Wood, Barbara
verschüttet.
>Rasch,
Frau!<, brüllt MacPhail und hat alle Mühe, seinen Sohn festzuhalten,
>noch eine Flasche!< Sie steckt also dem Prediger eine neue Flasche zu,
und als der sie über den Kopf des jungen MacPhail gießt und dabei sagt: >Ich
taufe dich ...<., sieht er das Etikett auf der Flasche
>Allmächtiger<, ruft er, >das ist ja ein Queen of
the Highlands! < Und bis zum heutigen Tag, Miss Conroy, prahlt
der alte Queenie MacPhail damit rum, dass er
der am besten getaufte Mann auf Gottes Erdboden ist, weil diese Zeremonie mit
gutem schottischen Whiskey vollzogen wurde.«
Hannah
lachte auf und beugte sich dann vor, um den Mehlsack in Jamies Rücken
zurechtzurücken. Seiner Miene nach schien sich Mr. O'Brien unwohl zu fühlen.
Als Hannah
ihn einmal gefragt hatte, warum er so auf Opale erpicht sei, hatte er erwidert:
»Ich hab das noch nie gemacht. Und weil das Leben so kurz ist, Hannah, sollte
ein Mann alles mal ausprobieren.«
»Und was
ist, wenn Sie plötzlich reich sind? Was machen Sie dann?«
»So weit
voraus denke ich nicht.« Auf diese Weise hatte sie mehr über den Mann erfahren,
den sie betreute: Jamie O'Brien,
der sorglose Herumtreiber, der manchmal einer ehrlichen Arbeit nachging,
manchmal stahl und betrog und log, je nach Stimmung oder Wetter oder Tageszeit.
Ein ruheloser Geist, in seiner Energie nicht zu bremsen. Was Hannah außerdem
festgestellt hatte: Mr. O'Brien war es gewohnt, dass die Damenwelt seinem Witz
und seinem spitzbübischen Charme erlag.
Was mochte
der Auslöser dafür sein, dass sich Mr. O'Brien von einem Abenteuer ins nächste
stürzte und sich ständig außerhalb des Gesetzes bewegte? Noch hatte Hannah
keine Erklärung für seinen doch recht eigenwilligen Lebenswandel.
Maxberry,
der den Zug anführte, hob die Hand, und die erschöpfte Gruppe sammelte sich,
um Vorbereitungen für die Nacht zu treffen.
Und dann
galt es, Jamies Verband abzunehmen.
Wie üblich
traten vier Männer hinten an den Wagen, um O'Brien, der mit seinem geschienten
Bein nicht einmal auf Krücken gehen konnte, Hilfestellung zu leisten. Ihre
blaue Teppichtasche an sich gedrückt, kletterte Hannah als Erste hinunter. Das
Herz hämmerte ihr bis zum Halse. Was würde sie gleich feststellen müssen?
Jamie, die Arme um die Schultern zweier kräftiger Männer gelegt,
beobachtete, wie anmutig und damenhaft Hannah ein abgeschiedenes Plätzchen für
sich suchte. So als hätte sie vor, Blumen zu pflücken. Nur gut, dass seine
Männer sich alle Mühe gaben, auf Miss Conroys ureigene Bedürfnisse Rücksicht zu
nehmen. Neuerdings kämmten sie sich sogar, zugehen in Gegenwart der Lady ihre Ausdrucksweise
und spuckten auch keinen Tabaksaft aus, wenn sie in der Nähe war.
Ein Teil
der Männer spannte die Wagen aus, nahm den Pferden die Sättel ab und ließ sie
an den Salzbüschen grasen, andere sammelten Holz für das Feuer, das Tabby bereits in Gang brachte, wiederum andere stellten die Zelte auf, und Nan machte sich mit ihrem Stock auf die Suche nach Waranen und Geckos.
Nachdem
Hannah dafür gesorgt hatte, dass Jamie so bequem
wie möglich und mit einer Flasche Wasser ausgestattet an einem Felsbrocken
lehnte, zog sie sich in ihr Zelt zurück, setzte sich mit gekreuzten Beinen
nieder und machte Rückenübungen, um sich zu entspannen. Alles tat ihr weh.
Abgesehen davon, dass sie müde und hungrig war, sehnte sie sich nach nichts so
sehr wie nach einem Bad. Aber in dieser ausgetrockneten Weite war Wasser
kostbar und durfte nur zum Kochen und Trinken verwendet werden. Jamies Leute
hatten sich längst mit diesen Beschränkungen abgefunden, ließen auch ihre Barte
wachsen. Sogar um das Kinn von O'Brien, der eigentlich Wert darauf legte, gut
rasiert zu sein, sprossen bereits die Stoppeln.
Am
Horizont ging die Sonne unter, im Zelt wurde es dunkel. Hannah entzündete ihre
Laterne und holte wie jeden Abend Neals Foto heraus. »Sag, hast du schon etwas
Großartiges entdeckt?«, lächelte sie sein Gesicht an. »Vielleicht sogar Berge
und Flüsse nach dir benannt? Und deine fotografischen Platten, hast du auf
ihnen Ansichten festgehalten, die noch kein menschliches Auge erblickt hat?«
Sie dachte
an ihr letztes Zusammensein, auf der Straße nach Kapunda, als sie sich
leidenschaftlich geküsst hatten und sie gespürt hatte, dass Neal sie ebenso
stürmisch begehrte wie sie ihn. Ihr Verlangen nach ihm hatte nicht
nachgelassen, sie liebte ihn noch immer von ganzem Herzen, und dennoch ...
Sie
starrte auf die Zeltbahn und dachte an den
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