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Wollust - Roman

Wollust - Roman

Titel: Wollust - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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lässt, warum sie uns von dem Treffen nichts erzählt hat«, sagte Oliver.
    »Ich vermute mal, dass Sie die Adresse, selbst wenn ich sie Ihnen nicht gebe, aus einer anderen Quelle bekommen«, sagte Hilly, »also kann ich es Ihnen auch leichtmachen.«
    »Das wäre sehr freundlich«, bedankte sich Oliver.

    »Sie waren sehr offen«, sagte Marge, »wir wissen das zu schätzen.«
    »Das liegt bei uns in der Familie… offen zu sein. Es hat seine Vor- und Nachteile. Ich trete ziemlich oft in Fettnäpfchen. Aber die B-Seite ist, dass ich niemals ein Magengeschwür wegen Stress bekommen werde.«

26
    Marge war am Telefon. »Sie geht nicht an ihr Handy, und sie geht nicht an die Tür«, sagte sie zu Decker.
    »Wo wohnt sie?«
    »Sie hat ein Apartment, ungefähr drei Kilometer vom Krankenhaus entfernt.«
    »Es ist ihr gutes Recht, nachmittags um fünf nicht zu Hause zu sein. Vielleicht ist sie unterwegs, isst früh zu Abend und hat ihr Handy abgeschaltet.« Er schwieg einen Moment. »Es ist warm draußen. Riechst du etwas?«
    »Nur einen Hauch von Katzenpisse vor der Tür.«
    »Könnt ihr irgendwo ins Innere sehen?«
    »Die Jalousien an den Fenstern sind unten. Keine Einbruchsspuren an der Eingangstür und den Fenstern.«
    »Hinterleg deine Visitenkarte«, sagte Decker. »Falls ihr in ein paar Stunden immer noch nichts von ihr gehört habt, fahrt ihr wieder hin.«
    »Oliver und ich gehen dann jetzt ins Garage und essen dort eine Kleinigkeit.«
    »Werdet ihr auch Crystal Larabee noch mal befragen?«
    »Das auch, und wir wollen uns ein bisschen nach dem geheimnisvollen Mann umhören, mit dem Adrianna sich unterhalten hat. Vielleicht erinnert sich jemand an ihn.«
    »Es ist noch ein bisschen früh für die echten Bargänger«, meinte Decker.

    »Genau darum geht’s«, widersprach Marge. »Je früher wir da sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass noch genug graue Zellen vorhanden sind.«
     
    Als die beiden alle Stühle zusammengeklappt und aufgeräumt hatten, war Hannahs Volvo mittlerweile das einzige Auto auf dem schlecht beleuchteten Parkplatz gegenüber der Schule. Hannah rasselte mit ihrem Schlüsselbund.
    »Ich muss das Tor nachher abschließen.« Sie versuchte, den richtigen Schlüssel durch Abtasten herauszufiltern. »Mann, bin ich müde.«
    »Du bist doch die Präsidentin«, sagte Gabe, »kannst du nicht einen deiner Untergebenen mit dem Aufräumen der Stühle beauftragen?«
    »Schon, aber wahrscheinlich hätte ich das besser gleich zu Beginn des Schuljahrs gemacht.«
    Sie warteten an der Ampel. Als sie grün wurde, trotteten sie über die Straße.
    »Wie spät ist es?«, wollte Gabe wissen.
    »Halb acht. Ich sollte mal zu Hause anrufen. Meine Eltern machen sich bestimmt langsam Sorgen. Ich rufe vom Auto aus an. Ich will bloß weg hier.«
    Sie ging durch das schmiedeeiserne Tor des Parkplatzes, versetzte ihm einen Stoß und hatte Mühe damit, es zuzuschieben. »Kannst du mir helfen, das Ding zu bewegen?«
    »Sollten wir das nicht erst machen, wenn wir das Auto geholt haben?«
    »Ich will es zuerst richtig auf die Schiene bekommen.« Gabe klemmte sich seine Tasche unter den Arm. »Du holst das Auto. Ich …«
    Und in diesem Augenblick hörte er das Geräusch, spürte etwas Hartes an seinen Rippen, bevor er die schmächtige Person zu seiner Rechten überhaupt sehen konnte. Jemand mit einer
drohend klingenden Stimme, der gleichzeitig versuchte, nach seiner Tasche zu greifen.
    Aber er hörte gar nicht genau, was diese Person zu ihm sagte. Weil alles, woran Gabe denken konnte, war, dass ihm gerade jemand sein armseliges Leben – zusammengefasst in offiziellen Dokumenten und Bankauszügen – aus den Händen reißen wollte. Er wäre dann folglich nicht nur eltern-, sondern auch identitätslos. Denn um jeden einzelnen gestohlenen Gegenstand zu ersetzen, müsste er Chris kontaktieren und seinem Vater erklären, warum er einem dahergelaufenen Wichser gestattet hatte, sich seine Tasche zu schnappen.
    All das ging ihm im Bruchteil einer Sekunde durch den Kopf, als er dem Straßenräuber die Tasche über den Kopf zog und ihm gleichzeitig ein Knie in den Körper rammte und dabei das, was immer da gegen seine Rippen gedrückt hatte, zu Fall brachte. Während Gabe das Ding mit der linken Ferse in Richtung des Gebüschs hinter ihm wegstieß, schlug er auf Fleisch ein – und schlug und schlug und schlug, bis die Person einknickte und schrie und bettelte.
    Aber das Flehen dieser Person drang gar nicht zu ihm

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