Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
sie.
»Doktor?«, sagte ich.
Carmichael machte ein unbestimmtes Geräusch und sah von ihren Papieren auf. Einen Sekundenbruchteil später stand sie neben dem Bett. Bauer brauchte eine Weile, um sich zu orientieren. Ich nehme an, wenn man tagelang nicht ansprechbar war, springt man nicht gleich als Erstes schreiend auf die Füße – und genau genommen durften wir dankbar sein, dass sie nicht schreiend auf die Füße sprang.
Es dauerte etwa zwanzig Minuten, bis Bauer wach genug war, um sich zu bewegen. Sie versuchte sich auf die Seite zu wälzen, aber die Gurte hinderten sie daran. Sie sah nach unten, runzelte die Stirn, bemerkte die Gurte und warf Carmichael einen scharfen Blick zu. Ihr Mund öffnete sich, aber es kam nur ein Flüstern heraus, so schwach, dass nicht einmal ich die Worte unterscheiden konnte. Aber Carmichael verstand, was gemeint war, und öffnete rasch die Armgurte.
»Äh, das ist keine besonders gute Idee«, sagte ich.
»Sie ist zu schwach zum Reden, vom Bewegen ganz zu schweigen«, sagte Carmichael.
Bauers Augen gingen von mir zu Carmichael; sie verfolgte die Unterhaltung und musterte mein Gesicht ohne ein Zeichen des Erkennens. Dann sah ich das Aufblitzen. Sie erinnerte sich. Ihre Augen wurden schmal.
»W…« Sie hielt inne und schluckte. »W-warum ist sie hier?«
»Elena hat mir geholfen, Sondra. Seit deinem … Missgeschick.«
»Mi…?« Bauer schluckte wieder. Ihre Zunge glitt über die trockenen Lippen. »Welches Missgeschick?«
»Hol Sondra ein Glas Wasser, Elena.«
Wieder richtete sich Bauers Blick auf mich. »W-warum ist sie hier?«
»Hol Wasser und sag den Wachmännern dann, sie sollen dich auf einem Rundgang begleiten. Ich muss mit Sondra reden.«
Ich besorgte das Wasser und versuchte die zweite Hälfte der Anweisung zu ignorieren, aber Carmichael scheuchte mich davon. Ich wusste, ich sollte sie nicht mit Bauer allein lassen. Ich wusste auch, dass es zwecklos war, mit der Ärztin zu streiten. Also ging ich mit den beiden Wachleuten und sagte den beiden draußen, sie sollten drinnen Posten beziehen. Zu meiner Überraschung taten sie es. Ich hätte das als ein ermutigendes Zeichen für meine wachsende Autorität auffassen können. Aber vermutlich hatten sie es deshalb so eilig, in die Krankenstation zu kommen, weil sie ihre Kollegen später damit beeindrucken wollten, dass sie als Erste den neuen Werwolf gesehen hatten.
Als wir von dem Spaziergang zurückkamen, wartete Tucker vor der Krankenstation. »Liefert sie da drin bei Peters und Lewis ab«, sagte er. »Dann geht ihr runter zu den Zellen und bringt Miss O’Donnell in Zaids Zelle.«
»Ich dachte, Dr. Matasumi hätte alle weiteren Besuche untersagt«, sagte einer meiner Begleiter.
»Katz… Dr. Matasumi hat es sich anders überlegt.«
»Aber ich dachte, er hätte gesagt –«
»Er hat es sich anders überlegt. Miss O’Donnell kann Zaid eine Stunde lang besuchen und danach noch eine Stunde zu Miss Levine gehen.«
»Wie geht es Savannah?«, fragte ich.
Drei Augenpaare wandten sich in meine Richtung, als hätten plötzlich die Wände gesprochen. Einen Moment lang sah es so aus, als würde niemand antworten, dann sagte Tucker brüsk: »Es geht ihr gut.«
»Wissen Sie, ich hätte gar nichts dagegen, selbst nach ihr zu sehen«, sagte ich. »Vielleicht könnte ich sie ein bisschen aufmuntern.«
»Das kann Miss O’Donnell erledigen«, sagte Tucker; dann drehte er sich um und verschwand den Gang entlang.
Die beiden Wachleute führten mich auf die Krankenstation. Bauer lag immer noch auf ihrem Bett. Carmichael saß neben ihr und hielt ihre Hand. Ich nahm an, Bauer sei wieder eingeschlafen, stellte dann aber fest, dass ihre Augen offen waren. Carmichael gab mir ein Zeichen, ich sollte den Mund halten.
»Ich weiß, es ist ein Schock«, murmelte sie. »Aber dein Gesundheitszustand ist gut, und –«
»Gut?«, fauchte Bauer und drehte den Kopf, um Carmichael mit blitzenden Augen anzustarren. »Weißt du, wie ich mir gerade jetzt vorkomme? Dies – dies –«, sie versuchte mit der linken Hand in die Luft zu schlagen, brachte aber nur ein schwaches Flattern zustande, bevor die Hand wieder herabfiel. »Das hier ist nicht mein Körper. Das bin nicht ich. Es ist – es ist falsch. Entsetzlich falsch, widerlich. Und die Träume.« Sie stieß ein ersticktes Keuchen aus. »O Gott. Diese Träume.«
Carmichael berührte Bauers Stirn. Bauer schloss die Augen und schien ruhiger zu werden. Dann öffnete sie die Augen wieder
Weitere Kostenlose Bücher