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Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
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Selbsterziehung zu üben. Dazu muss man sich auch mit dem eigenen Charakter beschäftigen. Ich bin ein sehr impulsiver, willensstarker Mensch, der seine Entscheidungen sehr konsequent umsetzt. In der Pionierphase des Unternehmens war das von großem Vorteil. Doch im Laufe der Jahre musste ich lernen, mich stärker zurückzuhalten, damit ich die anderen Menschen nicht überwalze. So habe ich permanent auch an mir selbst gearbeitet.
    Als mich im August 2011 der Kabarettist Tobias Bücklein in seine Konstanzer Bühnenshow einlud, bat er mich, wie alle anderen Bühnengäste etwas Musikalisches zu präsentieren. Als kleiner Bub hatte ich Blockflöte gelernt. Als 36-jähriger Unternehmer fasste ich eines Tages den Vorsatz, dass ich als willensgetriebener Mensch mit klaren Vorstellungen daran arbeiten müsse, mein Herz zu öffnen. Deswegen wollte ich durch das Musikalische bewusst meine Gefühlsseite kultivieren. Das Blockflötenspiel schien mir wenig attraktiv. Auf der Suche nach einem geeigneten Instrument erinnerte ich mich daran, dass, wenn ich damals zum Unterricht ging, vor mir immer gerade jemand aus dem Querflötenunterricht kam. Das hatte mir gut gefallen. Also besorgte ich mir eine Querflöte, nahm Unterricht und übte konsequent, wenngleich das für meine Familie sicherlich kein großer Ohrenschmaus war. Später musizierte ich oft auch zusammen mit meiner Frau, die ebenfalls Querflöte spielt. So haben wir beispielsweise öfter unser Töchterchen Bettina im Duett in den Schlaf geflötet. Das war sehr süß. »Ihr sollt die Querflöte spielen, sonst kann ich nicht schlafen.«
    Auch bei unseren familiären Hausmusikabenden spiele ich gelegentlich Querflöte, aber für einen Auftritt vor größerem Publikum fühlte ich mich keineswegs sicher. Ich suchte ein Stück von Händel, das ich schon mal halbwegs sicher spielen konnte, und begann zu üben. Doch die Zeit raste, und der Termin für den Gastauftritt im Kabarett kam immer näher, ohne dass ich das Stück sicher beherrschte. Meine Frau mahnte mich, und ich quälte mich. Doch es half nichts. Die Töne klangen gequetscht und schrecklich. Da kam Beatrice auf die wunderbare Idee, ich könne doch so gut pfeifen und das würde ich ohne Unterlass üben, weil ich, ganz gleich wo ich gerade wäre, immer gern ein Liedchen auf den Lippen hätte. Im Prinzip könnte ich ganze Beethoven-Sinfonien pfeifen. Die Idee gefiel mir, schließlich drohte mir eine ziemliche Blamage, sollte ich mit der Querflöte auftreten. Also griff ich das Notenblatt und übte fortan das Pfeifen.
    Es kam der Tag des Auftritts. Bevor sich Tobias Bücklein ans Klavier setzte, auf dem er seine Gäste begleitet, forderte er mich auf, die Flöte auszupacken. »Oh«, sagte ich, »die habe ich ganz vergessen.« Ich hatte ihn bewusst nicht vorgewarnt, sonst wäre er womöglich auf die Idee gekommen, mich zur Querflöte zu verdonnern. So aber musste Bücklein improvisieren: »Hm, wie können wir es dann machen?« Und hoffte vielleicht, dass sich irgendwo hinter den Kulissen auf die Schnelle eine Querflöte finden ließe. Da sagte ich schnell, als wäre es mir gerade in den Sinn gekommen: »Ich könnte es pfeifen!« Und genauso machten wir es, ich war gerettet, und die Sache wurde ein wunderbarer kleiner Erfolg, den man jetzt sogar noch bei Youtube findet.

Wenn »Mitarbeiter führen« bedeutet, die Leistung anderer zu ermöglichen, dann zielt das immer auf unternehmerisches, selbstverantwortliches Handeln.
Reinhard K. Sprenger
    K APITEL 9  Dialogische Führung
oder wie ich endlich sehen lernte und aufhörte,
den Mitarbeitern Anweisungen zu geben
    Die Lernschritte, die dm im Laufe der Jahrzehnte vollzog, verliefen in keinster Weise kontinuierlich, sondern sprunghaft. In der Regel wurde uns erst im Nachhinein klar, dass wir gerade wieder etwas Wesentliches gelernt oder geändert hatten. Insofern fanden wir die Begriffe für die Entwicklung von dm immer erst in der Rückschau. In der Reflexion unserer Unternehmenskultur zusammen mit Hellmuth J. ten Siethoff stießen wir erstmals auf die »drei Phasen dynamischer Organisationsentwicklung«, wie sie Bernard Lievegood in seinem Institut NPI entwickelt hatte. Demnach startet ein Unternehmen mit der Pionierphase , kommt dann in die Differenzierungsphase und mündet schließlich in die Integrationsphase .
    In der Pionierphase steht und fällt alles mit dem Unternehmer, der als Hansdampf in allen Gassen unterwegs ist und das Chaos durch Charisma in Zaum hält. Ganz

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