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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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gesund machen?«
    »Kann ich
meine Mutter mit nach Hause nehmen?«
    »Moment
...« Sie war fassungslos.
    Hände
griffen nach ihr. Jemand wollte ihr den Brief entreißen. »Halt, ich kann
unmöglich ...«
    Durch den
Ansturm der Leute wurde sie an die Türen gedrängt, man überschüttete sie mit
weiteren Fragen, fiel gleich einem Schwarm hungriger Raben über sie her.
    Und dann
spürte sie zwei starke Arme um sich, die sie beiseitezogen und die Stufen
hinunter, außer Reichweite der zornigen Menge. Fintan.
    »Wo ist
Dr. Iverson?«, keuchte Hannah. »Ich muss ihm das
hier zeigen.«
    »Er und
Neal beschützen die Aborigines.«
    »Helfen
Sie mir, zu ihnen durchzukommen.«
    Hannah
fest im Griff, gelang es Fintan, sich den Weg durch die Menschen zu bahnen,
deren Johlen und Schreie wie aus einer Kehle zu den Sternen schallten. Inmitten
des Gedränges versuchten Neal und Dr. Iverson, einen Angriff auf die
Eingeborenen zu unterbinden.
    »Aufhören!«,
schrie Hannah. »Alle mal herhören! Ich habe die Antwort gefunden! Beruhigen Sie
sich doch! Denken Sie an Ihre Angehörigen!«
    Fintan
machte sich ebenfalls daran, die Aborigines zu beschützen, und zu Hannahs Überraschung jetzt auch Joe Turner und sein Bruder. Als die meuternde
Menge schließlich zurückgedrängt war und das Grölen verstummte, verwies Hannah
auf den Brief in ihrer Hand. »Hier steht drin«, erklärte sie und schaute über
die vor ihr Versammelten, »was die Aborigines uns sagen wollen. Hier ist die
Lösung für das Problem, das wir im Krankenhaus haben. Bitte beruhigen Sie sich
und lassen Sie uns das tun, was getan werden muss.«
    Während
die Menge verunsichert abwartete und untereinander skeptische Blicke tauschte,
wandte sie sich an Sir Marcus. »Dr. Iverson, ich habe die Antwort. Bitte lesen
Sie dies hier. Und sagen Sie mir, ob ich recht habe.«
    Schweigen
breitete sich aus, alle sahen gebannt auf das Blatt Papier in Dr. Iversons
Hand, das von der nächtlichen Brise bewegt wurde.
    Dr.
Iversons schwarze Brauen schoben sich zusammen, als er das Vorwort von John
Conroy ganz oben auf der Übersetzung las: »Ich habe an Fachkundige mehrerer
ausländischer Institute geschrieben und ihnen berichtet, dass ich wenige Tage
vor Louisas Tod durch Kindbettfieber eine
Bäuerin besuchte, die ebenfalls an Kindbettfieber erkrankt war, und dass
während dieser meiner Abwesenheit bei Louisa die Wehen
einsetzten. Ich kam gerade noch rechtzeitig zur Entbindung nach Hause. Als
meine Frau dann an Kindbettfieber erkrankte, war ich entsetzt, denn die Bäuerin
und wir wohnen meilenweit voneinander entfernt, wir beziehen unser Wasser aus
unterschiedlichen Quellen, und die Farm liegt auch nicht in der Richtung, aus
der der Wind zu uns weht. Wie also konnte es bei beiden Frauen zur gleichen
Infektion kommen? Mehrere Kollegen, an die ich schrieb, teilten mir mit, einer
ganz neuen Theorie zufolge könnten Infektionen über die Hände der Ärzte von
Patient zu Patient übertragen werden. Bleibt aber immer noch die Frage: Wie kam
es zu der allerersten Infektion? Wenn die Keime der Bäuerin an mir anhafteten -
wie hatte sie sich damit
angesteckt? Ich schrieb also an die zurzeit kompetentesten Fachleute: an die
am Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Nachstehend deren Antwort.«
    Während
aller Augen auf Dr. Iverson ruhten und von ganz hinten Auskunft verlangt wurde,
worum es eigentlich gehe, las Sir Marcus die Übersetzung der Antwort von Dr.
Semmelweis an John Conroy. Dr. Semmelweis schrieb, er habe festgestellt, dass
auf einer Station seines eigenen Hospitals die Sterblichkeitsrate bei
Kindbettfieber erheblich höher war als auf einer anderen Station. Er sei
daraufhin dieser Diskrepanz nachgegangen und habe herausgefunden, dass auf der
Station mit der hohen Sterblichkeitsrate Medizinstudenten arbeiteten, auf der
anderen Hebammen. Was, habe er sich gefragt, führt zu diesem unterschiedlichen
Ergebnis? Was er entdeckt habe, sei verblüffend gewesen.
    Als er
herausgefunden habe, so Dr. Semmelweis, dass der einzige Unterschied der war,
dass die Medizinstudenten, ehe sie die Patienten versorgten, in der Anatomie
tätig waren, die Hebammen dagegen nicht, blieb nur der Schluss, dass der Herd
für die Infektion im Anatomiesaal zu suchen sei - dass den Händen der Ärzte
»Leichenpartikel« anhafteten. Wie er John Conroy schrieb, habe er den
endgültigen Beweis dafür erhalten, als sich ein Mitglied des medizinischen
Personals im Anatomiesaal versehentlich einen Schnitt zufügte und kurz darauf
an

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