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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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eigenen Gedanken überlassen, und die Erinnerungen an den vergangenen Abend holten mich ein. Ich war allein mit meinen Ängsten, meinen Selbstvorwürfen und meinem Kummer, grübelte über Armens Tod nach, dann über Ruths, dann über meine eigene Situation, die mir stündlich hoffnungsloser vorkam.
    Am Nachmittag öffnete sich meine Tür, und ich sprang so schnell von meinem Stuhl auf, als stünde der Herrgott persönlich – meinetwegen Ed McMahon mit einem Scheck vom Publishers Clearing House – auf der Schwelle. Okay, es war bloß ein Wachmann, aber zu diesem Zeitpunkt war mir jedes Gesicht willkommen. Vielleicht kam er ja, um mich nach oben zu bringen. Vielleicht hatte er mir etwas auszurichten. Zum Teufel, vielleicht kam er einfach nur vorbei, um mit mir zu reden. Sechs Stunden in der Verbannung, und ich kam mir jetzt schon vor, als hätte ich eine Woche Einzelhaft hinter mir.
    Der Wachmann kam herein, legte einen Blumenstrauß auf den Tisch und ging wieder.
    Blumen? Wer sollte mir Blumen schicken? Carmichael, als Aufmunterungsversuch? Ganz bestimmt. Matasumi, um sich dafür zu entschuldigen, dass er mich wieder in diese Zelle gesteckt hatte? Oh, sicher doch. Bauer, die sich für meinen selbstlosen Einsatz um ihr Wohlergehen bedanken wollte? Das musste es sein. Mit einem bitteren Lachen drehte ich den Strauß um und las die zugehörige Karte.
    Elena,
Tut mir Leid, was da passiert ist.
Ich sehe zu, was ich tun kann.
Ty.
    Ich schleuderte die Vase vom Tisch und ballte wutschnaubend die Fäuste. Wie konnte er es wagen! Nach gestern Abend – wie konnte er es wagen, mir Blumen zu schicken und so zu tun, als bedauere er meine Verbannung? Ich stierte die auf dem Teppich verstreuten Blumen an. Sollte das ein Witz sein? Oder sollte ich glauben, dass ihm noch an mir lag? Wollte er sich über mich lustig machen? Oder lag ihm am Ende auf seine verdrehte Art wirklich etwas an mir? Herrgott noch mal! Ich fauchte und beförderte die Vase mit einem Tritt quer durch den Raum. Als sie immer noch nicht zerschellte, hob ich sie mit einer Hand auf, um sie gegen die Wand zu schleudern. Dann erstarrte ich mitten in der Bewegung, die Finger immer noch um die Vase geschlossen. Das durfte ich nicht tun. Ich konnte es mir nicht leisten, Winsloes Ärger herauszufordern. Meine ohnmächtige Wut hätte trotzdem fast ausgereicht, um das Ding an die Wand zu werfen, zum Teufel mit den Folgen. Aber ich tat es nicht. Das würde ihm nur eine Entschuldigung liefern, um mir wieder wehzutun. Er wollte Gedankenspielchen spielen? Schön. Ich begann die Blumen aufzusammeln und alle Spuren des Wutanfalls zu tilgen. Wenn Tyrone Winsloe das nächste Mal einen Fuß in meine Zelle setzte, würde er seine Blumen hübsch arrangiert auf dem Tisch sehen. Und ich würde mich bei ihm für die nette Geste bedanken. Mich lächelnd bei ihm bedanken. Dies war ein Spiel, das auch ich spielen konnte.
    Um sieben Uhr abends öffnete sich die Tür. Ein Wachmann kam herein.
    »Die brauchen Sie oben«, sagte er.
    Eine Woge des Hochgefühls strömte durch mich hindurch. Ja! Dann sah ich sein Gesicht; die straffen Kiefermuskeln konnten die Verstörtheit in seinen Augen nicht verbergen.
    »Was ist passiert?«, fragte ich, während ich aufstand.
    Er antwortete nicht, sondern drehte sich nur um und hielt mir die Tür auf. Zwei weitere Wachleute warteten im Gang. Alle hatten die Waffen gezogen. Mir wurde flau. War dies jetzt das Ende? Hatte Bauer angeordnet, mich zu erschießen? Hatte Winsloe die Spielchen satt bekommen und beschlossen, mich stattdessen zu jagen? Aber das würde die Wachleute nicht so nervös werden lassen. Ein paar von ihnen, Ryman und Jolliffe zum Beispiel, würden sich bei der Vorstellung geradezu die Lippen lecken.
    Als ich in den Gang hinaustrat, stieß mich der erste Wachmann mit der Waffe in den Rücken – kein harter Schlag, sondern eher eine ungeduldige Aufforderung. Ich ging schneller, und wir brachten die Sicherheitstür im Laufschritt hinter uns.
    Im Wartezimmer der Krankenstation drängten sich die Leute. Ich zählte sieben Wachmänner, dazu Tucker und Matasumi. Als ich eintrat, schien die Zeit mit einem Mal langsamer zu werden. Ich sah eine Montage optischer Eindrücke ohne Geruch und Geräusch, wie bei einem langsam laufenden Stummfilm.
    Matasumi saß mit weißem Gesicht da und starrte ins Leere. Tucker stand bei der Sprechanlage und bellte Anweisungen. Fünf Wachmänner drängten sich um ihn. Ein weiterer saß neben Matasumi, den Kopf in den

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