Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
schöne neue Welt für die ganze Menschheit.«
Ich wartete auf das Anschwellen der Hintergrundmusik. Als nichts dergleichen geschah, brachte ich es fertig, mit ernster Miene zu sagen: »Das hört sich sehr … nobel an.«
»Das ist es auch«, sagte Matasumi.
Bauer drückte auf einen Knopf, und eine Aufzugtür öffnete sich. Wir gingen hinein.
Täuschung
Die Krankenstation sah exakt so aus, wie man es an einem solchen High-Tech-Ort erwartet hätte: weiß, kalt und aseptisch. Voll mit schimmernden Edelstahlgeräten und digitalen Apparaten. Nicht mal ein verblichenes Plakat mit der Überschrift »Symptome eines Herzinfarkts« an der Wand. Pure Professionalität, genau wie die Ärztin, eine untersetzte Frau in mittleren Jahren. Carmichael deckte sämtliche einführenden Nettigkeiten mit einem kurzen Hallo ab. Danach hieß es nur noch: »Öffnen Sie dies, schließen Sie jenes, heben Sie dies und drehen Sie das.« Null Konversation. Ich wusste das zu schätzen. Es war viel erträglicher als Bauers aufdringliche Vertraulichkeit.
Die Untersuchung war weniger nervig als ein normaler ärztlicher Routinecheck. Keine Nadeln, keine Urinproben. Carmichael maß meine Temperatur, mein Gewicht, meine Größe und meinen Blutdruck. Sie überprüfte meine Augen, meine Ohren und meine Kehle. Erkundigte sich nach Übelkeit oder anderen Nachwirkungen des Betäubungsmittels. Während sie auf den Herzschlag horchte, wartete ich auf die unvermeidlichen Fragen. Meine Pulsfrequenz lag deutlich über dem Durchschnitt. Eine für Werwölfe typische »physiologische Anomalie«, wie Matasumi es wahrscheinlich genannt hätte. Jeremy sagte, es läge an unserem erhöhten Metabolismus oder dem Adrenalin oder irgend so was; an den genauen Grund konnte ich mich nicht erinnern. Jeremy war unser medizinischer Fachmann. Ich bin an der Highschool mit Ach und Krach durch die Biologieprüfungen gekommen. Aber Carmichael sagte nichts zu meinem Herzrhythmus. Sie nickte nur und notierte ihn auf meinem Formular. Ich nehme an, sie kannte das schon, weil sie bereits den Mutt untersucht hatte.
Als Carmichael mit mir fertig war, kehrte ich ins Wartezimmer zurück, wo meine Eskorte wartete. Nur einer der drei Wachmänner war mit ins Sprechzimmer gekommen. Er hatte nicht einmal herübergeschielt, als ich meinen Kittel an- und dann wieder auszog. Empfindlicher Schlag für mein Ego, das. Nicht, dass ich es ihm hätte übel nehmen können. Es gab nicht viel zu sehen. Aber trotzdem.
Matasumi, Bauer, Tess und die drei Wachleute führten mich den Gang vor dem Wartezimmer entlang, aber bevor wir unser Ziel erreicht hatten, piepste das Funkgerät eines Wachmanns. Es hatte irgendeinen »kleineren Vorfall« im Zellenblock gegeben und ein Typ namens Tucker wollte wissen, ob Matasumi die Wachleute noch brauchte. Es war Abendessenszeit, und die meisten Leute, die nicht Schicht hatten, waren in die Stadt gegangen. Könnte Matasumi vielleicht auf die drei verzichten, die wir dabeihatten? Matasumi sagte zu Tucker, er würde sie in fünf Minuten nach unten schicken. Dann drängten wir uns alle in einen Raum, den Bauer als ein »Wohnzimmer« bezeichnete.
Das Wohnzimmer war ein Verhörraum. Niemand, der jemals eine Polizeiserie gesehen hatte, hätte sich von den bequemen Stühlen und den Art-déco-Drucken an den Wänden irreführen lassen. Vier Stühle standen um einen Holztisch herum. Ein Einwegspiegel von der Größe eines Pooltischs beherrschte die Rückwand. Videokameras und Mikrofone hingen in zwei Ecken von der Decke. Bauer konnte das Ganze meinetwegen auch als einen Salon bezeichnen. Es war ein Verhörraum.
Mein Wachmann führte mich auf die Seite, die dem Spiegel gegenüber lag. Sobald ich saß, öffnete er Klappen in den Seitenteilen des Stuhls und zog dicke Gurte heraus, die er mir um die Taille legte. Obwohl ich nach wie vor Handschellen trug, befestigte er meine Ellenbogen mit zwei weiteren Gurten an den Armlehnen. Schließlich hob er ein schweres Fußeisen vom Boden hoch. Es hing an zwei Ketten, deren Enden unter dem Teppich verschwanden. Er legte es mir an. Alle vier Stuhlbeine waren am Boden festgeschweißt. Himmeldonnerwetter, so etwas brauchten wir für unser Wohnzimmer in Stonehaven auch. Es gibt doch nichts Besseres als einen ordentlichen Verhörstuhl, wenn ein Gast sich wirklich heimisch fühlen soll.
Als ich festgeschnallt war, entließ Matasumi das Begleitpersonal. Wow, damit ging er jetzt aber wirklich ein Risiko ein. Keine bewaffneten Wachleute? Wer
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