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Wood, Barbara

Wood, Barbara

Titel: Wood, Barbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieses goldene Land
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Widmung versehen hatte: »Meiner Liebsten, die Poesie in ihrer
reinsten Form verkörpert.« Und schließlich, aus dem kleinen Labor des Vaters,
das lederne Portefeuille mit den Notizen über seine Forschungsergebnisse,
seinem Lebenswerk.
    Während
sich Dr. Davenport weiterhin
mit ihren Empfehlungsschreiben beschäftigte, dachte Hannah an Mrs. Merriwether,
die ihr geraten hatte, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Die drei
vorhergehenden Ärzte hatten sich überhaupt nicht für ihre Ausbildung
interessiert und sie aus irgendwelchen Gründen wohl von vornherein als anstößig
und unziemlich erachtet. Sollte sie sich diesmal jeglichen Kommentars
enthalten?
    In ihrem
Mieder steckte das Taschentuch mit Neals Monogramm. Sie spürte es an ihrem
Busen, ganz leicht, so als würde Neal sie anstupsen, sie dazu auffordern, in
diesem Land, in dem selbst der Himmel grenzenlos war, ihre Flügel auszubreiten.
Wie aber beides tun - ihren Traum verfolgen und doch ihr Licht unter den
Scheffel stellen?
    Auch wenn
sie es sich nicht anmerken ließ, empfand sie ihre Situation als zunehmend
bedrohlich. Sie war weder an das Leben in einer lärmenden, quirligen Stadt
gewöhnt noch daran, mit sechs Frauen in einem Haus zusammenzuleben. In den
ersten Tagen bei Mrs. Throckmorton hatte sie
kaum Schlaf gefunden: Der Straßenlärm schien niemals abzuebben, vor allem
nicht im November und Dezember, als riesige Schafherden durch die Stadt zum
sechs Meilen entfernten Hafen getrieben wurden. Dazu das ständige
Klipperdiklapp von Pferdehufen unter ihrem Fenster, Peitschenknall, oder ein
Kutscher brüllte auf seine Ochsen ein. Hannah war am Rande des verschlafenen Bayfield groß geworden, in einem weißgetünchten Häuschen mit vier Zimmern und
einem Stück Rasen mit Blumenbeeten zur Straße hinaus. An dieses Leben war sie
gewöhnt, ein solches erhoffte sie sich auch hier, im Süden von Australien. Wenn
sie sich erst einmal einen Ruf als Hebamme erworben hatte, konnte sie umziehen,
sich eine Praxis ein wenig außerhalb des Stadtzentrums einrichten.
    Sie
versuchte, den Arzt, der ihr da an seinem Schreibtisch gegenübersaß,
einzuschätzen. Dr. Davenport war ein
gutaussehender Enddreißiger mit dichtem schwarzen Haar, das ihm lässig-lockig
in die Stirn fiel. Die große Nase und die gewölbten Brauen vermittelten den
Eindruck von Strenge, dafür war sein Umgangston freundlich und sein Verhalten
höflich.
    »Tut mir
leid, aber ich brauche keine Hebamme«, sagte er schließlich wie entschuldigend.
»Ich ziehe es vor, Entbindungen selbst vorzunehmen.«
    »Ich
könnte mich anderweitig nützlich machen. Ich habe meinem Vater in der Praxis
assistiert und ihn zu Krankenbesuchen begleitet.« Wäre es vermessen zu
erwähnen, dass sie sogar ans Bett einer Baronin gerufen worden waren?
    Davenport legte die Schreiben beiseite und sah die junge Dame unverhohlen an.
Keine Frage, sie machte einen guten Eindruck, war adrett gekleidet, drückte
sich gewählt aus. Ein wacher Blick, der Intelligenz verriet. Wie sie gesagt
hatte, war ihr Vater Quäker gewesen, demnach hatte man sie zur Ehrlichkeit
angehalten. Und die Empfehlungsschreiben ihrer Lehrer hätten nicht positiver
sein können (obwohl ein Professor für Geburtshilfe erwähnt hatte, Miss Conroy
stelle zu viele Fragen). Sie war zurückhaltend, aber nicht schüchtern,
damenhaft, aber selbstbewusst genug, um ihm ihre Mitarbeit persönlich
anzutragen.
    Eigentlich
war es so, dass seine Praxis immer größer wurde und er sich deshalb tatsächlich
mit dem Gedanken trug, sich einen Assistenten zuzulegen. Aber doch nicht eine
junge Frau, noch dazu eine unverheiratete!
    Der
forschende Blick des Arztes war Hannah unangenehm. Um zu vermeiden, etwas zu
äußern, was man ihr als vorlaut hätte ankreiden können und dadurch ihre Chancen
zunichtezumachen, schaute sie sich in der Praxis um, in der sich fein
säuberlich Bücher neben anatomischen Schaubildern reihten. Sie sah Farngewächse
in Messingtöpfen sowie ein Gestell, an dem ein menschliches Skelett befestigt
war. Auf dem Schreibtisch des Arztes lagen Schriftstücke, Bücher und
Zeitschriften herum. Das Mobiliar wurde ergänzt durch einen Schrank, durch
dessen Glastüren Hannah Arzneien, Bandagen, Instrumente, Wundklammern, Schalen
und Handtücher ausmachen konnte. Vor allem die vielen Bücher von Dr.
Davenport hatten es ihr angetan - sie kämen glatt einer Gehaltszulage
gleich, wenn er sie bei sich anstellte.
    Ihr Blick
fiel auf eine kleine Elfenbeinstatue auf seinem

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