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Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen

Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen

Titel: Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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arbeiteten. »Hasse es, hasse es, hasse es.«
    »Sollen wir stehen bleiben und kämpfen?«
    »Sobald wir genügend Vorsprung haben, um Formeln spr e chen zu können. Sie fallen zurück, oder?«
    »Sieht so aus.«
    »Gut. Beschissene Wichser, ich glaub’s einfach nicht, dass die mich angegriffen haben.«
    »Sieh es positiv«, sagte ich, während wir um die nächste Wegbiegung rannten. »Wenigstens können sie uns nicht umbringen.«
    Eves Lachen schallte durch den Sumpf. »Stimmt. Tot zu sein hat seine –«
    Ihr Körper zuckte, als hätte jemand ihr die Beine we g geschlagen. Ihre Lippen öffneten sich zu einem Fluch, aber bevor ein Geräusch herauskam, verschwand sie im Sumpf.
    »Eve!«, brüllte ich.
    Etwas packte meinen linken Fuß. Ich holte mit dem Rec h ten aus, um danach zu treten, aber ein fürchterlicher Ruck kostete mich das Gleichgewicht, und der Sumpfb o den segelte mir entgegen, um mich zu verschlucken.
    57

Erwischt
    B
    evor ich Zeit gehabt hatte, in Panik zu geraten, ve r schwand der Sumpf, und ich landete auf einer harten, kalten Oberfl ä che. Zurück auf der felsigen Ebene? Ich sah mich um, aber ein dichter Dunst umgab mich. Im Gege n satz zu dem kalten Nebel der Relaisstation war er warm und fast greifbar weich. Als Kind hatte ich gern im Gras gelegen, zu den Wolken hinaufgestarrt und mich gefragt, wie sie sich wohl anfüh l ten. Der Nebel ringsum war fast exakt das, was ich mir damals vorgestellt hatte. Eine plöt z liche Vorstellung von Wolken, Harfen und Posaunene n geln schoss mir durch den Sinn. War ich g e storben – schon wieder – und in den Himmel ger a ten?
    »Ah, Mist«, murmelte Eve irgendwo in der Nähe. »E r wischt.«
    Okay, also nicht der Himmel. Puh. Monotone Glücks e ligkeit war nicht das, was ich mir für mein Jenseits wünschte.
    Die einheitliche Nebelsuppe zog sich zu einzelnen dic h teren Schwaden zusammen. Einen Sekundenbruchteil lang erschien so etwas wie ein Gesicht in den Nebelwolken. Dann wurden sie zu einem bleichen Band, das sich zur Decke hinaufschlängelte und verschwand.
    »Verdammte Sucher«, murmelte Eve. »Muss doch eine Möglichkeit geben, die dranzukriegen. Muss es einfach.« Sie sah zu mir herüber. »Keine Sorge. Wird schon werden. Halt einfach den Mund und überlass das Reden mir.«
    Der Nebel war jetzt vollständig verschwunden, und ich konnte mich umsehen. Der Anblick war so überwältigend, dass ich sekundenlang nur verständnislos starren konnte. Der Raum, in dem wir standen – nein, es war kein Raum, einen Raum dieser Größe konnte es nicht geben. Die blä u lichweißen Marmorwände schienen sich bis in die Unen d lichkeit zu ziehen, und der dunkle Marmorboden erstrec k te sich in die Ferne wie die Erde, die zum Hor i zont wird. Eine gewölbte weiße Decke und die gigant i schen Säulen gaben dem Ort das Aussehen eines griech i schen Tempels, aber die Mosaiken und Fresken, mit denen die Wände geschmückt waren, schienen allen Zivilisati o nen der Welt zu entstammen. Jedes Bild stellte eine Szene aus dem L e ben dar. Jeder Aspekt des Lebens, jede Feier, jede Trag ö die, jeder Alltagsmoment schien auf diesen Wänden abg e bildet zu sein. Als mein Blick über eine blutige Schlachte n szene glitt, bewegte sich das Vorderbein eines sich au f bäumenden Pferdes ein winziges Stück. Ich kniff verblüfft die Augen zusammen. Der Mund des Reiters öffnete sich, so langsam, dass ein flüchtiger Blick es übersehen hätte.
    Ich wollte gerade etwas zu Eve sagen, als der Boden sich zu drehen begann.
    »Wir haben eine Audienz gekriegt«, murmelte sie. »Wurde auch Zeit.«
    Der Fußboden drehte sich weiter, bis wir uns einem o f fenen Raum gegenübersahen, der mindestens so unvo r stellbar groß war wie der auf der anderen Seite. Auf der ganzen Fläche hingen Lianen von der Decke – Tausende, Zehntausende davon, die von jedem Quadratzentimeter baumelten. Ich zwinkerte überrascht und rieb mir mit zwei Fingern die Augen. Als ich wieder hinsah, ging mir auf, dass es gar keine Lianen waren, sondern Garnfäden in allen Farben des Rege n bogens, und alle hatten exakt die gleiche Länge.
    »Was zum –«, begann ich.
    »Pssst«, zischte Eve. »Ich erledige das Reden, weißt du noch?«
    Und jetzt erst sah ich die Frau. Sie stand auf einer Es t rade hinter einem altmodischen Spinnrad. Weder jung noch alt, weder hässlich noch schön, weder dünn noch dick, weder klein noch groß – sie war ein Abbild des Weiblichen von perfekter Durchschnittlichkeit, eine Frau

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