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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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entgegnete Charles.
    Ugrimow grinste. »Na schön. Darf ich Ihnen einen Drink anbieten? Oder trinken Sie nicht während der Arbeit?«
    »Nein, nicht während der Arbeit«, erwiderte Angela zu Charles' Verärgerung und erhob sich. Sie reichte dem Geschäftsmann eine Visitenkarte. »Bitte rufen Sie mich an, falls sich Mr Dawdle mit Ihnen in Verbindung setzt.«
    »Das werde ich ganz bestimmt.« Er wandte sich an Charles. »Do swidanja.«
    Charles gab den russischen Abschiedsgruß zurück.
    Als sie wieder unten auf der dunklen Straße waren und die feuchte, immer noch warme Luft einatmeten, gähnte Angela. »Was war das?«
    »Was meinst du?«
    »Woher wusste er, dass du Russisch sprichst?«
    »Ich sag dir ja, ich brauche dringend einen neuen Namen.« Charles spähte die Straße hinauf. »Die russische Exilgemeinde ist nicht besonders groß.«
    »Aber auch nicht besonders klein«, stellte Angela fest. »Wonach schaust du?«
    »Dort.« Er nickte in Richtung eines kleinen Schilds an der Ecke, das zu einer Osteria gehörte. »Machen wir doch dort drüben eine Weile Station. Da können wir essen und die Lage peilen.«
    »Traust du ihm nicht?«
    »Ein Typ wie der - wenn Dawdle bei ihm war, würde der das nie zugeben.«
    »Beobachte sein Haus, wenn du willst. Ich brauche meinen Schlaf.«
    »Wie wär's mit einer Pille?«
    »Die erste umsonst?« Zwinkernd unterdrückte sie ein weiteres Gähnen. »Ich muss mit Drogentests der Botschaft rechnen.«
    »Dann lass mir wenigstens eine Zigarette da.« »Seit wann rauchst du?«
    »Ich bin mitten im Aufhören.«
    Sie schüttelte eine heraus. »Sind es die Drogen, die das mit dir machen? Oder die Arbeit?«
    »Was machen?«
    »Vielleicht sind es ja die vielen Namen.« Sie gab ihm die Zigarette. »Du bist so kalt geworden. Als Milo warst du ganz anders.«
    Er blinzelte angestrengt, doch ihm fiel keine passende Erwiderung ein.
    6
    Den ersten Teil seiner Nachtwache verbrachte er in der kleinen Osteria. Ohne die Barba Fruttariol aus den Augen zu lassen, aß er Cicchetti - Meeresfrüchte und gegrilltes Gemüse in kleinen Portionen - und spülte das Ganze mit einem köstlichen Chianti hinunter. Der Barkeeper plauderte mit ihm, aber Charles wollte lieber seine Ruhe, und als der Mann George Michael als den »wohl größten Sänger der Welt« pries, machte er sich nicht die Mühe, ihm zu widersprechen oder zuzustimmen. Er schaltete auf Durchzug, und das Geschwafel des Kerls wurde zu dumpfem Hintergrundrauschen.
    Jemand hatte die Herald Tribune des heutigen Tages liegenlassen, und eine Zeit lang sann er über die Meldungen nach, vor allem über eine Aussage des US- Verteidigungsministers Donald Rumsfeld: »Nach einigen Schätzungen lassen sich 2,3 Billionen Dollar unserer Ausgaben nicht zurückverfolgen« - rund ein Viertel des Pentagon-Budgets. Ohne Rücksicht auf seine Parteizugehörigkeit bezeichnete ein gewisser Senator Nathan Irwin aus Minnesota diesen Umstand als »verdammte Schande«. Doch nicht einmal das konnte ihn bei der Stange halten.
    Ausnahmsweise dachte er nicht über Selbstmord nach, sondern über die »große Stimme«, von der ihm seine Mutter immer erzählt hatte, wenn sie ihn in North Carolina besuchte, wo er als Kind in den siebziger Jahren gelebt hatte. »Schau dir die Leute an. Alle lassen sich von kleinen Stimmen leiten: Fernsehen, Politiker, Priester, Geld. Das sind die kleinen Stimmen, die die große Stimme in uns allen übertönen. Aber hör auf mich, die kleinen Stimmen haben überhaupt nichts zu sagen. Sie täuschen uns nur, verstehst du?«
    Er war zu jung, um ihre Worte zu begreifen, und zu alt, um sich das einzugestehen. Ihre Besuche dauerten nie lange genug, um es richtig zu erklären. Außerdem war er immer müde, wenn sie mitten in der Nacht ankam und an sein Fenster klopfte, um ihn hinaus in den nahe gelegenen Park zu tragen.
    »Ich bin deine Mom, aber du darfst mich nicht Mom nennen. Ich lasse nicht zu, dass sie dich bedrängen, und ich lasse nicht zu, dass du mich mit diesem Wort bedrängst. Nicht einmal Ellen darfst du mich nennen - das ist mein Sklavenname. Mein befreiter Name ist Elsa. Kannst du das sagen?«
    »Elsa.« »Ausgezeichnet. «
    Seine frühe Kindheit wurde immer wieder von diesen Träumen unterbrochen, denn so fühlte es sich für ihn an:
    Träume vom Besuch einer Geistermutter mit einem komprimierten Unterrichtspensum. In einem Jahr schaute sie vielleicht drei- oder viermal vorbei. Als er acht war, erschien sie eine Woche lang jede Nacht und

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