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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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finden, um das Präparat zu testen, ohne dass jemand Schaden nahm. Die
erfolgreiche Behandlung einer Blase sagte noch lange nicht aus, dass dies auch
für alle anderen Verletzungen galt.
    »Miss
Conroy?« Trudie stand an der Tür. »Da ist ein Gentleman, der Sie sprechen möchte.«
    Hannah
folgte ihr in die Empfangshalle. Als Maxberry ihrer ansichtig wurde, lüpfte er
den Zylinder von seinem fettigen Haar. »Miss Conroy, ein gemeinsamer Freund ist
verletzt und bittet Sie zu sich.«
    »Ein
gemeinsamer Freund?«
    »Ja. Mr.
Scott.«
    Hannah
warf ihm einen misstrauischen Blick zu. »Mr. Scott hält sich Hunderte von
Meilen von hier entfernt auf.«
    Er
errötete. »Mag schon sein. Aber ich hab gedacht, wenn ich Ihnen die Wahrheit
erzähl, dann kommen Sie nicht mit. Es geht um Jamie
O'Brien. «
    Sie zuckte
zusammen. »Wo ist er?«
    »Zwei
Tagesreisen nördlich von hier, am Golf. Ist schwer verletzt. Ich soll Sie zu
ihm bringen. Keine Sorge«, setzte er rasch hinzu, »ich hab meine Missus mitgebracht. Alles wie sich's gehört. Nicht dass Sie meinen, ich will
Sie entführen.«
    »Was ist
denn passiert?«
    »Er hat
sich das Bein gebrochen. Scheint höllisch wehzutun.«
    »Er
braucht einen Chirurgen.«
    »Das geht
nicht, Miss, und ich glaub, Sie wissen, warum.«
    »Ja«,
sagte sie und schaute ihm in die Augen. »Ich werde den Wagen anspannen lassen.«
    »Mit dem
Wagen dauert's zu lange, Miss. So viel Zeit haben wir nicht. Ich war so frei
und hab für Sie ein Pferd gemietet. Hat nur leider keinen Damensattel.«
    »Ich hole
nur rasch ein paar Sachen.«
    Hannah
eilte nach oben. Neben ihrer Teppichtasche nahm sie zusätzlich die aus Leder
mit, die immer bereitstand, falls sie mal über Nacht wegblieb; eine Geburt
konnte sich gelegentlich tagelang hinziehen. In dieser Ledertasche befanden
sich eine Haarbürste mit Kamm, ein Stück Seife, Zahncreme, Eau de Cologne mit Rosenduft, Taschentücher, Waschlappen und Handtuch, eine Kerze und
Streichhölzer, Strümpfe und Unterwäsche zum Wechseln. In ihrer Teppichtasche
verstaute sie noch rasch Neals Foto.
    Als
Letztes entledigte sie sich ihrer Krinoline mit dem Reif aus Walfischknochen,
ließ sie zu Boden gleiten. Und da die Nächte zunehmend kühl wurden, griff sie
zusätzlich zur Haube nach ihrem Cape, ehe sie wieder nach unten hastete, wo ihr
Begleiter unruhig auf und ab ging.
    »Ich weiß
noch nicht, wie lange ich ausbleibe«, sagte sie zu Liza Guinness am Empfangstresen. »Machen Sie sich keine Sorgen.«
    Nicht zum
ersten Mal wurde Hannah von einer Sekunde zur anderen weggerufen, und dann
konnte es dauern, bis sie wiederkam. »Lassen Sie sich Zeit, Liebes«,
entgegnete Liza und
zwinkerte anzüglich.
    Beim
Verlassen des Hotels drehte sich Hannah noch einmal um. »Was sollte denn dieses
Zwinkern?«, fragte sie Maxberry.
    »Als ich
ihr gesagt hab, ich soll Sie zu einem Freund begleiten, hat sie mich gefragt,
ob das Mr. Scott wäre, und ich habe ja gesagt. Na ja, ich könnt ihr doch
schlecht reinen Wein einschenken, oder?«
    Ob dieser
Flunkerei war Hannah versucht, nochmals umzukehren und Liza zu informieren, wie sich die Sache in Wirklichkeit verhielt, sah dann
aber davon ab, weil sie bei Liza mit ihrer
blühenden Phantasie kaum auf Verständnis stoßen würde und es nicht
auszuschließen war, dass die Chefin des Hotels mit ihrem Hang zur Dramatik ihr
die Bürgerwehr auf den Hals hetzte.
    Die Pferde
von Mr. Maxberry waren an einem Pfosten im Hof angebunden. Hannah staunte nicht
schlecht, als sich seine »Missus« als Aborigine entpuppte.
    »Sie heißt
Nampijinpa«, erklärte Maxberry, »aber wir nennen sie nur Nan. Sie gehört dem Stamm der Kaurna an, spricht aber gut Englisch. Ich
glaub, sie ist an irgendwelche Missionare geraten. Als ich sie auflas, trug
sie ein Kängurufell, aber ich hab sie dazu gebracht, Frauenkleider anzuziehen.«
    Nans Alter war schwer zu schätzen. Sie war recht mollig, und wenn sie
grinste, entblößte sie beeindruckende Zahnlücken. Ihr langes glattes Haar war
so dunkel wie ihre Haut. Hannah hatte noch nie eine Eingeborene zu Gesicht
bekommen. Sie waren vor Jahren mit Bausch und Bogen in Reservationen
umgesiedelt worden.
    Nachdem
sie die Riemen ihrer beiden Taschen um den Sattelknauf geschlungen hatte, ließ
sie sich von Maxberry, der dazu die Finger beider Hände zu einem Steigbügel
ineinander hakte, beim Aufsteigen helfen und versuchte dann, so elegant wie
möglich ihr rechtes Bein über den Sattel zu schwingen. Seit ihrer Kindheit war
sie nicht mehr so

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