Wollust - Roman
überhaupt vor dem richtigen Wagen stand. »Wie war er gekleidet?«
»Wie ein Mechaniker – Overall, T-Shirt. Aber seine Fingern ägel waren sauber. Und die Hände waren so weich, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nie hart gearbeitet. Komisch, aber Mann, wir kriegen hier einiges aufgetischt.«
»Und was hat er Ihnen aufgetischt?
»Irgendwas in der Art, dass er mit dem Auto andauernd nur schlechte Erinnerungen an seine Exfrau oder Freundin verbindet. Klang nach einem Haufen Scheiße, aber wie ich schon sagte, ob er der Eigentümer ist, habe ich überprüft.«
»Sie haben also keine Fragen gestellt?«, meinte Eliza.
»In diesem Geschäft hat man es mit einem Haufen Verrückter zu tun. Wer sonst macht Geschäfte mit Autoteilen und Metallschrott?« Er zählte es an den Fingern ab. »Wenn das Auto weder gestohlen ist noch in Verbindung zu einem Verbrechen steht oder im Besitz von jemandem ist, der in Verbindung zu einem Verbrechen steht, wenn die Eigentumsverhältnisse legal sind, dann stellt man keine Fragen. Ich habe keine Lust auf Probleme, Detective.«
»Wie viel haben Sie ihm bezahlt?«, fragte Decker.
»Ich habe ihm ein Angebot unter Wert gemacht, und er hat es angenommen. Es ging ihm nicht ums Geld, er wollte, dass das Auto rucki, zucki verschrottet wird. Er kam noch mal zurück, um sicherzugehen, dass der Job erledigt worden war, und bat darum, es in der Mitte eines Stapels zu verstecken. Ich sagte ihm, das würde extra kosten, und er war einverstanden. Nachdem er erreicht hatte, was er wollte, ist er wieder abgezogen.«
»Was haben Sie mit den Einzelteilen gemacht?«
»Er hat hier nur das Gehäuse angeschleppt. Wo er das Innenleben gelassen hat, weiß ich nicht.«
»Und Sie haben noch nie vorher mit ihm Geschäfte gemacht?« , fragte Eliza noch einmal.
»Ich würd’s sagen, wenn’s so wäre.«
»Könnten Sie in Mr. Jones’ Papieren mal nachsehen? Ein Vorname würde mir wirklich weiterhelfen«, bat Decker.
»Klar.« Zu dritt gingen sie zu dem Wohnwagen und traten nacheinander ein. Drinnen war es heiß, mehrere sirrende Ventilatoren liefen gleichzeitig. Die Einrichtung bestand aus einem Schreibtisch, auf dem mehrere Stapel Unterlagen ordentlich abgelegt waren, einem Schreibtischstuhl, vier Klappst ühlen und einer Reihe Aktenordner. Audi setzte sich und trank Wasser aus einem Kanister mit passendem Big-Gulp-Becher. Er nahm einen Stoß Papiere in die Hand und fand sofort, wonach er suchte. Er überreichte Decker die Quittung aus gelbem Papier. »Bitte schön.«
»Danke.« Als Erstes bemerkte Decker, dass das Datum auf letzten Samstag fiel – einen Tag vor Terrys Verschwinden. Also lag er vielleicht falsch. Der Name des Kunden lautete Atik Jones. »Ungewöhnlicher Vorname.«
»Wie heißt er denn?«
»Atik.«
»Kommt mir nicht bekannt vor. Wahrscheinlich hat er ihn mir gar nicht genannt.«
»Woher wussten Sie ihn dann für die Quittung?«
»Von seiner Zulassung. Ich hole Ihnen den pinkfarbenen Zettel.« Audi wirbelte in seinem Schreibtischstuhl herum und begann, seine Unterlagen zu durchforsten. Kurz darauf war er verwirrt. »Ich kann ihn nicht finden. Hab ihn wohl falsch abgelegt. Geben Sie mir noch mal die Quittung.«
Decker gab sie ihm zurück. Audi schrieb ein paar Nummern ab und widmete sich wieder seinen Aktenordnern. »Mann, da hab ich wohl Mist gebaut, das ist echt ärgerlich. Ich fange noch mal ganz vorne bei J an. Das kann ein paar Minuten dauern, unter J sind viele abgelegt.«
»Wir warten«, sagte Eliza.
Nach einigen Minuten sagte Audi: »Okay, okay, da haben
wir’s. Auf der Quittung steht ein falscher Name. Ich hätte schwören können, dass es Jones war.«
Er überreichte Decker die Zulassung. Der Name lautete nicht Jones, sondern Jains. Atik Jains. Decker dachte einen Moment nach. »Könnte der Mann Inder gewesen sein?«
»Inder wie Indianer? Ein Navaho?«
»Inder wie aus Indien. Jain oder Jains ist ein indischer Name.«
Audi nickte. »Ja, klar, das passt. Er war aus Indien.«
Decker blickte auf die Zulassung. »Könnten wir mit Ihrem Fax eine Kopie hiervon und von der Quittung machen?«
»Klar.« Während Audi die beiden Zettel kopierte, wandte Decker sich an Eliza. »Jains besaß das Auto nur sechs Wochen lang. Und dann hat er es am Samstag verschrottet.«
»Samstag?«
»Das steht zumindest auf der Rechnung.«
»Wenn er seit sechs Wochen der Eigentümer des Wagens war und ihn vor Terrys Verschwinden verschrotten ließ, haben wir dann überhaupt das
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