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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Er war einverstanden. Ich nahm das Geld, sagte ihm, wo er die
Häute findet, und ritt weiter. Vier Tage später holten mich die Trooper, die berittene Polizei, ein. Der Amtsrichter warf mir vor, den Käufer
arglistig getäuscht zu haben. Zu meiner Verteidigung wies ich darauf hin, dass
die zweihundert Häute sehr wohl am angegebenen Ort wären. >Sie haben
vergessen zu erwähnen<, meinte der Richter, >dass die noch an den
Kängurus sind!<«
    Jamie lachte wieder, und Hannah musste unwillkürlich schmunzeln.
    »Leider
hatte er keinen Sinn für Humor. Ein Jahr zuvor war das anders. Da schnappte man
mich, als ich ein Pferd verkaufen wollte. Der Käufer hörte sich meine
Verkaufsargumente an, gab mir fünfzig Pfund für das Pferd, und als er sah, dass
es ein Schaukelpferd war, das
ich ihm angedreht hatte, schleppte er mich vor den Amtsrichter, der durchaus
Sinn für Humor hatte - und mit Sicherheit eine Portion Gin intus. Er riet dem
Käufer nämlich, in Zukunft besser aufzupassen, und ließ mich laufen. Wegen der
Kängurus hingegen wurde ich in Ketten gelegt und landete in einer
Strafkolonne. Dort haben Mike und ich 'ne Weile geschuftet, bis uns dann eines
Nachts die Flucht gelang.«
    »Sie geben
also zu, dass Sie ein Betrüger sind.«
    »Nur wenn
ich keine unehrliche Arbeit finde«, entgegnete er zwinkernd. Hannah war baff,
dass ein Mann, der kurz davorstand, sein Bein, vielleicht sogar sein Leben zu
verlieren, eine Frau weiterhin mit seinem Charme einzuwickeln versuchte.
    »Tun Ihnen
die, die Sie übers Ohr gehauen haben, nicht leid?«
    »Die
meisten wollen es doch nicht anders. Sehn Sie dieses Pferd da, die
kastanienbraune Stute?« Jamie deutete in
die Dunkelheit, zu den angepflockten Pferden. »Ich war da mal bei einem Rennen
in Chester Downs. Hatte
schon ein paar Pfund gewonnen und wollte schon abschwirren, als ich mitbekomme,
wie dieser Dickwanst namens Barlow mit seinem
Rennpferd herumprahlt. Ich seh mir die Stute näher an und sage, ich würd sie
gern kaufen. Wir feilschen den ganzen Nachmittag rum und einigen uns dann auf ein Stück Land im Austausch für das Pferd.
Ich geb Barlow also eine
von der Regierung ausgestellte Urkunde über hunderttausend Morgen im
Kapunda-Gebiet, und er überlässt mir dafür die Stute. Das war letzte Woche.
Inzwischen dürfte er versucht haben, seinen Anspruch auf das Land anzumelden,
nur um dann festzustellen, dass die Urkunde 'ne Fälschung ist.«
    »Und das
macht Ihnen nichts aus?«
    Jamie forschte in Hannahs Gesicht
nach Anzeichen von Verurteilung und Missbilligung, entdeckte aber nichts. »Es
war Gier, die ihm das eingebrockt hat. Barlow wusste,
dass das Land sehr viel mehr wert ist als sein Pferd. Er dachte, er zieht mich über den Tisch. Hannah, meine Angebote sind zu
gut, um wahr zu sein. Ein ehrlicher Mann würde sie ablehnen.«
    »Befürchten
Sie nicht, dass Mr. Barlow Sie ins
Gefängnis bringt?«
    »Der wird
mich nicht anzeigen. Männer wie der sind nicht drauf erpicht, sich lächerlich
zu machen. Er wird den Verlust runterschlucken und sich seinen Stolz
bewahren.«
    »Sie
meinen, er wollte es nicht anders. Wie ist das zu verstehen?«
    »Ich suche
mir meine Ziele mit Bedacht aus, Hannah. Außerdem hat mich Barlow an meinen Vater erinnert.«
    Jamie schaute sinnend zum dunklen Himmel hinauf. Dann nahm er seinen Hut ab
und legte ihn auf den Boden, ließ die nächtliche Brise mit seinem dunkelblonden
Haar spielen, das ihm mittlerweile bis zum Nacken reichte. »Meine Eltern
gehörten zu den ersten freien Siedlern in New South Wales. Sie nahmen Land in
Besitz und ritten auf den Rücken der Schafe zum Erfolg, wie es so schön heißt.
Ich bin als einziger der Familie in Australien geboren. Meine älteren
Geschwister kamen schon mit meinen Eltern her, vor mir gab's dann noch mal
zwei, aber sie haben nicht lange gelebt. Ich war der Letzte, bald darauf ist
meine Mutter gestorben. Hätte ein schönes Leben sein können, nehm ich mal an,
aber der plötzliche Reichtum veränderte meinen Vater. Er hatte schon vorher, in
Suffolk, auf 'ner Schaffarm gearbeitet, und als er dann
seine eigenen fünfzigtausend Morgen besaß, gab er unserer Farm den
hochtrabenden Namen The Grange. Tausende
Schafe, alles kräftige und dickflauschige Merinos, begründeten seinen
Wohlstand. Aber das Geld machte meinen Vater, der früher großherzig gewesen
war, immer gieriger nach noch mehr, er kaufte umliegendes Land auf, von
Nachbarn, die ihre Hypotheken nicht bezahlen konnten. Seine einfache Herkunft
machte er

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