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laut. »Dieser Frank Dawdle war ein Kretin. Von CIA-Leuten erwarte ich das zwar, aber nicht in diesem Ausmaß. Er wollte ein einfaches Geschäft abschließen. Geld gegen Pass. Aber er musste das Ganze mit einer Drohung besudeln. Er hatte Beweise dafür, dass ich mehr war als nur der Vormund meiner geliebten Ingrid. Fotografische Beweise, offenbar.«
»Sie war sehr jung, Roman.«
»Dreizehn.« Ugrimow kaute an seiner Unterlippe und schaute an Milo vorbei auf die Glastüren, vielleicht auf sein Spiegelbild. »Außerdem auch noch schwanger. Mit meinem ... unserem ... « Er schloss die Augen und räusperte sich, dann kehrte sein Blick zu Milo zurück. »Wenn sich das herumgesprochen hätte, wäre das schlecht fürs Geschäft gewesen. Niemand interessiert sich für die Umstände und das Besondere einer Liebesbeziehung. Die Leute achten immer nur auf die Zahlen.«
Milo dachte an Stephanie und wollte ihn darauf hinweisen, dass Dreizehnjährige durch Manipulation zu allem bewegt werden konnten, auch zur Liebe. Aber er kappte diese Verbindung sofort wieder. »Sie haben sie umgebracht, um ihm zu zeigen, dass er Sie nicht mehr in der Hand hatte.«
»Sie ist gesprungen«, flüsterte er.
Milo fragte sich, ob er sich das im Lauf der Jahre eingeredet hatte.
»Jedenfalls war es eine Tragödie. Verschlimmert vielleicht noch durch Dawdles Tod kurz danach und später überschattet durch die Ereignisse in New York.« Ein plötzliches Lächeln. »Andererseits war es auch ein Glücksfall! Sie haben doch damals Ihre Frau getroffen, nicht?«
Es beunruhigte Milo, wie viel dieser Mann wusste, doch er ließ sich nichts anmerken. Er brauchte Roman Ugrimmv. »Ja, und wir sind immer noch zusammen.«
»Hab ich gehört.«
»Von wem?«
Wieder ein Lächeln.
Milo fuhr fort. »Erinnern Sie sich noch an Angela Yates? Sie war damals in Venedig bei mir.«
»Natürlich. Diese Hübsche, die den Kretin Dawdle erledigt hat. Ich habe gelesen, dass sie vor kurzem Selbstmord verübt hat. Dann habe ich erfahren, dass Sie im Zusammenhang mit ihrem Mord gesucht werden. Was stimmt denn nun?«
»Sie wurde getötet, aber nicht von mir.« »Nein?«
»Nein.«
Der Russe schob die Unterlippe vor. »Die Fragen, die Sie mir zu meinem afrikanischen Unternehmen stellen wollen - haben die was mit ihrer Ermordung zu tun?«
»Ja.«
»Ich verstehe.« Er schmatzte nachdenklich. »Milo, an dem Tag, als die hübsche Angela Yates diesen Kretin beseitigt hat, hat sich unsere Welt für immer verändert. Inzwischen haben Leute, die vorher nicht mal das Wort buchstabieren konnten, den Koran tatsächlich gelesen.« Er lächelte. »Oder sie behaupten zumindest, seine Botschaft zu kennen.«
»Und Sie haben sich mit der Welt verändert?«
Ugrimow wiegte den Kopf hin und her. »So könnte man es ausdrücken. Meine Prioritäten haben sich weiterentwickelt. Ich habe mittlerweile sehr unterschiedliche Freunde.«
»Liefern Sie Computer an Terroristen?«
»Nein, nein. Das würde ich nie machen.« »Und was ist mit China?«
Ein verwundertes Stirnrunzeln, gefolgt von Kopfschütteln. Milo hatte es allmählich satt, um den heißen Brei herum zureden, was bei Gesprächen mit Russen zum guten Ton gehörte. »Erzählen Sie.«
»Was bekomme ich als Gegenleistung?«
Milo wusste nicht, ob er einem Mann von Ugrimows Einfluss überhaupt etwas zu bieten hatte. »Wie wär's mit Informationen?«
»Worüber?«
»Alles, was Sie wollen, Roman. Wenn ich es weiß, beantworte ich die Frage.«
Nikolai kehrte mit einem frischen Grapefruit-Daiquiri zurück und stellte ihn Ugrimow hin. Der Russe lächelte. »Ihr Stil gefällt mir, Milo.«
Schweigend warteten sie, bis Nikolai gegangen war.
»Sie sind an zwei Themen interessiert. Einer Person namens Rolf Vinterberg, der Geld auf ein Konto einzahlt, und an meiner Beziehung zur Regierung des Sudan. Richtig?«
»Ja.«
»Zufälligerweise gibt es da einen gewissen Zusammenhang. Eigentlich sogar einen sehr deutlichen. Sie wissen natürlich, dass ich ein sehr mächtiger Mann bin. Aber wie viele mächtige Leute sitze ich auf einer Seifenblase, die jederzeit platzen kann. Ein Beispiel war Ihr Franklin Dawdle, der Kretin. In diesem Fall waren es meine persönlichen Vorlieben, die die Blase fast zum Platzen gebracht hätten. Heute bin ich so etabliert, dass mir so was nichts mehr anhaben kann. Aber vor sechs Jahren stand ich mit meiner Tätigkeit noch im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Ich war erst dabei, in der europäischen Wirtschaft Fuß zu fassen.
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