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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Telefonanrufen eines Mannes, den er seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Das Telefon war sein Herr und Meister. Manchmal verstrichen Wochen ohne Arbeit, und in diesen Phasen schlief und trank er viel, doch wenn er einen Auftrag erledigte, entwickelten die Ereignisse eine brutale, unabwendbare Eigendynamik. Dann musste er alles an Aufputschmitteln schlucken, was ihm unter die Finger kam, um weiterzufunktionieren. Rücksichtnahme auf Charles Alexanders Gesun dheit gehörte nicht zu seiner J obbeschreibung. Das Einzige, worum es bei seiner Arbeit ging, war die stillschweigende, anonyme Aufrechterhaltung einer staatlichen »Interessensphäre«, die sich um Charles Alexander und seinesgleichen einen Dreck scherte.
    »Es gibt keine andere Seite mehr«, hatte Angela gesagt, doch das stimmte nicht. Die andere Seite hatte viele Facetten: die Russenmafia, die chinesische Industrialisierung, herrenlose Atombomben und selbst die lautstarken Muslime in Afghanistan, die den Klammergriff Washingtons um den ölreichen Mittleren Osten lockern wollten. Nach Graingers Auffassung war jeder, der sich nicht in das Imperium ein gemeinden ließ, ein Feind, den musste wie die Barbaren vor den Toren Roms. Und jedes Mal wenn so ein Feind auf der Bildfläche erschien, läutete Charles Alexanders Telefon.
    Er fragte sich, wie viele Leichen wohl den schlammigen Boden dieser Kanäle auskleideten, und der Gedanke, sich zu ihnen zu gesellen, war immerhin ein leiser Trost. Der Tod ist der Grund, warum der Tod sinnlos ist; der Tod ist der Grund, warum das Leben sinnlos ist.
    Bring es zu Ende. Sei wenigstens einmal kein Versager. Und dann ...
    Nie mehr Flugzeuge, Grenzposten, Zollbeamten; kein gehetzter Blick über die Schulter mehr.
    Um fünf war es beschlossene Sache. Am Himmel erschien der ahnungsvolle Lichtschimmer vor der Dämmerung, und er schluckte zwei weitere Dexedrin trocken hinunter. Das Zittern kehrte zurück. Er erinnerte sich an seine Mutter und ihre utopischen Träume von einem Leben, in dem es nur noch große Stimmen gab. Was würde sie von ihm denken? Er wusste es: Sie würde ihn bewusstlos schlagen wollen. In seinem ganzen Erwachsenenleben hatte er nichts anderes getan, als für die Zuhälter und Produzenten dieser tückischen kleinen Stimmen die Drecksarbeit zu erledigen.
    Als um halb zehn der George-Michael-Fan die Osteria wieder aufsperrte, stellte Charles überrascht fest, dass er noch atmete. Er orderte zwei Espresso und wartete geduldig am Fenster, während der Mann für seinen mürrischen, kränklich aussehenden Gast Pancetta mit Ei, Knoblauch, Öl und Linguine zubereitete. Das Gericht war köstlich, doch als er den Teller noch kaum halb leergegessen hatte, hielt er inne und spähte angestrengt zum Fenster hinaus.
    Drei Leute näherten sich dem Palazzo. Der Bodyguard Nikolai, den er von gestern kannte, und dicht dahinter eine hochschwangere Frau mit einem älteren Mann. Der ältere Mann war Frank Dawdle.
    Hastig zerrte er sein Handy heraus. Angela meldete sich. »Ja?«
    »Er ist hier.«
    Charles schob das Telefon in die Tasche und legte Geld auf den Tisch. Der Barkeeper, der gerade ein altes Paar bediente, wirkte ungehalten. »Schmeckt Ihnen das Frühstück nicht?«
    »Lassen Sie es stehen«, antwortete Charles. »Bin gleich wieder da.«
    Als Angela eintraf, das Haar noch feucht von einer unterbrochenen Dusche, waren die Besucher seit zwölf Minuten im Palazzo. Entlang der Straße waren vier Touristen zu sehen, und er hoffte, dass sie bald abschwirrten. »Hast du eine Waffe?« Charles zog seine Walther heraus.
    Angela schlug ihre Jacke zurück, um ihm eine SIG Sauer im Schulterhalfter zu zeigen.
    »Lass sie stecken. Wenn geschossen werden muss, dann mach das lieber ich. Ich kann abhauen, du nicht.« »Sieh an, du passt also auf mich auf.«
    »Ja, Angela, ich pass auf dich auf.«
    Sie schob die Unterlippe vor. »Außerdem hast du Angst, dass ich es nicht über mich bringe, auf ihn zu schießen.« Ihr Blick fiel auf seine zitternde Hand. »Ich bin mir umgekehrt nicht sicher, ob du überhaupt richtig zielen kannst.«
    Er umklammerte die Walther, bis das Beben aufhörte. »Ich komm schon klar. Geh da rüber.« Er deutete auf eine Tür an der dem Palazzo gegenüberliegenden Seite des Platzes. »Dann ist er eingeklemmt. Wenn er rauskommt, verhaften wir ihn. Ganz einfach.«
    »Ganz einfach.« Sie überquerte die Straße und nahm ihren Platz in der Tür ein. Zum Glück waren inzwischen auch die Touristen verschwunden.
    Als sie

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