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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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den Tag damit, dicke Knollenwurzeln
auszugraben, die um das Wasserloch, Billabong genannt, wuchsen. Aus den
zerstampften Knollen erhielt man einen stärkehaltigen Brei, der in etwa wie
Bitterkartoffeln schmeckte. Auch der Salzbusch diente als Nahrungslieferant,
ein grüner Strauch, der sich bis zu Baumhöhe auswachsen konnte und so genannt
wurde, weil er auch auf salzhaltigem Boden anzutreffen war. Er trug winzige
abgeflachte rote Früchte, die man abschütteln und dann essen konnte. Auch die
Samen von Spinifex-Gras wurden gesammelt, zerstampft und zu Samenkuchen
verarbeitet. Brot buk man aus geschälten Körnern, Wurzeln und Gemüse. Und wenn
man nicht daran dachte, was Witchetty-Larven waren, schmeckten sie fast wie
Mandeln.
    Die Männer
des Clans zogen jeden Morgen auf die Jagd, um dann nachmittags mit Vögeln und
Niederwild zurückzukehren. Beute, die sie mit Bumerangs und Speeren erlegten.
Als Neal bemerkte, dass sie, anders als die Weißen, Wildbret vor dem Braten
nicht häuteten, sondern es so, wie es war, aufs Feuer legten, fragte er
Jallara, ob dies einer heiligen Vorschrift entsprach oder einem Tabu unterlag.
Schmunzelnd erwiderte sie: »Belassen Haut, bewahren viel Saft und Fett.«
    Für Pfeil
und Bogen sammelte Neal Schilfrohr, das am Billabong wuchs. Die hohen,
bambusähnlichen Stängel eigneten sich hervorragend, um Speere daraus zu
fertigen, wurden aber auch zerschnitten, um Halsschmuck daraus zu basteln oder
um sich kleine Splitter als Verzierung durch die Nasenscheidewand zu bohren.
Aus den Blättern wurden Taschen und Körbe geflochten. Und jetzt sollte
Schilfrohr noch weitere Verwendung finden, hatte Neal doch vor, daraus ein
besonders ausgeklügeltes Gerät für die Jagd zu fertigen, das Thumimburee und
die anderen Männer bestimmt dankbar und begeistert entgegennehmen würden.
    Als er die
Eukalypten nach jungen Trieben für einen guten Bogen absuchte, schaute er
zwischendurch immer wieder hinüber zu Jallara, die sich im Kreise der anderen
Mädchen und jungen Frauen aufhielt. Ihre Abstammung blieb ihm ein Rätsel. Ein
Elternteil war jedenfalls kein Aborigine. Welcher?
Kannte sie eigentlich ihre beiden Eltern, oder verhielt es sich bei ihr ähnlich
wie bei ihm, und sie wusste nichts über ihre Herkunft? War sie eine Waise und
vielleicht wie er ausgesetzt worden?
    »Du weit
weg von zu Hause, Thulan?«, fragte Jallara etwas später. Ihre nackten Brüste
waren ihm weiterhin irgendwie unangenehm. Er bemühte sich, den Blick auf die
Sanddünen in der Ferne zu richten, auf die Hügel und Spinifex-Klumpen. Wie
sollte er ihr klarmachen, dass er aus einem Kulturkreis kam, der allein schon
den unbedeckten Fußknöchel einer Lady als ungeheuerlich empfand?
    »Ja, ich
bin weit weg von zu Hause.«
    »Du haben
Frau?«
    Er dachte
an Hannah. »Nein, ich habe keine Frau.«
    »Du weit
weg von deinem Traumpfad, Thulan. Weit weg von deinen Geistermächten. Wer sich
kümmern um heilige Orte? Wer tanzen für die Geistermächte, damit bringen Regen
und Opossum und Honig?«
    »Mein
Vater kümmert sich darum.«
    Sie nickte
verständnisvoll, wühlte in der Erde herum und zog eine fette, feuchte Knolle
heraus. »Wann fortgehen?«
    »Wenn ich
wieder bei Kräften bin.«
    »Nein,
Thulan. Weißer Mann. Wann weißer Mann fortgehen?«
    Er starrte
sie an. Meinte sie das wirklich? »Du willst wissen, wann die weißen Männer
fortgehen? Alle weißen
Männer?«
    Sie
lächelte und nickte. »Sind hier lange genug. Gehen bald nach Hause, ja?«
    Mein Gott,
dachte er, du nimmst doch nicht etwa an, dass all diese Weißen, die die kleinen
und großen Städte bevölkern, die laufend mit ihren Bauernhöfen und Schaffarmen
und Weingärten und mit Fabriken und Bergwerken hier Fuß fassen - du nimmst doch
nicht etwa an, dass die hier nur zu Besuch sind? »Ich weiß es nicht, Jallara«,
sagte er, unvermittelt von Trauer erfüllt.
    Am nächsten
Morgen musste er entsetzt feststellen, dass es in seinem Lendenschurz von
Flöhen nur so wimmelte. Ihre Bisse machten ihn schier wahnsinnig. Er vertraute
sich Jallara an, erwartete eigentlich, dass sie in schallendes Gelächter
ausbrach, aber stattdessen bedeutete sie ihm, ihr sein Fell zu geben, im Austausch
für einen eigenartigen Gürtel, an dem vorne ein großer Klumpen aus getrocknetem
Gras zum Abdecken seiner Genitalien baumelte. Völlig entgeistert sah er dann
zu, wie sie das Kängurufell über einem höchst quirligen Ameisenhaufen
ausbreitete und schmunzelnd sagte: »Wir warten.«
    Unglaublich,
aber

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