Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
mir. »Wieder hier zu sein, meine ich?«
Ich zuckte die Achseln. Wir hatten in den vergangenen Tagen nicht viel miteinander gesprochen. Meine Entscheidung. Ganz gleich, was Cassandra während meiner Abwesenheit getan haben mochte oder auch nicht – dass sie Paige zu einem so heiklen Zeitpunkt einfach im Stich gelassen hatte, war unverzeihlich. Was Clay auch immer von Paige halten mochte, ich mochte sie mittlerweile. Sie war lebhaft, intelligent und von einer aufrichtigen Selbstlosigkeit, die ich bewunderte. Selbst Clay war ihr gegenüber in den letzten Tagen nachsichtiger geworden. Cassandras Rücksichtslosigkeit fiel umso stärker auf. Selbst als ich ihr ins Gesicht gesagt hatte, dass ich mir das Zimmer mit Paige teilen würde, weil sie ihren Verpflichtungen nicht nachkam, hatte sie keine Spur von Reue gezeigt.
»Seid vorsichtig da drin«, fuhr Cassandra fort. »Du weißt, was Jeremy gesagt hat. Ihr wisst nicht, was sie seit eurer Flucht an zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben. Ich hab’s ernst gemeint – das, was ich gesagt habe, bevor du gekidnappt wurdest. Ich würde dich gern besser kennen lernen, Elena. Sorgen wir doch dafür, dass wir die Gelegenheit dazu haben.«
Sie legte mir die Hand auf den Unterarm und lächelte. In ihren Augen funkelte ein gefährliches Licht. »Ich muss zugeben, ich freue mich auf dies hier. Heutzutage bietet mir das Leben nicht mehr allzu viele Gelegenheiten für Mord und Totschlag.«
Paige gesellte sich wieder zu uns. »Ja nun, Cass, wenn du wirklich auf Spaß und Spannung aus bist, könntest du’s dir immer noch anders überlegen und mit an die vorderste Front gehen. Oh, aber das meintest du nicht, stimmt’s? Du willst kontrollierbaren und risikofreien Mord und Totschlag.«
»Meine Fähigkeiten eignen sich viel besser für die zweite Angriffswelle«, sagte Cassandra mit einem Lächeln, als spräche sie mit einem ungezogenen Kind.
Clay kam ebenfalls dazu. »Und ich verzichte auf jeden, der nicht dabei sein will.« Er griff nach meinem Arm, wobei er ihn zugleich nicht gerade unauffällig aus Cassandras Griff löste. »Jeremy hat noch ein paar abschließende Anweisungen für dich, Darling.«
»Lass mich raten«, sagte ich. »Sei vorsichtig. Keine Kunststückchen, bloß um anzugeben. Keine unnötigen Risiken.«
Clay grinste. »Ach was. Jeremy vertraut dir. Es wird eher rauslaufen auf ›Pass auf, dass Clay vorsichtig ist‹. ›Pass auf, dass Clay keine Kunststückchen macht, bloß um anzugeben.‹ ›Pass auf, dass er keine unnötigen Risiken eingeht‹. Babysitting eben.«
Ich verdrehte die Augen und ging zu Jeremy hinüber. Er beugte sich über eine Karte, die er auf einer der Motorhauben ausgebreitet hatte. Als ich näher kam, faltete er ohne aufzusehen die Karte zusammen.
»Du hast die Verantwortung da drinnen, Elena«, sagte er, als er sich zu mir umdrehte.
»Ich kenne die Regeln. Ich kümmere mich um Clay. Ich gebe die Vorgehensweise vor. Ich sorge dafür, dass er sich in der Hand behält.«
»Du hast die Leitung. Er weiß das.«
»Wissen Adam und Paige es auch?«
»Darauf kommt es nicht an. Adam wird sich nach Clay richten. Und Paige ist vernünftig genug, um nicht mitten auf dem Schlachtfeld einen Zank um die Führungsrolle anzufangen. Übernimm die Leitung, und sie werden dir folgen.«
»Ich versuch’s.«
»Noch eins. Bleib mit Clay zusammen. Wenn ihr euch trennt, macht ihr euch zu viele Sorgen umeinander, um euch noch konzentrieren zu können. Ganz gleich, wie übel die Dinge sich entwickeln – bleibt zusammen. Geht keine Risiken ein.«
»Ich weiß.«
»Es ist mir sehr ernst.« Er streckte die Hand aus und strich mir eine Haarsträhne von der Schulter. »Du hast es sicherlich satt, das immer wieder zu hören, aber geh keine Risiken ein. Bitte.«
»Ich passe auf ihn auf.«
»Das war nicht das, was ich gemeint habe. Und du weißt es auch.«
Ich nickte und küsste ihn auf die Wange. »Ich werde aufpassen. Auf uns beide.«
Erster Schritt: Die Umgebung in Augenschein nehmen.
Clay, Paige, Adam und ich folgten zwei Meilen weit der überwucherten Nebenstraße; dann machte sie einen Bogen nach Norden und verließ das Grundstück. Wir mussten uns also noch eine halbe Meile weit ohne einen Weg durch dichtes Unterholz arbeiten. Sobald wir nahe genug an der Anlage waren, um das Gebäude sehen zu können, gingen wir in einem Kreis die nähere Umgebung ab. Dabei hielten wir uns so tief im Wald, wie es möglich war, wenn wir gleichzeitig noch
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