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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Nacht?« Und grinsend
fügte er hinzu: »Nenn es meinetwegen den letzten Wunsch eines sterbenden
Mannes.«
    Hannah
dachte an den schwarzen Fleck auf Jamies Bandage und daran, dass ab morgen
alles anders sein würde. Deshalb streifte sie die Haube ab, legte sie neben
sich auf den Sand und löste die Haarnadeln ihres Knotens.
    »Schon
viel besser.« Unverhohlen musterte Jamie ihr Haar,
das wie ein Wasserfall im Mondlicht glänzte. Als sich ihre Blicke trafen, sah
Hannah seine blassblauen Augen aufleuchten. Was für ein gutaussehender Mann,
ging es ihr durch den Kopf, und irgendwie war ihr, als stehe sie einmal mehr
unter diesem unerklärlichen Bann. Sie rieb sich die Arme. War es die kühle
Nachtluft, die durch ihren Wollschal und ihr Kleid drang, durch ihren Körper,
geradewegs bis ins Mark ihrer Knochen? Sie wusste, dass es nicht daran lag.
    »Ich
möchte einen Zauber mit dir teilen«, sagte er und griff in seine Hosentasche.
»Du musst allerdings deine Handschuhe ausziehen.«
    Hannah tat
wie geheißen und zuckte zusammen, als Jamie ihr etwas
Kühles und Glattes auf die Handfläche legte. »Fühlst du das?«, fragte er leise.
»Fühlt sich das nicht an wie eine Wolke?«
    Der Opal
entsprach in Größe und Form dem Ei eines Rotkehlchens und war irgendwie sanft
und schmeichelnd. Sie bewegte den blassblauen Stein hin und her. Er fing das
Mondlicht auf und sprühte Farben zurück - wie Jamie
O'Briens Augen.
    »Schau ins
Innere des Steins, Hannah, bewege ihn hin und her und lass die Farben um dich herumtanzen, dich dorthin entführen, wo es nur
Frieden und Stille gibt. Spür, wie die Farben dich umfangen. Der Stein ist
kühl, aber die Farben sind leuchtend hell. Für die Aborigines sind Opale die Eier der Regenbogenschlange, und sie glauben, dass
ihnen unwahrscheinliche Kräfte innewohnen. Dass sie heilen und trösten
können.«
    Wie
hypnotisiert starrte Hannah den Stein an, der für sie alle Merkmale der
kostbarsten Edelsteine in sich vereinigte: das zarte Funkeln des Almandins, das
leuchtende Purpur des Amethysts, das Goldgelb des Topas und das tiefe Blau des
Saphirs. Auf einmal begriff sie Jamies leidenschaftliche Suche nach solchen
Steinen.
    Als sie
ihm den Opal zurückgeben wollte, sagte er: »Behalt ihn. Als Gegenleistung
dafür, dass du dein bequemes Hotel verlassen und die Mühe auf dich genommen
hast, mir hier draußen zu helfen. Außerdem werden wir ja noch jede Menge davon
finden.« Er schaute ihr in die Augen. »Bleib heut Nacht bei mir, Hannah.«
    Sie holte
zwei Decken aus ihrem Zelt, setzte sich dann neben Jamie, der ihr wie schützend einen Arm um die Schultern legte. Hannah
breitete die Decken über sich und ihn aus, schmiegte den Kopf an seine Brust,
lauschte mit geschlossenen Augen seinem gleichmäßigen Herzschlag, während ihre
Tränen sein Hemd durchnässten. Als er zu einer witzigen Outback-Geschichte anhob,
in der es um ein Wettrennen und den alten Gaul eines Treibers ging, vernahm
sie Jamies Stimme tief in seinem Brustkasten. Und es schien ihr keineswegs
abwegig, dass sie sich unter anderen Gegebenheiten, zu einer anderen Zeit, in
diesen Mann verlieben könnte.
     
    25
     
    Einmal
wachte sie nachts auf und überlegte schon, in ihr Zelt zurückzugehen, wollte
dann aber nicht, dass O'Brien, wenn er wach wurde, den Platz neben sich leer
fand. Deshalb blieb sie bis zum Morgengrauen an seiner Seite.
    Das
Frühstück war eine reizlose Angelegenheit aus Trockenfleisch, Damper und Tee, und das Einzige, worüber gesprochen wurde, war, dass Stinky
Sam noch immer ausblieb. Zu guter Letzt brachte man Jamie zum Planwagen und bettete ihn zwischen zwei Säcke.
    Als die
Sonne über der flachen, unbarmherzigen Wüste aufging, versammelten sich die
Männer - ein müder, schweigsamer Haufen mit umschatteten Augen und einer
Haltung, die Hoffnungslosigkeit ausdrückte. Hannah kniete sich neben Jamie und drückte ihm, noch ehe sie den Verband abnahm, den Opal, den er ihr
in der Nacht zuvor geschenkt hatte, in die Hand, schloss ihm die Finger um den
kühlen, glatten Stein. Dankbar lächelte ihr Patient sie an.
    Bevor sie
daran ging, den geschwärzten Verband durchzuschneiden, bereitete sie sich im
Geiste auf alles vor, was da kommen mochte. Da sie ihrem Vater bei der
Versorgung von Wunden geholfen hatte, wusste sie, dass sie mit einer bösen
Entzündung zu rechnen hatte oder mit einer eklig riechenden Vereiterung,
schlimmstenfalls mit dem nekrotischen schwarzen Gewebe von Wundbrand. Sie
entfernte den schmutzigen Lappen

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