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Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin

Titel: Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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musterte den Schaden mit kühler Distanz, als hätte sie den Stift stattdessen in die Tischplatte gebohrt.
    »Nicht sehr eindrucksvoll«, sagte sie. »Im Gegensatz zu Werwölfen haben wir keine übernatürlichen Kräfte. Etwas Besseres bringe ich nicht zustande, aber als Beleg müsste es eigentlich ausreichen.«
    Sie zog sich den Stift aus der Handfläche und hob die Hand, damit ich sie mir ansehen konnte.
    Das Loch war so sauber, als hätte man einen Nagel in eine Wachsfigur geschlagen. Während ich noch hinsah, begannen die Ränder der Wunde sich zusammenzuziehen; das Fleisch erneuerte sich. Innerhalb einer Minute war die Haut glatt und unversehrt.
    »Keine Schmerzen, kein Blut, keine Schweinerei«, sagte sie. »Gut genug?«
    »Ja«, sagte Jeremy. »Danke.«
    »Bin ich jetzt dran?«, fragte Paige. »Was kann ich für dich tun, Elena? Einen Dämon beschwören?«
    »Paige!« Ruths Augen wurden weit vor Schreck. Sie wandte sich rasch an uns. »Ich kann euch versichern, wir beschwören keine Dämonen. Außer ein paar einfachen Formeln zur Selbstverteidigung praktizieren Hexen nur weiße Magie.«
    »›So es niemandem schadet, tu, was du willst‹«, murmelte Cassandra.
    Ruth flüsterte Paige etwas zu, und diese nickte achselzuckend, verdrehte die Augen und spielte das Ganze zu »Mensch, war doch bloß ein Spaß« herunter. Aber hatte sie wirklich nur Späße gemacht? Nicht über das Beschwören eines Dämons, sondern über ihre Fähigkeit, es zu tun? Ruth sagte, sie würden nur die so genannte weiße Magie praktizieren. War das alles, was sie konnten? Oder alles, was sie zu praktizieren bereit waren? Fühlte sich da eine gewisse Nachwuchsmagierin nicht ein bisschen zu wohl in der Rolle einer Thronfolgerin? Hm.
    »Das reicht erst mal mit den Demonstrationen«, sagte Jeremy. »Im Moment würde ich gern mehr über diese Leute erfahren, die Elena verfolgt haben.«
    »Davon hab ich gehört«, sagte Adam, während er mich angrinste. »Der erste Tote in diesem Krieg. Toller Anfang. Ich bin eifersüchtig.«
    »Das hätte ich mir denken können«, sagte Paige.
    Ruth warf den beiden einen Blick zu, der etwa neunzig Prozent entnervte Zuneigung und zehn Prozent Verwarnung enthielt. Beide verstummten so schnell, als hätte sie sie öffentlich zurechtgewiesen. Ruth machte eine Ruhe gebietende Pause und begann mit ihrer Geschichte.

Tagesordnung
    Vor fünf Wochen war ein Schamane gekidnappt worden und hatte sich mittels Astralprojektion – was das auch immer sein mochte – mit Kenneth in Verbindung gesetzt. Zu dem Zeitpunkt, zu dem er sich bei Kenneth meldete, war er in einem üblen Zustand gewesen. Schamanen waren körperlich ohnehin nie besonders kräftig; es erforderte also nicht allzu viele Misshandlungen, um sie schwer zu verletzen – jedenfalls sagte Ruth das. Aufgrund seines geschwächten Zustands war sein Bericht lückenhaft und teilweise unverständlich gewesen. Soweit Kenneth es verstanden hatte, war der Schamane von zwei Männern gekidnappt und in ein Gebäude gebracht worden, das eine eintägige Fahrt von seinem Wohnsitz in Virginia entfernt war. Dort hatten ihn zwei andere Männer nach seinen Kräften und Fähigkeiten ausgefragt. Zu Beginn seiner Gefangenschaft hatte der Schamane noch die Kraft gehabt, sich nachts mittels Astralprojektion in der Anlage umzusehen und nach Hinweisen darauf zu suchen, wer ihn entführt hatte und warum. Er hatte die Namen der beiden Männer herausgefunden, die ihn verhört hatten, Lawrence Matasumi und Tyrone Winsloe. Winsloes Name hatte weder dem zweiten Schamanen noch Kenneth irgendetwas gesagt. Offenbar gehörte eine gewisse Vertrautheit mit dem Zeitgeschehen nicht zu den obersten schamanischen Prioritäten.
    Während seiner Astralprojektionen hatte der Schamane außerdem festgestellt, dass er nicht das einzige paranormale Wesen in der Anlage war. Unter den Angestellten befand sich ein teleportierender Halbdämon – vermutlich Houdini. Er hatte gehört, dass seine Entführer außerdem von einem Magier unterstützt wurden. Gesehen hatte er den Mann nie. Was die übrigen Gefangenen anging, so hatte er bei seinen anfänglichen Astralprojektionen eine Hexe, zwei Halbdämonen und einen Vodounpriester entdeckt. Später war die Hexe verschwunden und er erfuhr, dass eine andere, stärkere Hexe als Ersatz vorgesehen war.
    Das war alles, was der Schamane in Erfahrung bringen konnte. Er hatte versprochen, sich am nächsten Tag wieder mit Kenneth in Verbindung zu setzen, ließ aber nie wieder

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