Women of the Otherworld 02: Rückkehr der Wölfin
Winsloe zu mir in die Zelle. Durch einen beginnenden Alptraum hörte ich etwas benebelt, wie die Tür aufging, stellte im Unterbewusstsein fest, dass das Geräusch real war, und zwang mich aufzuwachen. Ich war dankbar für die Ablenkung. Ich wälzte mich aus dem Bett, stand auf und sah Tyrone Winsloe in der Zellentür stehen, vom Licht der Gangbeleuchtung umrahmt. Er präsentierte sich und wartete darauf, dass ich seinen Auftritt zur Kenntnis nahm. Ein verstörender Schauer von Ehrfurcht ging durch mich hindurch. Es war, als stände Bill Gates auf meiner Schwelle – ganz gleich, wie sehr ich unbeeindruckt bleiben wollte, ich konnte einfach nicht anders.
»Dies ist also die Werwölfin.« Er kam herein, von zwei Wachleuten flankiert. »Ein Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen«, sagte er mit einer spöttischen Verbeugung. »Ich bin Ty Winsloe.«
Er stellte sich nicht aus Bescheidenheit vor, für den Fall, dass ich ihn vielleicht nicht erkannte, sondern mit einer schmierigen Aufgeblasenheit – die Vorstellung war so verlogen wie die Verbeugung.
Als ich nicht schnell genug reagierte, ging ein verärgertes Zucken über sein Gesicht.
»Promethean Fire«, sagte er, als ob der Name seiner weltberühmten Firma mir auf die Sprünge helfen sollte.
»Ja, ich weiß.«
Sein Gesicht nahm wieder ein zufriedenes kleines Lächeln an. Er winkte den Wachmännern, dass sie bleiben sollten, wo sie waren, und kam weiter in die Zelle herein. Sein Blick glitt über mich hin, als er mich umkreiste, meine Rückseite inspizierte, mich ohne jede Verlegenheit ins Auge fasste, als wäre ich eine potenzielle Sklavin auf einem römischen Markt. Als er es wieder zur Vorderseite geschafft hatte, blieb sein Blick auf meiner Brust liegen; die Mundwinkel zogen sich enttäuscht nach unten.
»Nicht schlecht«, sagte er. »Nichts, was sich mit ein paar Implantaten nicht beheben ließe.«
Ich verengte die Augen zu Schlitzen. Er schien es nicht zu merken.
»Schon mal drüber nachgedacht?«, fragte er, den Blick immer noch auf meine Brust gerichtet.
»Ich habe keine Kinder eingeplant, aber wenn ich doch welche kriegen sollte, bin ich mir sicher, sie werden mit diesem Satz ganz zufrieden sein.«
Er warf den Kopf zurück und lachte, als wäre das der beste Witz, den er je gehört hatte. Dann beugte er sich vor und warf noch einen Blick auf meinen Hintern.
»Toller Arsch allerdings.«
Ich setzte mich hin. Er lächelte nur und fuhr damit fort, meine untere Hälfte zu studieren. Dann warf er ein Bündel Kleider auf den Tisch.
»Die Jeans kannst du anbehalten«, sagte er. »Ich hab einen Rock mitgebracht, aber die Jeans gefallen mir. Dieser Hintern ist für Jeans geschaffen. Ich mag große wabbelige Hintern nicht.«
Er mochte Frauen mit kleinem Arsch und großen Titten? Irgendjemand hatte hier als Kind zu viel mit Barbiepuppen gespielt. Ich warf einen Blick auf den Kleiderstoß, machte aber keine Anstalten, ihn entgegenzunehmen.
»Diese Bluse muss weg«, sagte er. »Bei dem Zeug da ist ein Trägertop dabei. Vergiss den BH.«
Ich starrte ihn an und konnte nicht recht glauben, was ich da hörte. Das war ein Witz, oder? Von Milliardären wurde erwartet, dass sie exzentrisch waren, also war dies wahrscheinlich Winsloes merkwürdiger Humor. Aber während ich noch starrte, wurden seine Lippen schmal.
»Nimm die Sachen, Elena«, sagte er, und alle Jovialität war aus seiner Stimme verschwunden.
Die beiden Wachmänner hinter ihm traten vor und befingerten ihre Waffen, wie um mich an ihre Anwesenheit zu erinnern. Okay, vielleicht war es also doch kein Scherz. Was war eigentlich los mit den Leuten in diesem Laden? Innerhalb weniger Stunden hatte ich gesehen, wie eine intelligente Frau sich selbst zu einem Werwolf machte, und einen Milliardär mit der Reife und den Obsessionen eines Teenagers getroffen. Verglichen mit dem Haufen hier war ich geradezu normal.
Egal, rief ich mir in Gedächtnis, Tyrone Winsloe war der Boss hier, und er war daran gewöhnt, zu bekommen, was er wollte und wann er es wollte. Aber wenn er sich einbildete, ich würde ein Trägertop anziehen, damit er meine unterentwickelten Brüste begaffen konnte – irgendwo muss ein anständiges Mädchen auch mal eine Grenze ziehen, stimmt’s? Von Mutts war ich schon so behandelt worden, aber bei denen wusste ich, wie man mit ihnen umging. Wenn sie so daherredeten, stieß ich ihnen Bescheid. Wenn sie mich anfassten, brach ich ihnen die Finger. Anders hätten sie es auch gar nicht haben
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