Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
Vom Netzwerk:
geäußert?« Im letzten Jahr hatte
sie Marcus Iverson Einladungen zu verschiedenen Veranstaltungen geschickt, und
jedes Mal hatte er mit Bedauern abgelehnt. Allmählich schwand ihre Hoffnung,
jemals den Riss kitten zu können, den sie unabsichtlich ihrer Freundschaft zu
Sir Marcus zugefügt hatte, für den sie weiterhin innige Gefühle hegte.
    Ängstlich
und sehnsüchtig zugleich schaute sie zum Eingang des Hospitals, ehe sie ihr
Lächeln wiederfand. »Die Karten für die heutige Gala sind ausverkauft«, sagte
sie. »Das ist Alice zu verdanken. Alle möchten sie hören.«
    »Sie ist
überglücklich, eine Privatvorstellung zu geben. Noch dazu für einen guten
Zweck.«
    Vor vier
Jahren, nach der schrecklichen Mitteilung von Neals Tod, hatte sich Hannah in
die Arbeit gestürzt, hatte durch das Studium medizinischer Fachbücher Trost und
Ablenkung gefunden. Als alles, was Adelaide auf diesem Sektor zu bieten hatte,
erschöpft war, hatte sie sich entschlossen, nach Sydney umzuziehen. Zur selben
Zeit reifte bei Alice die Erkenntnis, dass ihr das Varieté-Theater von Mr. Glass ein zu begrenztes Betätigungsfeld bot und dass sie sich danach
sehnte, ihre Musik und ihre Begeisterung dafür mit einer größeren
Zuhörerschaft zu teilen. Und so waren die beiden Freundinnen übereingekommen,
sich nach neuen Ufern umzusehen (wie es der Zufall wollte, war Sam
Glass sogar froh, Alice aus ihrem Vertrag zu entlassen; er hatte
damals eine Affäre mit einer Trapezartistin, die nur in wenig mehr als in
hautengen Strumpfhosen und einem mit Rüschen besetzten Oberteil auftrat und
erklärt hatte, im Elysium könne es
nur eine Hauptattraktion
geben).
    Alice und
Hannah hatten also Adelaide den Rücken gekehrt und größeren Träumen
nachgehangen. Als dann auf ihrer Reise ihr Schiff für einen Tag in Melbourne
anlegte, hatten sie sich auf Anhieb in die Stadt verliebt und waren geblieben.
    Inzwischen
trat Alice im ständig ausverkauften Queen's Theatre an der
südwestlichen Ecke der Queen und Little Bourke
Street auf. Ihr Kosename »Australische Nachtigall«, den man ihr in Adelaide angetragen
hatte, folgte ihr auch nach Melbourne, wo sie die Attraktion der Stadt war.
    »Kommst du
heute Abend in Begleitung, Hannah?«
    »Nein, ich
komme allein.«
    In
gespielter Verzweiflung schüttelte Blanche den Kopf. »Das bringst nur du
fertig, Liebes. Eine Dame, die allein ausgeht!« Aber insgeheim war Blanche
beeindruckt und stolz auf die Eigenständigkeit ihrer Freundin.
    Obwohl
Hannah, kaum in Melbourne angekommen, Inserate in Zeitungen aufgegeben,
sämtliche öffentlichen Anschlagtafeln für sich genutzt und Ärzten wie
Apothekern ihre Visitenkarte überreicht hatte, musste sie sich in Geduld üben,
bis sich die ersten Patienten einstellten. Aus der Überlegung heraus, dass
Frauen eher auf Mundpropaganda reagierten denn auf Gedrucktes, hatte sie bei
Schneiderinnen vorgesprochen, in Frisiersalons, bei Modistinnen, hatte ihnen
ihre Visitenkarte ausgehändigt und sie über ihren Betätigungsbereich
informiert. Blanche Sinclair hatte von der Frau, die ihre Taschentücher mit
Monogramm bestickte, von Hannah erfahren und war zitternd und verängstigt und
ohne zu wissen, an wen sie sich sonst wenden sollte, in ihrer Praxis erschienen
- eine der reichsten Frauen in den Kolonien hatte in ihrer Verzweiflung eine
Wildfremde aufgesucht, die sich als Heilpraktikerin bezeichnete.
    Blanche
hatte beim Baden einen Knoten in ihrer rechten Brust ertastet. Sie hatte sich
sofort zu ihrem Hausarzt begeben, der sie, ohne sie näher zu untersuchen,
lediglich gebeten hatte, ihm besagten Knoten zu beschreiben. Nachdem sie dem
nachgekommen war, hatte er erklärt, die Brust müsse unbedingt abgenommen
werden. Zwei weitere Ärzte kamen nach Stellung der gleichen Diagnose zum
gleichen Schluss, aus Gründen der Sittsamkeit abermals, ohne eigenhändig den
Knoten abzutasten. Als Blanche dann von einer auf Frauenleiden spezialisierten
Heilpraktikerin erfuhr und zu ihr ging, war sie umso überraschter, als Miss
Conroy meinte: »Wir müssen erst einmal feststellen, woraus der Knoten besteht.«
    Blanche
hatte ihre Untertaille abgelegt und sich auf einen Untersuchungstisch gelegt.
Hannah hatte zunächst den Knoten befühlt, mit den Fingerspitzen hin und her
bewegt und gefragt: »Tut das weh? Und jetzt?« Und schließlich gemeint: »Meines
Erachtens ist das kein Krebs. Solch frei bewegliche Knoten sind für gewöhnlich
gutartig. Bösartig können solche sein, die festgewachsen sind und

Weitere Kostenlose Bücher