Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition)

Titel: Womit ich nie gerechnet habe: Die Autobiographie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz W. Werner
Vom Netzwerk:
Unternehmen halten, in dem und für das es sich zu engagieren lohnt.
    Eine wichtige Lektion: Vier Wochen Mutter
    Da wir in der Familie die klassische Rollenaufteilung lebten, meine Frau Beatrice mit sieben Kindern ordentlich zu tun hatte, nahm ich mir keine Zeit für extravagante Hobbys raus. dm brauchte viel Zeit und Kraft. Aber jenseits davon war meine Frau dankbar über jede Unterstützung, die ihr auch einmal einen Freiraum verschaffte. So wurde es für mich eine besondere Selbsterfahrung, als ich einmal vier Wochen mit den Kinder allein war. Viele Männer denken, Hausarbeit und Kinderbetreuung wären locker nebenbei erledigt. Aber damals habe ich sehr schnell gelernt, dass Kinder einen nie loslassen. Wenn ich im Büro bin, kann ich problemlos sagen: Ich möchte jetzt eine Stunde nicht gestört werden. Dann werde ich eine Stunde nicht gestört. Wenn ich morgens ins Büro komme, liegt der Bleistift noch genauso auf dem Schreibtisch, wie ich ihn abends liegen gelassen habe. Aber mit Kindern ist das anders. Cornelia und Christoph, die beiden ältesten, waren damals schon aus dem Haus. Blieben die fünf kleineren Kinder: Bettina war 12, Michaela 7, Johanna 5, Sonja 3 und Matthias, der Kleinste, hat noch in die Windeln gemacht.
    Die Lektion, die ich dank der vorübergehenden Abwesenheit meiner Frau gelernt habe, heißt: Als Mutter musst du pausenlos präsent sein. Irgendetwas ist immer. Wenn das eine Kind zufrieden ist, dann hat das andere ein Problem. Man kann sich auf nichts vorbereiten; alles passiert, wie es passiert. Man kann keine Arbeit liegen lassen oder auf morgen verschieben. Es gibt keinen Plan, den man abarbeitet und bei dem man sich am Ende auf die Schulter klopft, wenn alles geklappt hat. Denn es klappt nichts. Nie ist etwas fertig. Muttersein hört nie auf. Ich hatte mir einen großen Stapel Bücher bereitgelegt, die ich alle in Ruhe lesen wollte. Das war ein großer Irrtum. Meine Frau kam zurück, und die Bücher waren noch nicht einmal aufgeschlagen, geschweige denn gelesen. In diesen vier Wochen habe ich sehr großen Respekt vor der Arbeit aller Mütter bekommen.
    Seither verstehe ich auch, wenn Mütter wieder zurück in den Beruf wollen. Sie bekommen die Kontrolle über ihr Leben zurück, und sie arbeiten in der Gemeinschaft. Zu Hause bin ich immer auf mich selbst zurückgeworfen. Die Kinder führen einem ständig vor Augen, wie unvollkommen man eigentlich ist. In der Gemeinschaft habe ich die Möglichkeit, über mich hinauszuwachsen, und bekomme unvergleichlich viel Anerkennung für meine Arbeit. Logisch, dass viele Mütter wieder die Berufstätigkeit suchen.
    Später bin ich in den Faschingsferien immer mit den Kindern zum Skilaufen ins Berner Oberland gefahren. Diese eine Woche hatte meine Frau dann für sich allein. Für die Kinder und mich war das ein wunderbares Abenteuer. Die Kinder durften ihre Freunde mitnehmen, so dass wir manchmal als große Horde unterwegs waren. Morgens sind wir früh gestartet, um den ganzen Tag Ski zu fahren – egal ob blaue, rote oder schwarze Pisten. Das war der spaßige Teil. Das Drumherum war eher spartanisch. Aufräumen und Putzen fällt mir nicht schwer, aber zum Koch tauge ich nicht. Also mussten die Kinder sich mit belegten Brötchen und einfacher Kost begnügen und wussten hinterher die gute Küche ihrer Mutter umso mehr zu schätzen.
    Die Gartenarbeit rund ums Haus betrieb ich bemüht, aber ohne spezifische Ambitionen. Und ich freute mich auch an der gemeinsamen Hausmusik, die wir in unserer Familie mit großer Liebe pflegten. Aber wenn andere Leute gelegentlich ihre Hobbys aufzählten, winkte ich immer schnell ab. Auch beim neusten Klatsch aus der bunten Medienwelt konnte ich nicht mitreden. Um fernzusehen, hatte ich nie genug Zeit. Gelegentlich schalte ich mal im Hotel den Fernseher ein und staune, was einem da alles geboten wird. Aber es ist nichts darunter, was in meinem Leben eine Rolle gespielt hätte.
    Bei mir haben sich Beruf und Freizeit immer verwoben. Einmal habe ich mit meinen beiden großen Kindern eine Radtour die Mosel entlang gemacht. Da war es für mich gar keine Frage, dass wir unterwegs auch die dm-Filialen in Trier und in Koblenz besucht haben. So konnte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. In Koblenz hatte eines unserer Räder einen Platten. Da sind wir dann kurzerhand ebenfalls in die nächstgelegene dm-Filiale gestapft und haben dort den Fahrradschlauch geflickt. So schnell wird aus einer dm-Filiale eine

Weitere Kostenlose Bücher