Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
China erwähnt, gibt's Bonuspunkte.«
    40
    Als er erst einmal angefangen hatte, konnte Grainger nicht mehr aufhören zu reden. Das Klebeband fixierte seinen Körper, doch sein Kopf ruckte hin und her, während er die Einzelheiten einer Geschichte erzählte, die er wohl schon lange hatte loswerden wollen.
    »Du musst das mit einem gewissen Abstand betrachten, Milo. Wir haben einen Kontinent, der in Öl schwimmt, und dazu so ziemlich die korruptesten Regierungen, die die Welt je erlebt hat. Glaubst du, der Sudan ist ein Land des Friedens und der Liebe? Die haben sich doch schon gegenseitig die Kehle aufgeschlitzt, als wir noch gar nicht an unsere kleine Intervention gedacht haben. Und wir wollten es friedlich erledigen, das weißt du. Unsere Leute haben sich in Ugrimows Haus mit dem Energieminister getroffen und ihm einen Vorschlag gemacht: Verkauft euer Rohöl nicht mehr an die Chinesen, sondern an uns. Dafür heben wir das Embargo auf. Wir haben ihm sogar einen höheren Preis angeboten. Verstehst du? Der Präsident kriegt mehr Geld, damit er weiter zu seinem Ruhm Paläste und Statuen errichten kann. Aber der Präsident hat seinen Stolz. Bei Politikern, die ihr eigenes Volk ermorden, ist das meistens so. Der Energieminister hat ihn angerufen, und er hat rundweg abgelehnt. Also haben wir geschmeichelt. Wir haben gedroht. Schließlich haben wir angekündigt, dass wir ihm und seinem Land das Leben noch mehr zur Hölle machen, als es sowieso schon der Fall war.«
    »Es ging also nur um s Öl. Willst du darauf hinaus?«
    »Milo, du klingst wie einer von diesen Demonstranten, die achtzehn Jahre danach immer noch auf der Exxon Valdez rumreiten. Es geht um das große Ganze. Wie immer. Es ist uns egal, wenn wir hier und da ein bisschen Öl verlieren. Ein Land will nicht an uns verkaufen? Da werden wir uns nicht gleich aufplustern. Entscheidend ist nicht das Öl, sondern das neue Jahrhundert, das jetzt begonnen hat. China. Die beziehen sieben Prozent ihres Erdöls aus dem Sudan. Jedes Jahr verheizt China mehr Öl - das Land braucht mehr für seine wachsende Wirtschaft. Der Verlust von sieben Prozent wird China im Moment nicht umhauen, aber was ist nächstes Jahr? In zehn Jahren? China braucht jeden Tropfen Öl, den es sich unter den Nagel reißen kann. Ein Drittel seines Öls importiert das Land aus Afrika. Sie können es sich nicht leisten, so viel zu verlieren.«
    »Du wiederholst dich, Tom. Öl.«
    Unter den Klebebandstreifen bewegte sich seine Hand auf der Stuhllehne, und er hob einen Finger. »Warte. Das ist erst der Anfang. Denn was muss China tun, um dafür zu sorgen, dass es sein Öl kriegt? Sie brauchen ein stabiles Afrika, klar. Sie wenden sich an die Vereinten Nationen und bitten um eine Intervention im Sudan. Aber die USA werden ihr Veto gegen solche Resolutionen einlegen, solange es noch irgendwie zu rechtfertigen ist. Das ist das Schöne daran, wenn man einen permanenten Sitz im Sicherheitsrat hat. Man kann gegen alles sein Veto einlegen. Und immer so weiter, bis China völlig in die Enge getrieben ist. Bis sie - und das ist der Knackpunkt - zu einer eigenen Intervention gezwungen sind. Bis sie Tausende Soldaten aus ihrer Volksarmee da reinschicken. Wir haben unseren Irak, der uns Milliarden kostet. Wenn wir dort schon nicht rauskönnen, können wir wenigstens dafür sorgen, dass ein paar alte Freunde in die gleiche Scheiße reintappen. Es ist Zeit, dass China auch mal einen Irak am Hals hat. Sollen sie sehen, wie sie damit klarkommen.«
    Die Hände im Schoß gefaltet, musterte Milo den Alten. Er schien voller Leben, als würden die aus ihm heraussprudelnden Worte als Transfusion zu ihm zurückgeführt. »Findest du diese Strategie in Ordnung?«
    Behindert von den Fesseln, deutete Grainger ein Achselzucken an. »Okay; sie ist ziemlich hinterhältig. Aber sie hat so eine elegante Logik. Kleine Nadelstiche, ein einziger Mord, und man bringt ein ganzes Land zu Fall. Regierungen verbreiten gern die Behauptung, dass sie unabänderlich sind. Aber das trifft nur selten zu.«
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Ich habe lange daran geglaubt, Milo. Viele Jahre. Aber dann ist die Sache aus dem Ruder gelaufen. Ich meine, wenn man einen Terrorsympathisanten wie den Mullah aus dem Weg räumt, wer wird sich da ernsthaft beschweren? Damit tut man der Welt ja sogar einen Gefallen. Und wenn Chaos daraus entsteht, kann man immer noch Überraschung mimen. Aber so einfach war die Sache nicht. Es gab Zeugen, die beseitigt

Weitere Kostenlose Bücher