Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
haben.«
»Und Adam haben wir nicht gefunden«, fügte Tess hinzu.
Oh, vielen Dank auch.
Bauer fuhr fort: »Und hier lebt neben Leah unser letzter, aber ganz sicher nicht unwichtigster Gast.«
Ich drehte mich um. In der Zelle hinter mir war ein Mädchen. Nein, damit meine ich nicht eine junge Frau. Ich meine ein Kind, nicht älter als zwölf oder dreizehn. Ihr jugendliches Aussehen musste das Kennzeichen irgendeiner unbekannten übernatürlichen Rasse sein.
»Was ist sie?«, fragte ich.
»Eine Hexe«, sagte Bauer.
»Ist es irgendeine Formel, die das bewirkt? Sie so jung aussehen lässt? Sehr nützlich, aber ich an ihrer Stelle würde ganz sicher nicht zu dem Alter zurückwollen. Entweder lange vor oder lange nach der Pubertät, was mich betrifft.«
Bauer lachte. »Nein, das ist keine Formel. Savannah ist zwölf.« Ich verstummte. Wenn ich zuvor nur geschaudert hatte, war ich jetzt wie eingefroren – als hätte ich einen Eisblock im Bauch.
»Zwölf?«, wiederholte ich in der Hoffnung, mich verhört zu haben. »Ihr habt eine zwölfjährige Hexe gefangen?«
»Fraglos das allerbeste Alter«, sagte Matasumi. »Bei Hexen entfalten sich die Kräfte mit dem Einsetzen der ersten Regelblutung. Savannah steht an der Schwelle zur Pubertät und bietet uns damit eine perfekte Gelegenheit, die körperlichen und geistigen Veränderungen zu studieren, die eventuell für die Fähigkeit zum Zaubern verantwortlich sind. Wir hatten wirklich bemerkenswertes Glück, sie zu finden. Genau genommen war es ein Zufall. Savannah ist die Tochter einer ehemaligen Zirkelhexe, die wir vor einigen Wochen anvisiert hatten. Als unsere Leute die Mutter abgeholt haben, war die Tochter überraschend zu Hause; sie waren also gezwungen, sie auch mitzubringen.«
Ich warf einen Blick in die Zelle. »Sie haben sie aber nicht bei ihrer Mutter gelassen.«
»Wir hatten Schwierigkeiten mit der Mutter«, sagte Bauer. »Ihre Kräfte waren größer, als unser Magier uns hatte glauben machen. Schwarze Magie könnte man es wohl nennen, was vermutlich auch ihren Bruch mit dem Zirkel erklären dürfte. Eve war … das heißt, wir waren gezwungen …«
»Wir haben sie aus dem Programm genommen«, unterbrach Matasumi. »Es war im Grunde das Beste für alle Beteiligten. Sie war viel zu schwierig, um eine brauchbare Versuchsperson abzugeben, und ihre Gegenwart hat das Kind abgelenkt.«
Das Eis breitete sich bis in meinen Magen aus. Diese Leute hielten ein Kind in einer unterirdischen Zelle fest, beglückwünschten sich für diesen Fund und erörterten die Vorteile, seine Mutter umgebracht zu haben? Ich musterte das Mädchen. Sie war groß für ihr Alter, dünn wie ein Strich und mit einem Gesicht, das nur aus Flächen und scharfen Kanten zu bestehen schien. Taillenlanges rabenschwarzes Haar fiel so glatt herab, als sei es unten mit Gewichten beschwert. Riesige dunkelblaue Augen beherrschten das schmale Gesicht. Ein ungewöhnlich aussehendes Kind, das einmal wunderschön sein würde. Sie starrte konzentriert in ein Kreuzworträtselheft; der Kugelschreiber hing über der Seite in der Luft. Einen Augenblick später nickte sie und kritzelte etwas. Sie hielt das Heft mit ausgestrecktem Arm von sich, studierte das ausgefüllte Rätsel, warf es zur Seite, stand vom Tisch auf, ging ein paarmal auf und ab und verlegte sich schließlich darauf, die Bücher in dem Regal hinter dem Fernseher zu mustern.
»Sie muss sich langweilen«, sagte ich.
»Oh, nein«, sagte Bauer. »Dies ist nicht einfach für Savannah. Das wissen wir. Aber wir tun unser Bestes, damit sie sich wohl fühlt. Alles, was sie haben will. Schokoladenriegel, Zeitschriften … wir haben letzte Woche sogar ein paar Videospiele besorgt. Sie ist doch ganz …« Bauer unterbrach sich und schien ein Wort auf der Zunge herumzurollen; dann überlegte sie es sich anders und sagte leise: »Wir haben es ihr möglichst angenehm gemacht.«
Sie wusste also, wie übel es sich anhörte. »Tut uns Leid, dass wir deine Mama umgebracht haben, Mädchen, aber da hast du ein paar Snickers und einen Gameboy zum Ausgleich.« Bauer klopfte mit ihren manikürten Nägeln an die Wand und zwang sich dann ein Lächeln ab.
»Ja, und das ist alles«, sagte sie. »Sie fragen sich wahrscheinlich, was das Ganze soll.«
»Später vielleicht«, murmelte Matasumi. »Dr. Carmichael wartet, und dies ist wirklich nicht der beste Ort …«
»Wir haben Elena herumgeführt. Ich würde sagen, es ist nur fair, wenn wir jetzt ein paar
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