung für einen Teenager zu übernehmen, dazu noch für einen, der wahrscheinlich ziemlich durch den Wind ist. Arbeitet sie? Geht sie zur Schule?«
    »Ich weiß nichts über sie, außer dass sie kürzlich eine Abtreibung hatte.« Decker atmete tief aus. »Ich kümmere mich morgen darum. Lass uns ein wenig schlafen.«
    »Kling gut.« Beide kuschelten sich unter ihre Decken. Peter war nach zehn Minuten weggetreten, aber Rina lag noch lange wach, heimgesucht von Bildern eines verlassenen, einsamen Jungen.
     
    Selbst morgens um sechs war Rina nicht die Erste, die aufgestanden war. Gabe saß im Halbdunkel auf dem Sofa im Wohnzimmer, den Kopf nach hinten gelehnt, die Augen hinter seiner randlosen

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