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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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das war der Duft von Eukalyptusblättern gewesen! Die Aborigines hatten ihn nicht gekocht, sondern heilenden Dämpfen ausgesetzt, nicht
anders als Josiah Scott, wenn er Neals Erkältungen mit Dämpfen von Kampfer und
Frauenminze behandelt hatte.
    Er rieb
sich das Kinn. Ein veritabler Bart war dort im Entstehen. Wie mochte alles
andere an ihm aussehen? Rasch schaute er an sich hinunter und stellte
erleichtert fest, dass eine graue Känguruhaut um seine Lenden geschlungen war.
Möglicherweise wussten diese Menschen um die Schamhaftigkeit des weißen Mannes
in Bezug auf seinen Körper - denn soweit Neal beobachten konnte, bedeckten die
Männer in diesem Lager ihre Geschlechtsteile nicht -, oder aber die
Känguruhaut gehörte zur Heilbehandlung.
    »Wo sind
meine Kleider?«, fragte er. Da Jallara nicht zu verstehen schien, versuchte er
es mit Gebärdensprache, bis sie nickte und zu einem großen Lagerfeuer deutete,
nicht ohne dabei die Nase zu rümpfen und das Gesicht zu verziehen.
    Neal hob
die Brauen. »Ihr habt sie verbrannt, weil sie stanken?«
    Sie nickte
lächelnd.
    Zum Glück
trug er weiterhin Schuhe. Die empfindlichen Füße des weißen Mannes waren für
dieses raue Terrain ungeeignet.
    Er sank
zurück. »Danke, dass du mir das Leben gerettet hast, Jallara ... Ich habe keine
Ahnung, was mir widerfahren ist ...« Er rieb sich die Augen. Was war eigentlich
mit ihm geschehen? Seine Erinnerung war getrübt. Er war in einen Sandsturm
geraten. Und dann war er tagelang marschiert. Entsetzlicher Durst, entsetzlicher
Hunger. Weshalb aber hat es mich in dieses Niemandsland verschlagen?
    Er schloss
die Augen und erforschte sein Gedächtnis. »Ich heiße Neal Scott«, murmelte er.
»Ich bin der Adoptivsohn von Josiah Scott, Rechtsanwalt in Boston. Meine Mutter
- oder jemand aus ihrer Familie, höchstwahrscheinlich ein erzürntes Oberhaupt -
hat mich vor Josiah Scotts Türschwelle abgelegt. Ich habe einen
Universitätsabschluss in Geologie. Ich bin Wissenschaftler und Fotograf. Ich
bin unsterblich verliebt in eine Hebamme namens Hannah Conroy. Ich bin nach
Australien gekommen, um Unbekanntes zu entdecken und Geheimnisse zu
enträtseln. Ich habe an einer Expedition teilgenommen ...«
    Seine
weiteren Erinnerungen waren verschwommen. Er entsann sich an Männer, die um
ein Lagerfeuer saßen, vor allem an einen, einen schon älteren mit rotem
Gesicht, weißhaarig, mit einem weißen Tropenhelm ...
    Sir
Reginald Oliphant, der berühmte Forscher!
    Wie erlöst
atmete Neal auf. Sein Gedächtnis funktionierte noch, lediglich Einzelheiten
ließen ein wenig zu wünschen übrig. Dehydrierung wirkte sich, wie er wusste,
auf den Verstand aus. Mit der Zeit würde sich das geben und die Erinnerung
zurückkommen.
    Und dann
dachte er an Hannah. An den Abschied vor dem Australia Hotel. Wie sich ihre Lippen auf seinen angefühlt hatten, ihr biegsamer
Körper in seinen Armen ...
    Erschöpft
schlief er ein. Erst am späten Nachmittag wachte er wieder auf. Jallara war
nicht bei ihm, stattdessen starrten drei finster aussehende Gesellen unter
dichten Augenbrauen auf ihn nieder. Sie waren schwarz, und obwohl sie wegen
ihres weißen Haars und der langen weißen Barte als alt angesehen werden
mussten, sahen sie drahtig und muskulös aus. Von oben bis unten waren sie mit
weißen Streifen bemalt, und da sie zudem Speere trugen, wirkten sie wie eine Erscheinung
aus längst vergangener Zeit. Ihre sehnigen Körper waren beeindruckend.
    Noch ehe
Neal etwas sagen konnte, kniete sich Jallara mit dem Wasserbeutel aus
Opossumhaut neben ihn und reichte ihm Samenkuchen, die zu dunklen, runden
Bällen geformt waren.
    Während
Neal aß, hockten sich die drei Männer vor ihn hin. Trotz ihres grimmigen
Aussehens sprachen sie freundlich und lächelnd auf ihn ein, was fallara so gut
es ging übersetzte. Auch Neal hatte Fragen. Wie lange war er schon bei ihnen,
und wo befand er sich eigentlich? Die Antwort, soweit er sie deuten konnte,
lautete: seit Tagen und weit weg von der Stelle, an der sie ihn gefunden
hatten.
    Die
Samenkuchen waren köstlich, nur konnte er nicht viel essen, da sein Magen zu
lange keine Nahrung zu sich genommen hatte. Neal wunderte sich, wie schwach er
sich fühlte. Nachdem er Jallara für die Mahlzeit gedankt hatte, sank er bereits
wieder zurück, fragte sie aber noch: »Wo hast du Englisch gelernt?«
    Sie
lächelte. »Ja. Englisch.«
    »Wo? In
einer Mission?«
    Sie schien
nicht zu verstehen. Neal überlegte kurz, sagte dann: »Jesus«, für

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