Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Workout.
Vergnügungen
Seit Clay von ihm abgelassen hatte, hatte der Mann eine beträchtliche Entfernung zurückgelegt. Er war mindestens zwei Meilen gerannt – die ganze Strecke im Radius von etwa einer Viertelmeile, in endlosen Kreisen und Zickzacklinien. Manche Leute haben einfach keinerlei Orientierungssinn. Es ist geradezu tragisch.
Clay hatte ihn in ein Sumpfgebiet getrieben, wo kein Urlauber freiwillig hinging und demzufolge auch kein Urlauber Pfade ausgetreten hatte. Als wir näher kamen, konnten wir den Mann hören – das Platschen seiner Stiefel lieferte uns eine akustische Karte seiner Route. Erst ein paar Meter ostwärts, wobei er mit jedem Schritt einige Zoll nach Süden abwich, dann abrupt nach Südwesten, ein Haken von etwa fünf Metern nordwärts, wieder eine Richtungsänderung, noch ein paar Schritte, und er war mehr oder weniger da angekommen, wo er vorher gewesen war. Ein Seufzer hob Clays Flanken. Keinerlei Herausforderung. So etwas macht keinen Spaß.
An genau diesem Punkt hätten wir den Kerl erledigen sollen – hätten hinunter in den Sumpf laufen sollen, einer von vorn, einer von hinten, ihn anspringen, ihm die Kehle herausreißen, Auftrag erledigt. Das wäre die verantwortungsvolle Vorgehensweise gewesen. Die Bedrohung beseitigen, ohne Risiko und ohne unnötigen Aufwand. Schließlich war dies hier Arbeit, verdammt noch mal, es war nicht dazu gedacht, Spaß zu machen. Nur gab es da ein Problem. Schlamm. Schlamm quoll zwischen meinen Zehen hoch, und das kalte Wasser stieg an meinen Vorderbeinen hinauf. Ich hob eine Vorderpfote. Sie sah aus wie eine dicke schwarze Keule; jedes einzelne Haar war mit Schlamm überzogen. Als ich die Pfote wieder aufsetzte, rutschte sie auf dem glitschigen Boden nach vorn ab. So konnte man nicht arbeiten. Es war gefährlich. Wir hatten nur eine Möglichkeit. Wir mussten den Kerl aus dem Sumpf rauskriegen. Was hieß, dass wir ihn jagen mussten. Unangenehme Sache, ich fühlte mich ja so schlecht deshalb.
Wir trennten uns und schlugen in entgegengesetzter Richtung jeweils einen Bogen um den im Schlamm herumstapfenden Mann. Ich nahm die südliche Route und stellte fest, dass der Boden auch dort sumpfig war. Als wir uns auf der anderen Seite wieder trafen, ließ Clay den Kopf nach Norden schwingen, um mir mitzuteilen, dass es dort trockener war. Ich machte eine Pause und horchte wieder auf den Mann. Im Südwesten, vielleicht fünfzehn Meter entfernt. Clay rieb sich an meiner Flanke und knurrte leise. Er umkreiste mich, strich an meiner Seite entlang, sein Schwanz kitzelte mich an der Nase, dann tauchte er auf der anderen Seite wieder auf. Ich schob mich näher heran, schob die Nase unter seine Kehle und drückte sie an seine Haut. Die Vorfreude ging als spürbares Zittern durch ihn hindurch; ich spürte sie an meiner Wange. Er schnupperte an meinem Ohr und knabberte an der Kante. Ich stieß ihn an und trat zurück. »Fertig?«, fragte ich ihn mit einem Blick. Sein Maul öffnete sich zu einem Grinsen, dann war er verschwunden.
Ich platschte hinter Clay her durch den Schlamm. Etwa sieben Meter südlich von unserem Ziel hielten wir inne und wandten uns nach Norden. Vor uns arbeitete sich der Mann immer noch voran; alle paar Schritte stieß er einen unterdrückten Fluch aus. Er war zu dem Schluss gekommen, dass er Clay schon ein paar Meilen zuvor abgehängt hatte, und versuchte nun, den Sumpf hinter sich zu lassen – der ihm vermutlich wie der größte Sumpf Nordamerikas vorkam. Beim Näherkommen wurden wir langsamer und versuchten Geräusche zu vermeiden.
Nicht, dass es wirklich drauf ankam. Der Typ war so damit beschäftigt, dem endlosen Matsch zu entkommen, dass wir ihm vermutlich mit Kastagnetten an den Füßen hätten nachsetzen können, und er hätte uns nicht gehört.
Wir näherten uns bis auf etwa vier Meter. Als der Geruch des Mannes Würgreiz auszulösen begann, hielt ich inne und überprüfte seinen Kurs. Nordwärts, mit dem Rücken zu mir. Perfekt. Ich senkte den Kopf, drückte den Bauch auf den Boden und schob mich voran, bis ich sah, wie der Mann sich durch einen dichten Strauch arbeitete. Er hätte ihn ebenso gut umgehen können, aber die Dunkelheit verwirrte ihn. Von dem Strauch abgesehen war das Gelände offen. Clay glitt nach vorn, bis er mich eingeholt hatte. Ich legte die Vorderbeine auf den Boden und wackelte mit dem Hinterteil in der Luft. Er grunzte und legte den Kopf zur Seite, ein unmissverständliches »Was soll das eigentlich?« Ich
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