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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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jetzt unzählige rötlich orange Familienverbände
herum. Der blaue Herbsthimmel war mit flauschig weißen Wolken durchsetzt, dazwischen
schwarze Kakadus mit leuchtend rosa oder orangefarbenen Kämmen, Wildenten und
Gänseschwärme, gelegentlich auch ein schwarzer Schwan mit ausgebreiteten
Schwingen.
    Hier ist
Neal auf dem Weg ins Basislager der Expedition durchgekommen, sagte sich
Hannah. Wenn er in einem Jahr zurückkam, würde er ihr vielleicht ein Foto von
diesem Blick auf den Spencer-Golf zeigen, und dann könnte sie sagen: »Genau das
habe ich mit eigenen Augen gesehen!«
    Seit ihrem
Einkauf bei Gibney's hatte sie kein Wort mit ihren Reisegefährten gewechselt.
Mr. Maxberry war alles andere als gesprächig und hielt den Blick unentwegt auf
die Straße gerichtet, über die sie in stetem Trab vorwärtsritten. Hannah fragte
sich, wie er wohl zu dieser Narbe gekommen war, die sich von seiner Stirn
hinunter bis zum Kinn zog. Er konnte von Glück reden, eine derartige Verletzung
überlebt zu haben. Auch wenn er, anders als Alice, die ihm verbliebene Narbe
nicht mit Kosmetika abdecken konnte.
    Als es
Abend wurde, hielt Maxberry sein erschöpftes Pferd an. Nachdem er erklärt
hatte, hier für die Nacht ein Lager aufzuschlagen, machte er sich auf, um Holz
zu sammeln und anschließend ein Feuer zu entfachen, während Nan mit einem langen Stock in Richtung Ufer zog und Hannah, nachdem sie
sich ein wenig ihre schmerzenden Glieder massiert hatte, Mehl mit Wasser
vermengte, um daraus in den heißen Kohlen Buschbrot zu backen, allgemein als Damper bekannt. Sie machte sich Sorgen um Jamie
O'Brien. »Hat sich das Bein gebrochen und scheint höllische
Schmerzen zu haben.« Starke Schmerzen wiesen auf eine tief gehende Verletzung
hin. Würde sie in der Lage sein, ihm zu helfen?
    Den Saum
ihres nassen Rocks in den Bund gestopft, kehrte Nan zurück und präsentierte stolz ihren Speer, auf dem drei große
orangerote Fische aufgespießt waren.
    »Granatbarsche«,
sagte Maxberry und nahm die Fische mit seinem Messer aus, ehe er sie in eine
Pfanne warf, die er aus ihrer Befestigung an seinem Sattel gelöst hatte. »Gehen
nachts auf Futtersuche. Das macht es für Nan und ihresgleichen leicht, sie zu erwischen. Ich hab dafür kein
Händchen, umso besser versteht sich Nan drauf. Ist
ihrem Volk wohl angeboren.«
    Hannah
hätte sich mit der Aborigine gern
unterhalten und ihr Fragen gestellt, wollte dann aber doch nicht den Eindruck
erwecken, die junge Frau aushorchen zu wollen. Deshalb begnügte sie sich
damit, zu den Sternen emporzuschauen, die ihr noch immer fremd vorkamen, in
ihrer Konstellation ganz anders als zu Hause. Statt des vertrauten Großen
Wagens erblickte sie das Kreuz des Südens, eine wahrhaft himmlische Erinnerung
daran, wie weit sie gereist war.
    Maxberry
hüllte sich wieder in Schweigen. Das Gesicht vom Schein des Feuers erhellt,
konzentrierte er sich auf die Granatbarsche in der Pfanne auf dem Feuer,
derweil Nan prüfte, ob
der Damper in der Glut durchgebacken war, und
Hannah die Fotografie von Neal aus der Tasche zog. Heute, sagte sie sich,
heute Abend speisen wir beide unter Sternen.
    Ausgehungert
wie sie war, kam ihr der Fisch, als er endlich gar war und ohne alles vor ihr
lag, vor wie ein Festessen. Da keine speziellen Vorkehrungen für die Nacht
getroffen wurden, blieb ihr nichts anderes übrig, als sich auf dem Boden
zusammenzurollen und mit ihrem dicken Cape zuzudecken. Maxberry und Nan kuschelten sich auf der anderen Seite des Feuers aneinander, was
Hannah, die unter anderen Gegebenheiten eher schockiert gewesen wäre, zu der
Erkenntnis brachte: Es ist eben eine ganz andere Welt.
    Mit dem
Gedanken an Neal schlief sie ein und wachte am nächsten Morgen völlig steif
und verspannt auf. Nach einem Frühstück, das mit Damper, Melasse und Tee nicht üppig ausfiel, fand sie eine abgeschiedene
Stelle am Meeresufer, wo sie sich so gut es ging wusch. Die Röcke geschürzt,
sah sie Schiffe mit geblähten Segeln majestätisch über das glitzernde Wasser
ziehen.
    Wieder
ritten sie den ganzen Tag lang, bis die Pferde völlig erschöpft waren, und
schlugen erneut ein Nachtlager auf. Tags darauf, gegen Mittag, erreichten sie
schließlich einen Punkt, von dem aus sich zu ihrer Rechten ein üppig grüner
Höhenzug erstreckte. »Nennt sich Flinders«, sagte Maxberry. Er glitt aus dem
Sattel und suchte den Boden ab. Hannah war dankbar für die Pause. »Sie sollten
doch hier warten!«, entfuhr es Maxberry irritiert. »Genau hier

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