Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
»Vielleicht hat ihm das Leben vor der Ära der Elektrizität einfach besser gefa l len.«
»Das ist doch lächerlich«, sagte Cassandra. »Ich hab dich gewarnt, Paige. Aaron ist viel zu vertrauensselig. Er hasst es, irgendetwas Nachteiliges von irgendwem anz u nehmen, aber diese Josie ist ohne Ausnahme der dümmste Vampir, der jemals auf Erden wandelte. Wahrscheinlich hat sie ihm die Namen ihrer Exfreunde gegeben statt E d wards Decknamen. Sie –«
Mein Handy klingelte. Glücklicherweise.
»Aaron«, meldete er sich. »Wir haben das Haus gefu n den. Lucas sieht es sich gerade an, aber ich habe mit der Nachbarin geredet, und sie hat mir eine Beschreibung geliefert, die auf Edward und Natasha passt bis aufs i-Tüpfelchen. Sagt, sie wären in letzter Zeit viel weg gew e sen, und Natasha hat sie seit Monaten nicht mehr gesehen. Aber Edward kommt gelegentlich vorbei.«
»Sollen wir kommen und suchen helfen?«
»Wenn ihr könnt? Vier Augenpaare sehen mehr als zwei. Falls Cassandra meckert, schlag ihr einfach vor, sie soll sich irgendwo ins Café setzen und auf uns warten. Dann ist Ruhe – sie hasst es, irgendwas zu verpassen.«
Ich beendete das Gespräch und erzählte Cassandra das N ö tige.
»Das hier ist also nicht das richtige Haus?«, sagte sie. »Welche Überraschung.«
Sie ging zum Auto. Ich blieb, wo ich war, und sah durch die Bäume zu dem Blockhaus hinüber.
»Warte«, rief ich Cassandra nach. »Ich möchte zumi n dest einen Blick auf das da werfen.«
Ich machte mich auf den Weg zum Haus. Cassandras Seufzer war laut genug, dass ich ihn auch auf die Entfe r nung noch hörte, aber einen Moment später stand sie neben mir.
»Das Einzige, was du hier findest, ist eine Borreliose«, sagte sie. »Das ist nicht das Haus eines Vampirs, Paige. War es auch nie. Es ist zu klein, zu weit von der Stadt entfernt –«
»Aber vielleicht ist gerade das der springende Punkt«, sagte ich. »Unsterblichkeitssucher sind doch notorisch paranoid. Und sie brauchen einen Ort, an dem sie ihre Experimente durchführen können. Warum nicht hier?«
»Weil das eine Bruchbude ist. Und nicht gesichert.«
»Was kann es schaden, mal nachzusehen?«, fragte ich. »Das Ding ist doch höchstens fünfzig Quadratmeter groß. Wenn nicht weniger.«
Cassandra seufzte. Dann schob sie sich an mir vorbei und marschierte auf die Hütte zu.
Fragen Sie jemanden, was er im Leben am meisten fürchtet, und wenn er ehrlich ist, wird er sagen: »Das Ende davon.« Also den Tod. Das große Fragezeichen. Ist es also überr a schend, dass die Menschen wie besessen nach dem Geheimnis der Unsterblichkeit gesucht haben? Mit einer Besessenheit, die über das Streben nach Reichtum, Sex, Ruhm und jedem anderen weltlichen Begehren hinau s geht?
Man sollte meinen, Paranormale würden diesen Fehler nicht machen. Wir wissen schließlich, was als Nächstes kommt. Okay, wir wissen es auch nicht genau. Geister sagen uns nie, was auf der anderen Seite wartet. Eine der ersten Lektionen, die junge Nachwuchs-Nekromanten lernen, ist: »Frag nicht nach dem Jenseits.« Wenn sie da r auf bestehen, es zu tun, werden sie irgendwann nicht mehr in der Lage sein, überhaupt mit den Toten zu reden. Als ob man sie auf eine Art schwarze Liste der Geisterwelt gesetzt hätte. Somit wissen auch wir nicht, was genau uns erwartet, aber wir wissen immerhin dies: Wir gehen w o andershin, und es ist gar kein so übler Ort.
Das bedeutet aber nicht, dass wir es eilig hätten, hinz u kommen. Die Welt, die wir kennen, die Leute, das vertra u te Leben – all das ist hier. Im Angesicht des Todes schl a gen und treten und schreien wir wie jeder andere. Vie l leicht sogar noch mehr. Die paranormale Welt ist voll mit Unsterblic h keitssuchenden. Warum? Vielleicht, weil wir anhand unserer eigenen Existenz wissen, dass das Übern a türliche möglich ist. Wenn ein Mensch sich in einen Wolf verwandeln kann, warum sollte er nicht auch ewig leben können? Vampire leben jahrhundertelang, so dass zumi n dest eine Quasi-Unsterblichkeit kein leerer Traum ist. Warum dann nicht jeder von uns zum Vampir werden will? Ohne hier zu sehr auf die genaue Natur des Vampi r tums eingehen zu wollen – sagen wir einfach, es ist sehr schwierig. Und ein Unsterblichkeitss u chender braucht sich nur unter seinesgleichen umzusehen, um festzustellen, dass eine Existenz als Vampir den Hunger nach dem ew i gen Leben nicht stillt.
Ich war immer davon ausgegangen, dass Vampire, ger a de weil sie bereits eine Kostprobe der
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