Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
würdest.«
»Hübsches Bild, Paige«, bemerkte Adam.
»Worauf es ankommt«, sagte Ruth, »wir wissen nicht, was sie bei uns erreichen können. Manche Dinge, einfachere Formeln zum Beispiel, sind erlernbar. Zu einem Werwolf oder Vampir zu werden ist eine beängstigend einfache Sache. Was, wenn diese Leute die Möglichkeit verkaufen wollen, ein Werwolf zu werden?«
»Ich hoffe bloß, die machen es wenigstens billig«, murmelte ich.
»Ich bin mir sicher, viele Leute wüssten die Vorteile übermenschlicher Kräfte zu schätzen«, sagte Ruth.
»Von lang anhaltender Jugendlichkeit gar nicht zu reden«, fügte Paige hinzu. »Dafür würden die Idioten doch Schlange stehen. Die neueste Alternative zur plastischen Chirurgie: Werdet zum Werwolf!«
»Worauf es ankommt«, sagte Ruth wieder, »wenn diese Leute die Möglichkeit hätten, derlei zu tun – solche Fähigkeiten nach Belieben weiterzugeben oder auch zu verkaufen –, dann könnten sie das natürliche Gleichgewicht zerstören. Es würde Opfer geben. Die Menschheit wäre in Gefahr – durch die übelsten denkbaren Exzesse, bedenkenlose Diktatoren, zauberkundige Tyrannen, Serienmörder, die Wolfsgestalt annehmen können –«
»Hatten wir doch alles schon«, murmelte ich so leise, dass nur Jeremy mich verstehen konnte. Ein Lächeln blitzte in seinen Augen, aber sein Gesicht blieb unbewegt.
»Wir dürfen einfach nicht nur an uns selbst denken«, sagte Ruth.
»Nein?«, fragte Cassandra. »Ich weiß, dass du dieser Ansicht bist, Ruth, aber die Menschheit vor der Selbstvernichtung zu bewahren ist mir kein großes Anliegen. Mich interessiert, was diese Bedrohung für mich bedeutet. Wenn du mir sagen kannst, dass diese Leute mich kidnappen wollen, dann ist das ein hinreichend guter Grund für mich, die Sache ernst zu nehmen. Die Frage ist, was unternehmen wir dagegen?«
Das war zweifellos die Frage. Und wir verbrachten die nächsten sieben Stunden damit, sie zu erörtern. Um ein Uhr wurden Adam und Paige losgeschickt, um Mittagessen zu besorgen, und wir unterbrachen die Diskussion kaum lange genug, um zu essen.
Und wie sahen Ruths Pläne aus? Ja nun, der erste Schritt sah vor, dass jeder Delegierte seine oder ihre Mitmonster informieren sollte. Klingt vollkommen logisch und einfach, stimmt’s? Selbstverständlich würde Jeremy den Rest des Rudels informieren. Es wäre ihm nicht im Traum eingefallen, es nicht zu tun. Jetzt, nachdem uns das Ausmaß der Gefahr klar geworden war, würde er Clay anweisen, sofort zu uns zu stoßen. Danach brauchte er nur noch einen einzigen weiteren Anruf zu erledigen. Zwei Todesfälle bei unserer letztjährigen Auseinandersetzung mit den Mutts hatten uns auf ein fünfköpfiges Rudel schrumpfen lassen. Außer Clay, Jeremy und mir gehörten nur noch Antonio Sorrentino und sein Sohn Nick dazu. Es gab immer etwa ein halbes Dutzend Mutts, die versuchten, in das Rudel aufgenommen zu werden. Und angesichts unserer geringen Zahl hatte Jeremy zwei oder drei von ihnen näher ins Auge gefasst, aber er ließ sich Zeit mit der Entscheidung, und so waren wir im Augenblick nur zu fünft. Zwei Anrufe also. Aber das entsprach nicht den Vorstellungen der Hexen. Sie wollten, dass wir auch den Mutts Bescheid sagten. Wie bitte?! Jeremy versuchte zu erklären – Mutts waren nicht sesshaft. Territorium und Standorttreue waren Dinge, die dem Rudel vorbehalten waren. Nur ein einziger Mutt hatte ein eigenes Territorium, und das aufgrund einer besonderen Abmachung. Als Nächstes wollte Ruth, dass wir uns mit diesem Mutt in Verbindung setzten, damit er seinerseits die anderen informieren konnte. Okay. Ganz bestimmt. Ich sah es richtig vor mir. Ich würde Karl Marsten anrufen, ihn bitten, die Neuigkeiten an seine »Mitmutts« weiterzuleiten, und er würde sich vor Lachen einen Bruch heben. Er würde noch lachen, wenn er mitten in meinen Ausführungen auflegte.
Ruth verstand schlichtweg nicht, wie wir organisiert waren. Ebenso wie wir hatten die Hexen eine kleine Kerngruppe, die sie den Zirkel nannten. Es gab mehr Hexen außerhalb dieses Zirkels als Zirkelangehörige, genau wie bei dem Rudel und den Mutts. Ebenso wie die Mutts galten Außenseiterhexen als eine minderwertige Klasse. Aber anders als wir wollten die Hexen nicht zugeben, dass die anderen minderwertig waren. O nein. Ruth zufolge waren die außenstehenden Hexen arme fehlgeleitete Wesen, die beschützt und bekehrt werden mussten. Sie erinnerte mich an einen christlichen Missionar, der über einen
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