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ebenfalls für mich behalte. Aber was das neue Problem mit den Deutschen angeht, da kann er mir nicht weiterhelfen. Die Zeiten haben sich geändert.«
Milo konnte sein Glück nicht fassen. Der Brief des Schweizer Außenministeriums hatte Roman Ugrimows Zorn in Rachedurst verwandelt. Ohne diesen Brief hätten sie hier vielleicht schweigend herumgesessen, und Ugrimow hätte ihm nie etwas über sein langjähriges Arrangement mit Stephen Lewis alias J an Klausner alias Herbert Williams erzählt. Wie viele Namen hatte der Scheißkerl eigentlich?
Ugrimow räusperte sich und nahm einen Schluck Daiquiri. »Ich weiß nicht, was Sie für ein Spiel spielen, Milo. Ich hoffe, es richtet sich nicht gegen mich.«
»Das kann ich mir nicht vorstellen. Erzählen Sie mir vom Sudan.«
»Ah, das wird Ihnen bestimmt gefallen! Das verbindende Glied zwischen den gerade geschilderten Ereignissen und dem Sudan ist natürlich der nebulöse Mr Lewis.«
Milo stützte die Hände auf die Knie. »Ich höre.«
»Also, das war im Oktober, als wir noch Freunde waren. Lewis ist zu mir gekommen - hierher - und hat mich um einen Gefallen gebeten. Ob ich bitte den Energieminister Mr al Jaz in mein Haus einladen kann. Einige Freunde von ihm wollten in Elektrizität investieren. Ich kenne den Minister natürlich. Nicht unbedingt mein Liebling - ich habe immer noch das dumpfe Gefühl, dass er unsere Computer genauso schnell abbaut, wie wir sie installieren. Jedenfalls hat Lewis keinen Zweifel daran gelassen, dass die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit davon abhängt, also habe ich zugestimmt. Ich habe die Einladung losgeschickt, der Minister hat zugesagt, und am 4. November konnte ich ihn in meinem bescheidenen Heim begrüßen. Lewis war natürlich auch aufgetaucht und mit ihm vier stumme amerikanische Geschäftsleute. Bevor Sie mich jetzt fragen ... « Er hob die Hand. »Nein, sie haben ihre Namen nicht genannt. Überhaupt waren sie ziemlich unhöflich. Auf Lewis' Bitte hin habe ich mich ins Wohnzimmer zurückgezogen und es erst wieder verlassen, als der Energieminister laut schimpfend zur Eingangstür gestürmt ist, seine Wachleute direkt hinter sich. Ich bin mit hinausgegangen, um ihm eine gute Heimreise zu wünschen. Er hat gekocht vor Wut. Wissen Sie, was er gesagt hat?«
Milo wusste es nicht.
»An wen wir verkaufen, entscheiden wir ganz allein! Ja, genau, das hat er gesagt. Und dann noch: Wenn ihr meinem Präsidenten droht, dann glaubt eurer auch dran!« Ugrimow nickte begeistert. »In der Tat, ein beschwingter Abend.«
»Sie haben keine Ahnung, worum es bei dem Gespräch ging?«
Ugrimow schüttelte den Kopf. »Ein paar von Lewis' Leuten haben vorher nach Wanzen gesucht. Danach sind sie alle ohne ein Wort aufgebrochen, und ich musste einiges trinken, um überhaupt schlafen zu können. Manchmal gibt es diese Momente, in denen man sich nicht mehr als Herr über sein eigenes Reich fühlt. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Ja.«
Milo starrte den Mann an, während es in seinem Kopf ratterte. Herbert Williams repräsentierte eine Gruppe amerikanischer Geschäftsleute. Nach einem gescheiterten Gespräch mit dem sudanesischen Energieminister - der Zeitpunkt war wesentlich - erteilten sie dem Tiger den Auftrag zur Ermordung eines islamistischen Extremisten. Wenn ihr meinem Präsidenten droht ... Es war, wie der Tiger vermutet hatte. Der Mord sollte die Bevölkerung aufwiegeln und eine ohnehin schon labile Regierung weiter destabilisieren. Aber nicht im Interesse der Terroristen, sondern im Interesse einiger Geschäftsleute. Warum? An wen wir verkaufen, entscheiden wir ganz allein!
Was verkaufen?
Der einzige sudanesische Besitz, der für irgendjemanden in Amerika von Bedeutung war, war das Öl.
An wen verkaufte der Sudan sein Öl? An die Chinesen.
Aufgrund des Embargos kauften US-Unternehmen nichts.
Die Sonne wurde allmählich unerträglich. Milo erhob sich und trat zur Glastür, wo er unter dem vorstehenden Dach geschützt war. Er musste sich zwingen, gleichmäßig zu atmen.
»Alles in Ordnung, Mr Weaver?« »Bestens. War das jetzt alles?«
Ugrimow streckte sich auf seinem Sessel aus und führte das Glas an die Lippen. »Das ist alles. Und jetzt ist es Zeit für eine Gegenleistung. Ich kann Ihnen jede beliebige Frage stellen?«
»Wenn ich die Antwort kenne, kriegen Sie eine.«
»Also gut.« Das Gesicht des Russen verdüsterte sich. »Wohin soll ich verschwinden - was raten Sie mir?«
»Was?«
»Ich muss die Schweiz bald verlassen. Aber
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