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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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verlaufen und kämpften sich wie er durch diese gottverlassene
Wildnis, ohne das Glück zu haben, von Aborigines gefunden
zu werden?
    Am
nächsten Morgen hob emsige Betriebsamkeit an. Die Männer des Clans zogen auf
die Jagd, die Frauen gingen unweit des Wasserlochs auf Nahrungssuche.
Nachmittags fanden sich alle wieder ein, die Männer mit einem erlegten Tier,
die Frauen mit Maden, Wurzeln und auch schon mal einer Eidechse. Den heißesten
Teil des Tages verschliefen sie, um sich danach mit den niemals endenden
Tätigkeiten zu befassen - Speere zuzuspitzen, Bumerangs zu schnitzen, Körbe zu
flechten. Und die ganze Zeit über wurde gelacht und gesungen und geplaudert.
    Mit Hilfe
zweier junger Burschen gelang es Neal, aufzustehen und hinter einen Felsbrocken
zu wanken, um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen. Von hier aus hatte er
zudem einen besseren Rundumblick über das Terrain, das diese Oase umgab, aber
alles, was er sah, war roter Sand, orangerote flache Hügel und Spinifex - hohe
Grasklumpen, riesigen Stachelschweinen nicht unähnlich.
    Auch seine
exotischen Gastgeber konnte er hier besser betrachten. Obwohl er bereits mit Aborigines zu tun gehabt hatte, war er ihnen bislang nicht derart nahe gekommen.
Während sie allgemein als »Schwarze«, »Wilde«, »Eingeborene« bezeichnet wurden,
sah Neal, der Wissenschaftler, sie mit ganz anderen Augen. Für ihn waren die australischen Aborigines mit keinem anderen Volk zu
vergleichen. Sie hatten keinerlei Ähnlichkeit mit Schwarzafrikanern, nicht
einmal mit den Polynesiern, geographisch gesehen ihren nächsten Nachbarn. Ihnen
entsprechende Gesichtszüge hatte Neals Erinnerung nach höchstens ein indischer Guru aufgewiesen, ein Mystiker mit Turban, den er in Boston erlebt hatte,
in einem Zeichensaal, ein Mann, der mit seinen dichten Brauen, der breiten
Nase, den tiefliegenden Augen, dem leicht gewellten Haar und dem erstaunlichen
Bartwuchs denen glich, die dieses Lager hier bevölkerten.
    Etwas, das
unendlich lange zurücklag, stieg aus seiner Erinnerung auf: Wie er als
Achtjähriger den Globus in Josiah Scotts Herrenzimmer studiert und festgestellt
hatte, dass die einzelnen Kontinente wie Teile eines Puzzles aussahen. Die
Ostküste von Südamerika schien haargenau an die Westküste von Afrika zu passen
und die Südküste Australien an die Antarktis. Später dann, während seines
Geologiestudiums, hörte er von einer neuen Theorie, die sich mit der
kontinentalen Verschiebung befasste und besagte, dass sich vor Millionen Jahren
lediglich eine riesige Landmasse über die Erde erstreckte, die dann
auseinanderbrach. Und dass die einzelnen Teile abdrifteten und sich die heute
existierenden Kontinente bildeten.
    War ihm
deswegen beim Anblick von Jallaras Clan, in dem alle leicht gewelltes, aber
keineswegs gekraustes Haar aufwiesen, jener indische Guru eingefallen? Konnte es sein, dass irgendwann vor langer Zeit eine
Völkerwanderung vom indischen Subkontinent aus Jallaras Vorfahren nach
Australien geführt hatte?
    Während
Neal dem Clan bei seinen allabendlichen Beschäftigungen zusah, schweiften
seine Gedanken zu Hannah. Ob sie von dem Sandsturm erfahren hatte? Ob sie ihn
gar für tot hielt? Ahnte sie, was nach dem Sandsturm tatsächlich passiert war?
Je länger Neal in seiner noch immer bruchstückhaften Erinnerung nach Antworten
suchte, desto deutlicher merkte er, dass ihn etwas belastete. Nur was das war,
konnte er nicht benennen.
    Es schien
etwas ungemein Wichtiges zu sein. Aber was?
    Während er
noch mit seinem Gedächtnis haderte, beobachtete er, wie die Männer am
Lagerfeuer sich gegenseitig mit scharfkantigen Steinen das Haar stutzten, bis
es wie ein Wolkenkranz ihren Kopf einrahmte - im Gegensatz zu Frauen und
Mädchen, die ihr Haar über die Schultern wachsen ließen. Danach beschäftigten
sich die Männer stundenlang sehr sorgfältig damit, sich gegenseitig mit weißer
Farbe Punkte und Linien auf dem Körper aufzutragen.
    Wieder
verbrachte Neal eine unruhige Nacht. Während seine Retter schliefen und
schnarchten, kämpfte er darum, sich etwas ins Gedächtnis zurückzurufen, was ihm
irgendwie sehr wichtig zu sein schien. Worum ging es dabei nur? Stück für Stück
versuchte er die Tage vor dem Sandsturm zu rekapitulieren, in der Hoffnung,
damit seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen. Hatte er jemandem etwas
versprochen? Sollte er eine bestimmte Aufgabe durchführen? Jemandem eine
Nachricht übermitteln? Wenn es ihm doch nur wieder

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