Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
Vom Netzwerk:
Bein kann ebenso reich werden wie einer mit zweien. War's sowieso
leid, mir den Stiefel über diesen Fuß zu ziehen.«
    Hannah
besah sich die blutende Wunde. Die gebrochenen Knochenenden schimmerten in der
Sonne. Fliegen summten bereits drum herum. Als sie sie wegscheuchte und die
Last des Himmels auf sich spürte und die Last der Gefühle dieser Männer und
sich vorzustellen versuchte, was ihr Vater tun würde oder Dr. Applewhite oder
Dr. Davenport - bestimmt amputieren -, fiel ihr das Jodgemisch in ihrer Tasche
ein.
    Ihr Herz
hämmerte wie wild, als sie die kleine Flasche mit der dunkelroten Flüssigkeit
herauszog. Die Tinktur war nur auf normaler Haut getestet worden, noch nie auf
einer offenen Wunde - die Blase, die sich Jacko Jackson beim Holzhacken
zugezogen hatte, zählte eigentlich nicht. Dies war eine Lösung zum Händewaschen. Zu keiner Zeit hatte ihr Vater
gesagt, dass man sie direkt auf Fleischwunden oder freiliegende Knochen
aufbringen konnte! Bestand die Gefahr, dass diese Tinktur eventuell das Blut
von Jamie O'Brien vergiftete
und ihn so sicher wie eine Infektion umbrachte?
    Ihre
Finger krampften sich um die Flasche. Wer gab ihr das Recht, an diesem Mann ein
Experiment durchzuführen?
    »Mr.
Maxberry«, sagte sie, »dürfte ich Sie bitten, mit mir den Platz zu tauschen?«
    Maxberry
sprang vom Wagen und half Hannah hinauf, wo sie sich nun ihrerseits neben Jamie
O'Brien hinkniete. Als sie die Flasche entkorkte, fragte
Maxberry: »Was machen Sie denn da?«
    »Das ist
Medizin«, beschied sie ihn kurz und knapp, schon weil sie annahm, dass Mikroben
und Antisepsis für ihn Fremdwörter waren.
    »Sie
werden das Jamie doch nicht
zu trinken geben.«
    »Nein, das
ist nichts zum Trinken, das ist für die Wunde.«
    »Lass sie
einfach machen, Mikey«, keuchte Jamie. »Ich hab
Vertrauen zu ihr.« Wie Hannah feststellte, verursachte ihm das Atmen
Beschwerden.
    Hannah
träufelte etwas von der Tinktur auf ihr Taschentuch, mit dem sie anschließend
behutsam die blutige Wunde betupfte und sie so gut wie möglich reinigte. Dann
wies sie Maxberry an, den Knöchel mit beiden Händen zu umspannen und leicht
daran zu ziehen, während sie selbst mit äußerster Vorsicht die gebrochenen
Enden des Knochens so lange hin und her bewegte, bis sie aneinander zu liegen
kamen und unter der Haut verschwanden. Unter den staunenden Blicken Michael
Maxberrys und der Umstehenden griff sie anschließend zu Nadel und Faden und
legte eine Wundnaht an. Nur noch der Verband war ein Problem. In
Medizinerkreisen hing man allgemein der Theorie an, dass es, da Wunden sowieso
verunreinigt seien, nicht darauf ankomme, womit man sie verband, und dass die
Verwendung von etwas anderem denn schmutzigen Lumpen nur Verschwendung sei. Hannah
dagegen hielt es mit der Theorie ihres Vaters, weshalb sie beherzt ihren
eigenen Unterrock in Streifen zerriss, um damit die Wunde zu verbinden, auf
der sie ihr mit Jod getränktes Taschentuch beließ.
    Als
Nächstes schienten die Männer Jamies Bein mit den zwei Latten, die sie stramm
umwickelten, wobei sie gleichzeitig darauf achteten, sowohl seinen Knöchel und
wie auch sein Knie zu fixieren. Hannah überprüfte den Pulsschlag in seinem
Fuß, und so holprig und schwach er auch war - er war da.
    Sie schaute O'Brien an. Er hatte das Bewusstsein
verloren.
    »Ich
bringe Sie jetzt ins Australia Hotel
zurück«, sagte Maxberry.
    Hannah
richtete den Blick nach Süden, wo irgendwo in der Ferne grüne Felder und
Zivilisation winkten. Dann schaute sie sich in dieser unfassbaren Wildnis um,
in der sie sich befand, in diesem von Hügeln durchzogenen Ödland mit
vereinzelten Bäumen und Büschen und umso mehr Fliegen. Die niedrige Bergkette
im Westen, das musste, wenn sie sich recht an Neals Expeditionskarte erinnerte,
die Baxter Range sein, die nördlich von dem von Edward Eyre sogenannten Iron
Knob lag. Sie dachte daran, wie lange Neal schon mit Sir
Reginald unterwegs war, dass er bestimmt Wundersames entdeckte und
fotografierte. Zu guter Letzt sah sie auf das verwundete Bein, an dem sie
soeben ein gewagtes medizinisches Experiment durchgeführt hatte, und da sie die
Verantwortung dafür übernommen hatte, sagte sie: »Ich möchte hierbleiben und
sichergehen, dass Mr. O'Briens Befinden
zufriedenstellend ist.«
    »Wie Sie
wollen«, meinte Maxberry. Und zu den anderen sagte er: »Also gut, Leute. Wir
bleiben die Nacht über hier und brechen morgen früh auf.«
    »Mr. O'Brien darf sich aber nicht bewegen«, protestierte Hannah auf

Weitere Kostenlose Bücher