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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Boden – halb durch den Aufprall, halb durch die Überraschung. Ich griff nach einem Baumstamm. Fing mich ab und stand da, das Gesicht zum Baum, während meine Brust sich krampfhaft hob und senkte und Wut durch meinen Körper jagte. Ich packte den Stamm so fest, dass die Rinde mir Löcher in die Handflächen drückte. Schloss die Augen, atmete ein, rang um Beherrschung. Fand sie. Holte ein paarmal tief Atem und trat zurück. Ich legte die Hand an meine Seite und fühlte nach der Wunde. Glatter Durchschuss, eine angeknackste Rippe und sonst nichts.
    »Noch mal, Elena«, sagte Winsloe, während er hinter mich trat. »Gibt es ein Problem?«
    Ich drehte mich langsam um, ohne seinen Blick zu erwidern. Winsloe stieß einen zufriedenen Grunzer aus. Er interpretierte den vermiedenen Blickkontakt offenbar als gelungene Einschüchterung und nicht so, dass ich seinen Anblick mied, um ihm nicht das Gesicht herunterzureißen.
    »Beantworte die Frage, Elena.«
    »Ich kann nicht.« Ich holte Atem. Zwang mir einen entschuldigenden Tonfall ab. »Ich kann das nicht –«
    Ich sah, wie seine Hand sich hob, diesmal mit der Pistole darin. Sah die Pistole auf mein Gesicht zufliegen. Ich trat zurück, aber nicht rechtzeitig. Die Waffe glitt seitlich von meinem Schädel ab. Lichter blitzten. Dann wurden sie dunkel. Als ich wieder zu mir kam, lag ich am Boden und Winsloe stand neben mir.
    »So funktioniert das, Elena«, sagte er, während er sich über mein Gesicht beugte. »Du verwandelst dich in einen Wolf. Hier. Jetzt. Dann jagst du Mr. Haig. Wenn du ihn gestellt hast, hältst du ihn an Ort und Stelle fest, bis ich da bin. Dann tötest du ihn. Irgendwelche Abweichungen von diesem Plan, und ihr sterbt beide. Verstanden?«
    Ich versuchte mich aufzusetzen. Winsloes Fuß landete auf meinem Bauch, drückte mich nach unten und verschlug mir den Atem.
    »So – so leicht ist das nicht«, keuchte ich zwischen hektischen Atemzügen. »Ich kann mich eventuell gar nicht verwandeln. Und selbst wenn, kann ich mich nicht beherrschen, wenn ich ihn stelle. So funktioniert das einfach nicht.«
    »Es funktioniert genau so, wie ich sage.« Winsloes Stimme verriet etwa so viel Emotion wie die eines Golfprofis, der die Regeln erklärt. »Wenn du versagst, wirst du dich mir gegenüber rechtfertigen müssen. Danach sind meine Jungs an der Reihe, und wenn die genug von dir haben, stirbst du. Ist das Anreiz genug, Elena?«
    Ich begann zu zittern. Nicht vor Wut. Aus Angst. Unkontrollierbarer Angst. Armen zu töten wäre ein Akt der Feigheit, den ich mir niemals verzeihen würde. Aber wenn ich es nicht tat? Vergewaltigung und Tod. Für mich war die Vorstellung, vergewaltigt zu werden, beängstigender als die, zu sterben. Die Dämonen meiner Kindheit füllten meine Gedanken. Stimmen, die mich an das Versprechen erinnerten, so etwas würde mir nie wieder passieren – dass ich zu stark war, dass ich nie wieder gezwungen werden konnte, mich jemandem zu unterwerfen.
    »Ich kann nicht«, flüsterte ich. »Ich kann einfach nicht.«
    Ich sah Winsloes Fuß nach hinten ausholen. Kniff die Augen zusammen. Spürte, wie sein Stiefel meine Seite traf, genau über der Schusswunde. Hörte eine Frau schreien. Hörte mich selbst schreien. Hasste mich. Hasste, hasste, hasste mich. Ich würde nicht so sterben. Nicht vergewaltigt werden. Nicht gezwungen werden, einen unschuldigen Mann zu töten. Wenn ich schon sterben musste, würde ich es auf meine Art tun.
    Ich schnellte hoch und schleuderte Winsloe von mir. Er landete auf dem Rücken. Ich kam auf die Beine und ging auf ihn los. »Nein!« Ein Ruf. Armen.
    Ich fuhr herum, sah Ryman die Waffe heben. Armen warf sich auf mich. Die Waffe spuckte einen Strom von Kugeln aus. Armens Körper hielt mitten in der Luft inne; seine Brust explodierte, der Körper zuckte unter dem Aufschlag. Als er auf dem Boden auftraf, fiel ich neben ihm auf die Knie.
    »Gnädiger so. Für uns beide.« Seine Stimme war dünn wie Papier, unhörbar für alle außer mir. Blutiger Schaum quoll ihm über die Lippen.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte ich.
    »Nein –« Seine Lider flatterten einmal. Zweimal. Dann schlossen sie sich.
    Ich ließ den Kopf hängen und ich spürte, wie Tränen sich in meiner Kehle stauten. In der Stille, die folgte, wappnete ich mich für das, was jetzt kommen würde. Winsloe würde mich dafür umbringen. Dafür, dass ich ihn angegriffen hatte. Dass ich ihm sein Spiel verdorben hatte.
    Als ich ihn schließlich ansah, entdeckte ich nur

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