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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Herz des Kontinents vorzudringen, sich immer
weiter von Hannah und jeglicher Zivilisation zu entfernen und damit auch von
der Route, in entgegengesetzter Richtung zu der, die Sir Reginald für seine
Expedition vorgesehen hatte, war entmutigend.
     
    24
     
    »Wie
fühlen Sie sich, Mr. O'Brien?«
    Jamie blinzelte zu Hannah, deren Silhouette sich gegen die diesige Sonne
abzeichnete. Enge herrschte hinten in ihrem Planwagen, um sie herum stapelten
sich Taschen und Fässer und Proviantkisten, nur das Knirschen der Räder
durchbrach die spätnachmittägliche Stille. Seit sie sein Bein versorgt hatte -
zehn Tage war das jetzt her -, war Hannah nicht mehr von O'Briens Seite gewichen, hatte ihn gepflegt und sich um ihn gekümmert. Das
empfand Jamie als sehr
angenehm. Nur schade, dass sie nicht zuließ, dass er vom Wagen stieg und seinen
Kumpeln bei der Suche nach Opalen half, deretwegen er ja hierhergezogen war. Jamie O'Brien gehörte nun mal nicht zu denen, die lange untätig bleiben
konnten. Er strotzte vor Energie und Unternehmungslust. Aber Miss Conroy hatte
sich nicht nur zu seiner medizinischen Betreuerin aufgeschwungen, sondern auch
zu seiner Gefängniswärterin.
    Immerhin
war sie eine hübsche Gefängniswärterin, stellte er fest. Das Grau ihrer Haube
harmonierte mit dem Grau ihres Kleides, auch ihre Augen waren graublau.
»Perlmuttfarben«, diesen Begriff hatte er mal gehört, aber erst jetzt verstand
er, was damit gemeint war. Er traf haargenau auf Hannah Conroy zu, denn ihr
Grau hatte nichts mit verwaschenem oder eintönigem Grau zu tun, sondern ließ an
irische Dunstschwaden denken, die um alte Schlossruinen waberten. Und dazu
dieses ach so schwarze Haar, das einen Mann geradezu aufzufordern schien, es
anzufassen und darin zu wühlen.
    »Ich fühle
mich großartig«, grinste er. »Und wie geht es Ihrem Bein?«
    »Welchem
denn?« Das Grinsen wurde regelrecht frech.
    Hannah
wusste, dass er mit seiner schnoddrigen Art seine Angst überspielte. Seit vier
Tagen spürte er keine Schmerzen mehr, im Bereich der Wunde machte sich kein
Blut bemerkbar. Hannah musterte Jamie O'Briens Gesicht,
das die breite Hutkrempe gegen die Sonne abschirmte. Noch gab es keinen Hinweis
darauf, dass er fieberte oder zumindest übermäßig schwitzte. Wie sie beide
jedoch wussten, konnte Schmerzlosigkeit auch ein Zeichen dafür sein, dass es
unter der mittlerweile verschmutzten Bandage zu Wundbrand gekommen war, der
sich durch Nerven und Fleisch fraß und die Stelle, wo sich der Knochen durch
die Haut gedrängt hatte, taub machte. Und Wundbrand war mit Sicherheit ein Todesurteil,
dem man nicht einmal mehr durch Amputation Aufschub abringen konnte.
    Der
Verband sollte heute Abend entfernt werden, und wie alle anderen in Jamies
Gruppe sah Hannah dieser Prozedur mit mehr als gemischten Gefühlen entgegen.
    Während
die Wagen durch die schauerliche Nachmittagsstille knirschten und ächzten und
die Blechkanister an den Packpferden schepperten, stieg die Sonne langsam am
tiefblauen Himmel höher, bleichte alles aus, raffte alles an Schatten hinweg,
so dass nicht einmal die gelegentlichen Spinifex-Grasklumpen etwas Schutz boten.
Die Gegend glich einer Landschaft, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun
hatte. Es war eine steinige, baumlose Wüste aus Salzwannen und flachen
Sandsteinerhebungen, mit bizarren Klippen und Felsformationen in der Ferne. Ein
Ödland, in dem außer verkrüppeltem Buschwerk nie etwas wachsen würde.
    Auf Wasser
waren sie nur selten gestoßen, und wenn, dann war es salzig gewesen. Von der
Kuppe einer steilen Erhebung aus hatten sie ein Phänomen gesehen, das Edward
Eyre den Torrens-See genannt hatte. Aber er sah nur aus wie ein See, war in
Wirklichkeit eine ausgetrocknete und mit einer Salzschicht glasierte Senke, in
der sich einst Wasser befunden hatte. Nordöstlich vom Torrens-See und so weit
das Auge reichte erstreckte sich eine Wüste mit zerklüfteten Felsschichten.
    Es war
eine wortkarge Gruppe, die nur langsam in Richtung Norden vorwärtskam. In
zerlumpter und staubiger Kleidung, die Musketen geschultert, trotteten die
Männer entweder neben den Wagen dahin oder trieben ihre Pferde an. Sie hatten
unbekanntes Territorium betreten, kein Weißer hatte je seinen Fuß dorthin
gesetzt, und dies erinnerte Hannah an eine Bemerkung, die Kapitän Llewellyn auf der Caprica gemacht
hatte - dass einer Theorie zufolge Gott irgendwo auf der Welt einen zweiten
Garten Eden erschaffen hatte, der sich möglicherweise im geheimnisvollen

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