Women of the Otherworld 04: Pakt der Hexen
versuchte zu verstehen, was Benicio sagte. Dann fing ich ein paar Worte Latein auf, und mir wurde klar, dass er etwas wirkte. Lucas merkte es im gle i chen Augenblick und begann zu rennen. Aber als wir die Ecke erreichten, hatte Benicio die Beschwörung abgebr o chen. Er stand über Edward gebeugt, der auf dem Rücken lag und mit kalten Augen zu ihm hinaufstarrte. Benicios Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln.
»Vampire sind doch wirklich die arroganteste aller Sp e zies, nicht wahr?«, sagte er. Sein Tonfall war angenehm, geradezu entspannt. »Und vielleicht nicht ohne Grund. Du hast es immerhin geschafft, meinen Sohn einmal u m zubringen. Und beinahe noch ein zweites Mal. Hast du dir allen Ernstes eingebildet, das gelingt dir? Wäre es dir g e lungen, ich hätte dich durch alle Kreise der Hölle ve r folgt, um Rache zu nehmen. Aber unter den gegebenen U m ständen machst du es mir ja … einfacher.«
Benicio Lächeln wurde breiter und ließ die Zähne sehen. Er hob beide Hände und sprach die letzten drei Worte seiner Formel. Als seine Hände nach unten zuckten, jagte ein Blitzschlag herab und trennte Edwards Kopf von se i nem Körper.
Niemand rührte sich. Wir standen da und sahen fa s sungslos zu, wie Edwards Kopf den Durchgang en t langrollte.
Benicio erhob die Hände ein zweites Mal. Dieses Mal do n nerte seine Stimme zwischen den Mauern entlang, als er Edwards Seele für alle Ewigkeit verfluchte.
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Der Kreis schließt sich
F
ür mich war der Fall erst wirklich abgeschlossen, als wir dorthin zurückkehrten, wo er seinen Anfang g e nommen hatte – bei einer jungen Hexe namens Dana M a cArthur.
Während wir nach Edward suchten, war Randy M a c Arthur endlich in Miami eingetroffen, um seine Tochter zu besuchen. Als sich die erste Hektik um Edwards Hi n richtung gelegt hatte, gaben wir Benicio gege n über zu, dass Dana bereits übergetreten war. Natürlich weigerte sich die Cortez-Kabale, Jaime zu glauben. Als aber ihre eigenen Nekromanten versuchten, mit dem Mä d chen Kontakt aufz u nehmen, mussten sie bestätigen, dass Dana nicht mehr zurückzuholen war. Und so standen Lucas, Savannah und ich zwei Tage später auf einem Kabale n friedhof und verabschiedeten uns von einem Mä d chen, das wir nie gekannt hatten.
Ich wusste, was auf der anderen Seite war, und so schmer z te Danas Tod mich weniger, als er es sonst getan hätte. Aber ich empfand sehr deutlich, welche Tragödie er immer noch für ihren Vater und ihre jüngere Schwester darstellte – vie l leicht sogar für ihre Mutter. Und auch für Dana selbst war er eine Tragödie. Sie war an einen guten Ort gegangen, und ich war mir sicher, dass sie glücklich sein würde, aber dennoch war ihr Leben viel zu früh zu Ende gegangen. Und warum? Um den Tod eines Vampirs zu rächen, einer Frau, die immer wieder getötet hatte, über die Bedürfnisse ihrer Natur hinaus. Als ich auf diesem Friedhof stand und zuhörte, wie der Priester versuchte, die passenden Worte für ein Mädchen zu finden, das er nie getroffen hatte, blickte ich über die Gräber hinweg und dachte an all die anderen frischen Gräber auf anderen Kabalenfriedhöfen. Ich sah zu Savannah hin und dachte an Joey Nast, den Cousin, den sie nicht gekannt hatte. Auf der anderen Seite der Trauergemeinde sah ich Holden Wyngaard stehen, einen rundlichen rothaarigen Jungen, der einzige Überlebende der Mordserie. Ich dachte an die anderen. Jacob Sorenson. Stephen St. Cloud. Colby W a shington. Sarah Dermack. Michael Shane. Matthew T u cker. Alle tot. Und wie viele Grabsteine wären nötig gew e sen, um das Gedächtnis all derer zu ehren, die E d ward und Natasha umgebracht hatten in der Hoffnung, unsterblich zu werden?
Ich dachte an all diese Leben und brachte es keine S e kunde lang fertig, zu verurteilen, was Benicio getan hatte. Welcher Hölle Edward sich jetzt auch immer ausgeliefert sah, es konnte nicht schlimmer sein, als er verdiente.
Eine kleine Gruppe stand an Danas offenem Grab. Ihre Mutter war nach wie vor nicht dabei. Was musste im L e ben dieser Frau passiert sein, dass sie ihre Tochter so im Stich gelassen hatte? Und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob ein Zirkel hätte helfen können. Im Grunde war ich mir sicher, er hätte helfen können – Dana zumi n dest. Hätte sie andere Hexen gekannt, die für sie da waren, dann hätte ihr Leben nicht auf den Straßen von Atlanta und auf diesem Friedhof enden müssen.
Aber zugleich musste ich mir eingestehen, dass es
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